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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.

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Jhr könnt also die Litteratur eines Volks
ohne ihre Sprache nicht übersehen, ihr könnt
jene durch diese kennen lernen, ihr könnt bei-
de durch einander ausbessern, denn ihre Voll-
kommenheit geht mit ziemlich gleichen Schrit-
ten fort.

Wir haben noch keinen sprachkundigen Phi-
losophen gehabt, der das für unsre Sprache
gethan hätte, was Michaelis*, in einigen
allgemeinen Exempeln der Akademie zeigte:
"daß die Sprachen einen Einfluß auf die
"Meinungen; die Meinungen auf die Spra-
"chen hätten, und wie eines durch das andere
" verbessert werden könnte." Folgende Auf-
gabe ist vielleicht nicht unwürdig untersucht
und im Einzeln bestätigt zu werden.

"Wie fern hat auch die natürliche Den-
"kungsart der Deutschen einen Einfluß in
"ihre Sprache? Und die Sprache auf ihre
"Litteratur. Von ihren Elementen, ihrer
"Aussprache und Sylbenmaas an. Wie viel

"kann
* S. Litter. Br. Th. 4. p. 366.
B 3

Jhr koͤnnt alſo die Litteratur eines Volks
ohne ihre Sprache nicht uͤberſehen, ihr koͤnnt
jene durch dieſe kennen lernen, ihr koͤnnt bei-
de durch einander ausbeſſern, denn ihre Voll-
kommenheit geht mit ziemlich gleichen Schrit-
ten fort.

Wir haben noch keinen ſprachkundigen Phi-
loſophen gehabt, der das fuͤr unſre Sprache
gethan haͤtte, was Michaelis*, in einigen
allgemeinen Exempeln der Akademie zeigte:
„daß die Sprachen einen Einfluß auf die
„Meinungen; die Meinungen auf die Spra-
„chen haͤtten, und wie eines durch das andere
„ verbeſſert werden koͤnnte.„ Folgende Auf-
gabe iſt vielleicht nicht unwuͤrdig unterſucht
und im Einzeln beſtaͤtigt zu werden.

„Wie fern hat auch die natuͤrliche Den-
„kungsart der Deutſchen einen Einfluß in
„ihre Sprache? Und die Sprache auf ihre
„Litteratur. Von ihren Elementen, ihrer
„Ausſprache und Sylbenmaas an. Wie viel

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* S. Litter. Br. Th. 4. p. 366.
B 3
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[21/0025] Jhr koͤnnt alſo die Litteratur eines Volks ohne ihre Sprache nicht uͤberſehen, ihr koͤnnt jene durch dieſe kennen lernen, ihr koͤnnt bei- de durch einander ausbeſſern, denn ihre Voll- kommenheit geht mit ziemlich gleichen Schrit- ten fort. Wir haben noch keinen ſprachkundigen Phi- loſophen gehabt, der das fuͤr unſre Sprache gethan haͤtte, was Michaelis *, in einigen allgemeinen Exempeln der Akademie zeigte: „daß die Sprachen einen Einfluß auf die „Meinungen; die Meinungen auf die Spra- „chen haͤtten, und wie eines durch das andere „ verbeſſert werden koͤnnte.„ Folgende Auf- gabe iſt vielleicht nicht unwuͤrdig unterſucht und im Einzeln beſtaͤtigt zu werden. „Wie fern hat auch die natuͤrliche Den- „kungsart der Deutſchen einen Einfluß in „ihre Sprache? Und die Sprache auf ihre „Litteratur. Von ihren Elementen, ihrer „Ausſprache und Sylbenmaas an. Wie viel „kann * S. Litter. Br. Th. 4. p. 366. B 3

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur01_1767/25>, abgerufen am 21.11.2024.