ist die Mythologie nicht Zweck, sondern Mit- tel zu großen Absichten -- wer sie uns un- tersagt, gebe uns andere.
Der Verf. gibt uns einige; aber Schade, daß sie nicht völlig seyn können, was jene sind: er empfielt uns Allegorie*: man soll Tugenden und Laster, die Affekten der Seele u. s. w. z. E. Scham, Fruchtbarkeit, Glück, Treu, Wahrheit, Neid, Wollust, Zorn, Un- einigkeit, Gerechtigkeit, Ueberfluß, Zeit u. s. w. in Leiber hüllen, und wie der Künstler, sie auch poetisch gebrauchen. -- Wie Dichter und Künstler in dem Gebrauch derselben un- terschieden sind, hat Leßing in seinem Lao- koon ** im Vorbeigehen berühret; ob sie dem Dichter aber zu den großen Zwecken, zu de- nen er die Mythologie anwenden kann, die- nen -- Dies möchte hier am unrechten Ort eine zu lange Parenthese einschalten. Es gehöret, so wie der andre Vorschlag, die neuern Entdeckungen, und die Merkwür- digkeiten der Natur in neuerfundnen Län-
dern
*Epist. Hom. p. 128.
**Leßings Laokoon p. 113. etc.
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iſt die Mythologie nicht Zweck, ſondern Mit- tel zu großen Abſichten — wer ſie uns un- terſagt, gebe uns andere.
Der Verf. gibt uns einige; aber Schade, daß ſie nicht voͤllig ſeyn koͤnnen, was jene ſind: er empfielt uns Allegorie*: man ſoll Tugenden und Laſter, die Affekten der Seele u. ſ. w. z. E. Scham, Fruchtbarkeit, Gluͤck, Treu, Wahrheit, Neid, Wolluſt, Zorn, Un- einigkeit, Gerechtigkeit, Ueberfluß, Zeit u. ſ. w. in Leiber huͤllen, und wie der Kuͤnſtler, ſie auch poetiſch gebrauchen. — Wie Dichter und Kuͤnſtler in dem Gebrauch derſelben un- terſchieden ſind, hat Leßing in ſeinem Lao- koon ** im Vorbeigehen beruͤhret; ob ſie dem Dichter aber zu den großen Zwecken, zu de- nen er die Mythologie anwenden kann, die- nen — Dies moͤchte hier am unrechten Ort eine zu lange Parentheſe einſchalten. Es gehoͤret, ſo wie der andre Vorſchlag, die neuern Entdeckungen, und die Merkwuͤr- digkeiten der Natur in neuerfundnen Laͤn-
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*Epiſt. Hom. p. 128.
**Leßings Laokoon p. 113. ꝛc.
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iſt die Mythologie nicht Zweck, ſondern Mit-
tel zu großen Abſichten — wer ſie uns un-
terſagt, gebe uns andere.
Der Verf. gibt uns einige; aber Schade,
daß ſie nicht voͤllig ſeyn koͤnnen, was jene
ſind: er empfielt uns Allegorie *: man ſoll
Tugenden und Laſter, die Affekten der Seele
u. ſ. w. z. E. Scham, Fruchtbarkeit, Gluͤck,
Treu, Wahrheit, Neid, Wolluſt, Zorn, Un-
einigkeit, Gerechtigkeit, Ueberfluß, Zeit u. ſ. w.
in Leiber huͤllen, und wie der Kuͤnſtler, ſie
auch poetiſch gebrauchen. — Wie Dichter
und Kuͤnſtler in dem Gebrauch derſelben un-
terſchieden ſind, hat Leßing in ſeinem Lao-
koon ** im Vorbeigehen beruͤhret; ob ſie dem
Dichter aber zu den großen Zwecken, zu de-
nen er die Mythologie anwenden kann, die-
nen — Dies moͤchte hier am unrechten Ort
eine zu lange Parentheſe einſchalten. Es
gehoͤret, ſo wie der andre Vorſchlag, die
neuern Entdeckungen, und die Merkwuͤr-
digkeiten der Natur in neuerfundnen Laͤn-
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* Epiſt. Hom. p. 128.
** Leßings Laokoon p. 113. ꝛc.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/155>, abgerufen am 21.11.2024.
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