hoffen, daß, da wir Helden haben, größer als die Helden Pindars, und Könige, grös- ser als die Mecäne des Horaz, wir weit leich- ter, und paßlicher Stoff zu Oden für Pin- dars und Horaze hätten, als für Homere und Virgile: mir entfiel der Muth, es zu versu- chen, ob nicht eine pindarische neuere Ode sich so unter die Heldenthaten und Vorfahren eines Königes verirren könnte, wie der alte Thebaner in seine Mythologie, die National und verwandt mit seinen Helden war; ich gab alles auf, und entschloß mich zum sicher- sten, meinem Lehrer die Oden Pind. und Hor. selbst zu zeigen, ohne an Nachbildungen zu denken, und da war es freilich wahr: "wenn "die Mythologie aus ihnen verwiesen werden "sollte, so sind sie freilich (p. princ. con- "trad.) nicht mehr ohne Mythologie, was sie "mit Mythologie waren, pindarische und hora- "zische Oden. Q. E. D.
Jch finde mich zum Verf. der Homer. Br. zurück. Jch glaube, erwiesen zu haben, daß der Gebrauch der Mythologie an sich nicht ganz verwerflich sey: nun bleibt die große Frage übrig: ist er denn so nüzzlich?
3. Es
hoffen, daß, da wir Helden haben, groͤßer als die Helden Pindars, und Koͤnige, groͤſ- ſer als die Mecaͤne des Horaz, wir weit leich- ter, und paßlicher Stoff zu Oden fuͤr Pin- dars und Horaze haͤtten, als fuͤr Homere und Virgile: mir entfiel der Muth, es zu verſu- chen, ob nicht eine pindariſche neuere Ode ſich ſo unter die Heldenthaten und Vorfahren eines Koͤniges verirren koͤnnte, wie der alte Thebaner in ſeine Mythologie, die National und verwandt mit ſeinen Helden war; ich gab alles auf, und entſchloß mich zum ſicher- ſten, meinem Lehrer die Oden Pind. und Hor. ſelbſt zu zeigen, ohne an Nachbildungen zu denken, und da war es freilich wahr: „wenn „die Mythologie aus ihnen verwieſen werden „ſollte, ſo ſind ſie freilich (p. princ. con- „trad.) nicht mehr ohne Mythologie, was ſie „mit Mythologie waren, pindariſche und hora- „ziſche Oden. Q. E. D.
Jch finde mich zum Verf. der Homer. Br. zuruͤck. Jch glaube, erwieſen zu haben, daß der Gebrauch der Mythologie an ſich nicht ganz verwerflich ſey: nun bleibt die große Frage uͤbrig: iſt er denn ſo nuͤzzlich?
3. Es
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hoffen, daß, da wir Helden haben, groͤßer
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ter, und paßlicher Stoff zu Oden fuͤr Pin-
dars und Horaze haͤtten, als fuͤr Homere und
Virgile: mir entfiel der Muth, es zu verſu-
chen, ob nicht eine pindariſche neuere Ode
ſich ſo unter die Heldenthaten und Vorfahren
eines Koͤniges verirren koͤnnte, wie der alte
Thebaner in ſeine Mythologie, die National
und verwandt mit ſeinen Helden war; ich
gab alles auf, und entſchloß mich zum ſicher-
ſten, meinem Lehrer die Oden Pind. und Hor.
ſelbſt zu zeigen, ohne an Nachbildungen zu
denken, und da war es freilich wahr: „wenn
„die Mythologie aus ihnen verwieſen werden
„ſollte, ſo ſind ſie freilich (p. princ. con-
„trad.) nicht mehr ohne Mythologie, was ſie
„mit Mythologie waren, pindariſche und hora-
„ziſche Oden. Q. E. D.
Jch finde mich zum Verf. der Homer. Br.
zuruͤck. Jch glaube, erwieſen zu haben, daß
der Gebrauch der Mythologie an ſich nicht
ganz verwerflich ſey: nun bleibt die große
Frage uͤbrig: iſt er denn ſo nuͤzzlich?
3. Es
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/144>, abgerufen am 09.11.2024.
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