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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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Wer hat allhier der Vorgebürge Rücken
Zu Tempeln und Pallästen ausgehölt 8),
Die rund umher der Pyrrha 9) Wunder
schmücken,
Noch halb den Steinen gleich u. halb beseelt?
Jhr Götter! prächtig aus Ruinen
Erhebt sich euer Pantheon 10);
Die Weisen alle dienen,
Die Völker lernen sehon.
Sagt
8) Man bauet nach einer großen und edlen Bau-
art. Einfalt und Pracht sind beisammen.
Das Opernhaus, das Jnvalidenhaus, die
Akademie, der neue Dohm sind Zeugen da-
von, und können deswegen mit einem glatten
Felsen verglichen werden, den man inwendig
mit großer Arbeit ausgehölt hat.
9) Pyrrha und Deukalion blieben nach der
Sündfluth allein übrig, und warfen, nach
dem gottlichen Orakel, mit verhülltem Ange-
sicht Steine hinter sich, woraus Menschen in
die Höhe wuchsen. Ein schmeichelhaftes Gleich-
niß für einen Bildhauer, wenn seine Statue
mit einem Menschen verglichen wird, in dem
Zeitpunkte, wo er aufhört, Stein zu seyn,
und anfäugt, lebendig zu werden!
10) Pantheon, ein Haus, worinn alle Götter
wohnen, aus welchen jeder Priester sich einen
Schutz-
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Wer hat allhier der Vorgebuͤrge Ruͤcken
Zu Tempeln und Pallaͤſten ausgehoͤlt 8),
Die rund umher der Pyrrha 9) Wunder
ſchmuͤcken,
Noch halb den Steinen gleich u. halb beſeelt?
Jhr Goͤtter! praͤchtig aus Ruinen
Erhebt ſich euer Pantheon 10);
Die Weiſen alle dienen,
Die Voͤlker lernen ſehon.
Sagt
8) Man bauet nach einer großen und edlen Bau-
art. Einfalt und Pracht ſind beiſammen.
Das Opernhaus, das Jnvalidenhaus, die
Akademie, der neue Dohm ſind Zeugen da-
von, und koͤnnen deswegen mit einem glatten
Felſen verglichen werden, den man inwendig
mit großer Arbeit ausgehoͤlt hat.
9) Pyrrha und Deukalion blieben nach der
Suͤndfluth allein uͤbrig, und warfen, nach
dem gottlichen Orakel, mit verhuͤlltem Ange-
ſicht Steine hinter ſich, woraus Menſchen in
die Hoͤhe wuchſen. Ein ſchmeichelhaftes Gleich-
niß fuͤr einen Bildhauer, wenn ſeine Statue
mit einem Menſchen verglichen wird, in dem
Zeitpunkte, wo er aufhoͤrt, Stein zu ſeyn,
und anfaͤugt, lebendig zu werden!
10) Pantheon, ein Haus, worinn alle Goͤtter
wohnen, aus welchen jeder Prieſter ſich einen
Schutz-
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[179/0187] Wer hat allhier der Vorgebuͤrge Ruͤcken Zu Tempeln und Pallaͤſten ausgehoͤlt 8), Die rund umher der Pyrrha 9) Wunder ſchmuͤcken, Noch halb den Steinen gleich u. halb beſeelt? Jhr Goͤtter! praͤchtig aus Ruinen Erhebt ſich euer Pantheon 10); Die Weiſen alle dienen, Die Voͤlker lernen ſehon. Sagt 8) Man bauet nach einer großen und edlen Bau- art. Einfalt und Pracht ſind beiſammen. Das Opernhaus, das Jnvalidenhaus, die Akademie, der neue Dohm ſind Zeugen da- von, und koͤnnen deswegen mit einem glatten Felſen verglichen werden, den man inwendig mit großer Arbeit ausgehoͤlt hat. 9) Pyrrha und Deukalion blieben nach der Suͤndfluth allein uͤbrig, und warfen, nach dem gottlichen Orakel, mit verhuͤlltem Ange- ſicht Steine hinter ſich, woraus Menſchen in die Hoͤhe wuchſen. Ein ſchmeichelhaftes Gleich- niß fuͤr einen Bildhauer, wenn ſeine Statue mit einem Menſchen verglichen wird, in dem Zeitpunkte, wo er aufhoͤrt, Stein zu ſeyn, und anfaͤugt, lebendig zu werden! 10) Pantheon, ein Haus, worinn alle Goͤtter wohnen, aus welchen jeder Prieſter ſich einen Schutz- M 2

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/187>, abgerufen am 21.11.2024.