Christum* (peri tes eis khriston pisteos) sind ja offenbar blos der Titel einer christli- chen Predigt, der dem Lucas und andern ge- läufig ist. Felix will von Paulus neuem Glauben was hören, aus Neugier; P. aber lenkt, statt diese zu stillen, den Vortrag dar- auf, um ihn zu bessern. Wo weiß der Rec. ** daß "Felix und seine Gemahlinn den Apostel "von den unbegreiflichsten Geheimnissen un- "serer Religion gehöret; daß sie über diese "unbegreifliche Geheimnisse nicht erschrocken "sind, daß diese unbegreifliche Geheimnisse "nicht Schuld hatten, daß sie nicht Christen "wurden --" mein Gott! wo hat der Mann das alles her? --
So auch in der Schutzrede P. vor Agrip- pa! Sie ist offenbar nichts, als Schutzrede vor einem Manne, der ein Jude war, in einem Gesichtspunkt, den er beurtheilen konnte, daß P. kein Verächter der jüdischen Religion, und worinn die christliche von jener abgehe, nö- thig, und besser sey. Hier also gar nichts für Cramer; aber wider ihn? auch nichts! wie
schwer
* p. 366.
** Ebendaseldst.
Chriſtum* (περι της εις χριστον πιστεως) ſind ja offenbar blos der Titel einer chriſtli- chen Predigt, der dem Lucas und andern ge- laͤufig iſt. Felix will von Paulus neuem Glauben was hoͤren, aus Neugier; P. aber lenkt, ſtatt dieſe zu ſtillen, den Vortrag dar- auf, um ihn zu beſſern. Wo weiß der Rec. ** daß „Felix und ſeine Gemahlinn den Apoſtel „von den unbegreiflichſten Geheimniſſen un- „ſerer Religion gehoͤret; daß ſie uͤber dieſe „unbegreifliche Geheimniſſe nicht erſchrocken „ſind, daß dieſe unbegreifliche Geheimniſſe „nicht Schuld hatten, daß ſie nicht Chriſten „wurden —„ mein Gott! wo hat der Mann das alles her? —
So auch in der Schutzrede P. vor Agrip- pa! Sie iſt offenbar nichts, als Schutzrede vor einem Manne, der ein Jude war, in einem Geſichtspunkt, den er beurtheilen konnte, daß P. kein Veraͤchter der juͤdiſchen Religion, und worinn die chriſtliche von jener abgehe, noͤ- thig, und beſſer ſey. Hier alſo gar nichts fuͤr Cramer; aber wider ihn? auch nichts! wie
ſchwer
* p. 366.
** Ebendaſeldſt.
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Chriſtum * (περι της εις χριστον πιστεως)
ſind ja offenbar blos der Titel einer chriſtli-
chen Predigt, der dem Lucas und andern ge-
laͤufig iſt. Felix will von Paulus neuem
Glauben was hoͤren, aus Neugier; P. aber
lenkt, ſtatt dieſe zu ſtillen, den Vortrag dar-
auf, um ihn zu beſſern. Wo weiß der Rec. **
daß „Felix und ſeine Gemahlinn den Apoſtel
„von den unbegreiflichſten Geheimniſſen un-
„ſerer Religion gehoͤret; daß ſie uͤber dieſe
„unbegreifliche Geheimniſſe nicht erſchrocken
„ſind, daß dieſe unbegreifliche Geheimniſſe
„nicht Schuld hatten, daß ſie nicht Chriſten
„wurden —„ mein Gott! wo hat der Mann
das alles her? —
So auch in der Schutzrede P. vor Agrip-
pa! Sie iſt offenbar nichts, als Schutzrede
vor einem Manne, der ein Jude war, in einem
Geſichtspunkt, den er beurtheilen konnte, daß
P. kein Veraͤchter der juͤdiſchen Religion, und
worinn die chriſtliche von jener abgehe, noͤ-
thig, und beſſer ſey. Hier alſo gar nichts fuͤr
Cramer; aber wider ihn? auch nichts! wie
ſchwer
* p. 366.
** Ebendaſeldſt.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/312>, abgerufen am 21.11.2024.
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