so untersuchet bey dieser großen ungeheuren Behauptung, auch die kleinere Hypothese: ob es der Denkart des Ganzen vortheilhafter ge- wesen wäre, unter Rom oder Griechenland zu stehen.
Sollte es nicht verdienen, daß man dem Leitfaden in den dunkeln Zeiten sorgfältig nachginge, wie sich allmälich der alte Geist der Deutschen verlohren, und der neue Geist gebildet habe? -- Sollten es nicht die Zei- ten der schwäbischen Kaiser verdienen, daß man sie mehr in ihr Licht der Deutschen Denkart sezzte: wir sind den Schweizern al- len Dank schuldig, daß sie durch die Aus- gabe einiger Denkmäler dieses Zeitalters ei- nen etwas hellern Stral auf die Litterarseite dieses Jahrhunderts geworfen. -- Sollte es nun nicht Friedrich der zweite aus diesem Hause insonderheit verdienen, daß ein Ken- ner der mittlern Geschichte ihn mehr in sein Licht setzte, da er jetzt blos in der Dunkelheit hervorschimmert. Dieser Mann, den der Schutzgeist Deutschlands brauchen wollte, um der Wiederhersteller der Griechischen und Morgenländischen Litteratur, der ächten Rö-
mischen
ſo unterſuchet bey dieſer großen ungeheuren Behauptung, auch die kleinere Hypotheſe: ob es der Denkart des Ganzen vortheilhafter ge- weſen waͤre, unter Rom oder Griechenland zu ſtehen.
Sollte es nicht verdienen, daß man dem Leitfaden in den dunkeln Zeiten ſorgfaͤltig nachginge, wie ſich allmaͤlich der alte Geiſt der Deutſchen verlohren, und der neue Geiſt gebildet habe? — Sollten es nicht die Zei- ten der ſchwaͤbiſchen Kaiſer verdienen, daß man ſie mehr in ihr Licht der Deutſchen Denkart ſezzte: wir ſind den Schweizern al- len Dank ſchuldig, daß ſie durch die Aus- gabe einiger Denkmaͤler dieſes Zeitalters ei- nen etwas hellern Stral auf die Litterarſeite dieſes Jahrhunderts geworfen. — Sollte es nun nicht Friedrich der zweite aus dieſem Hauſe inſonderheit verdienen, daß ein Ken- ner der mittlern Geſchichte ihn mehr in ſein Licht ſetzte, da er jetzt blos in der Dunkelheit hervorſchimmert. Dieſer Mann, den der Schutzgeiſt Deutſchlands brauchen wollte, um der Wiederherſteller der Griechiſchen und Morgenlaͤndiſchen Litteratur, der aͤchten Roͤ-
miſchen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0024"n="16"/>ſo unterſuchet bey dieſer großen ungeheuren<lb/>
Behauptung, auch die kleinere Hypotheſe: ob<lb/>
es der Denkart des Ganzen vortheilhafter ge-<lb/>
weſen waͤre, unter Rom oder Griechenland<lb/>
zu ſtehen.</p><lb/><p>Sollte es nicht verdienen, daß man dem<lb/>
Leitfaden in den dunkeln Zeiten ſorgfaͤltig<lb/>
nachginge, wie ſich allmaͤlich der <hirendition="#fr">alte Geiſt</hi><lb/>
der Deutſchen verlohren, und der neue Geiſt<lb/>
gebildet habe? — Sollten es nicht die Zei-<lb/>
ten der <hirendition="#fr">ſchwaͤbiſchen Kaiſer</hi> verdienen, daß<lb/>
man ſie mehr in ihr Licht der <hirendition="#fr">Deutſchen</hi><lb/>
Denkart ſezzte: wir ſind den Schweizern al-<lb/>
len Dank ſchuldig, daß ſie durch die Aus-<lb/>
gabe einiger Denkmaͤler dieſes Zeitalters ei-<lb/>
nen etwas hellern Stral auf die Litterarſeite<lb/>
dieſes Jahrhunderts geworfen. — Sollte es<lb/>
nun nicht <hirendition="#fr">Friedrich der zweite</hi> aus dieſem<lb/>
Hauſe inſonderheit verdienen, daß ein Ken-<lb/>
ner der mittlern Geſchichte ihn mehr in ſein<lb/>
Licht ſetzte, da er jetzt blos in der Dunkelheit<lb/>
hervorſchimmert. Dieſer Mann, den der<lb/>
Schutzgeiſt Deutſchlands brauchen wollte,<lb/>
um der Wiederherſteller der Griechiſchen und<lb/>
Morgenlaͤndiſchen Litteratur, der aͤchten Roͤ-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">miſchen</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[16/0024]
ſo unterſuchet bey dieſer großen ungeheuren
Behauptung, auch die kleinere Hypotheſe: ob
es der Denkart des Ganzen vortheilhafter ge-
weſen waͤre, unter Rom oder Griechenland
zu ſtehen.
Sollte es nicht verdienen, daß man dem
Leitfaden in den dunkeln Zeiten ſorgfaͤltig
nachginge, wie ſich allmaͤlich der alte Geiſt
der Deutſchen verlohren, und der neue Geiſt
gebildet habe? — Sollten es nicht die Zei-
ten der ſchwaͤbiſchen Kaiſer verdienen, daß
man ſie mehr in ihr Licht der Deutſchen
Denkart ſezzte: wir ſind den Schweizern al-
len Dank ſchuldig, daß ſie durch die Aus-
gabe einiger Denkmaͤler dieſes Zeitalters ei-
nen etwas hellern Stral auf die Litterarſeite
dieſes Jahrhunderts geworfen. — Sollte es
nun nicht Friedrich der zweite aus dieſem
Hauſe inſonderheit verdienen, daß ein Ken-
ner der mittlern Geſchichte ihn mehr in ſein
Licht ſetzte, da er jetzt blos in der Dunkelheit
hervorſchimmert. Dieſer Mann, den der
Schutzgeiſt Deutſchlands brauchen wollte,
um der Wiederherſteller der Griechiſchen und
Morgenlaͤndiſchen Litteratur, der aͤchten Roͤ-
miſchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/24>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.