Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.die Kindheit der Welt zurücktaumeln! Ob Die Handlung geht an: die Monade Augen-
die Kindheit der Welt zuruͤcktaumeln! Ob Die Handlung geht an: die Mo̊nade Augen-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0158" n="326"/> die <hi rendition="#fr">Kindheit der Welt</hi> zuruͤcktaumeln! Ob<lb/> Bacchus mit ſeinem Gefolge nicht ſelbſt in <hi rendition="#fr">die<lb/> Kindheit der Welt</hi> gehoͤrt? Jſt das<lb/> Standort? Bachcus ſoll ja ſelbſt im Treffen<lb/> ſeyn: die Mo̊nade ſoll ja den Sturm <hi rendition="#fr">ſelbſt<lb/> ſehen,</hi> nicht in Gedanken bis in die Kind-<lb/> heit der Welt zuruͤcktaumeln: ſoll uns nicht<lb/> etwas aus alten Aeonen <hi rendition="#fr">erzaͤlen,</hi> ſondern<lb/><hi rendition="#fr">vormalen,</hi> ſo <hi rendition="#fr">vormalen,</hi> daß wir nicht<lb/> ihr Gemaͤlde, ſondern die Handlung <hi rendition="#fr">ſelbſt ſe-<lb/> hen.</hi> So macht es ſchon Pindar der Oden-<lb/> dichter — und Pindar der Dithyrambiſt? —</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Handlung</hi> geht an: die Mo̊nade<lb/> ſieht den Aetna rauchen; beſinnet ſich aber<lb/> geruhig, daß <hi rendition="#fr">vormals</hi> ein Himmelsſturm<lb/> geweſen: ſie macht uns alſo davon eine Er-<lb/> zaͤhlung nuͤchtern, ohne Feuer und Gleich-<lb/> maas: taumelt zwiſchen dem Praͤſens und<lb/> Jmperfectum: malt bald gegenwaͤrtig, bald<lb/> aus weiten Aeonen: ganz undithyrambiſch<lb/> ſchwankt ſie zwiſchen der Jdealiſchen und ſinn-<lb/> lichen Gegenwart. Jezt ſieht ſie: der <hi rendition="#fr">wur-<lb/> zelt</hi> den Caucaſus aus; den Augenblick<lb/> vorher: ich ſah die Himmelsſtuͤrmer! den<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Augen-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [326/0158]
die Kindheit der Welt zuruͤcktaumeln! Ob
Bacchus mit ſeinem Gefolge nicht ſelbſt in die
Kindheit der Welt gehoͤrt? Jſt das
Standort? Bachcus ſoll ja ſelbſt im Treffen
ſeyn: die Mo̊nade ſoll ja den Sturm ſelbſt
ſehen, nicht in Gedanken bis in die Kind-
heit der Welt zuruͤcktaumeln: ſoll uns nicht
etwas aus alten Aeonen erzaͤlen, ſondern
vormalen, ſo vormalen, daß wir nicht
ihr Gemaͤlde, ſondern die Handlung ſelbſt ſe-
hen. So macht es ſchon Pindar der Oden-
dichter — und Pindar der Dithyrambiſt? —
Die Handlung geht an: die Mo̊nade
ſieht den Aetna rauchen; beſinnet ſich aber
geruhig, daß vormals ein Himmelsſturm
geweſen: ſie macht uns alſo davon eine Er-
zaͤhlung nuͤchtern, ohne Feuer und Gleich-
maas: taumelt zwiſchen dem Praͤſens und
Jmperfectum: malt bald gegenwaͤrtig, bald
aus weiten Aeonen: ganz undithyrambiſch
ſchwankt ſie zwiſchen der Jdealiſchen und ſinn-
lichen Gegenwart. Jezt ſieht ſie: der wur-
zelt den Caucaſus aus; den Augenblick
vorher: ich ſah die Himmelsſtuͤrmer! den
Augen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |