schwer sind doch die Fragen, über die der Recens. hinspringt?* "was dachten die Ju- den vom Meßias? was erwartete Agrippa in ihm? in wie weit konnte sich P. ihnen be- quemen? und mußte sie widerlegen? -" Und war das nicht blos der letzte Nebenzweck, den der Rec. so gewiß zum Hauptzwecke macht: "er mußte ihn überführen, daß Jesus der ver- sprochene Meßias sey!"
Gnug! damit nicht jemand von dieser Streitigkeit bei mir sage, was ich von diesen ganzen weitläuftigen Zänkereyen in den Litt. Br. wünsche: o wären sie nicht! Es mag indessen, wer da will, das letzte Wort behal- ten -- das fühle ich: daß ich nicht eben wün- sche, dieser Rec. zu seyn, um meiner selbst willen: und wenn ganz Deutschland voll von ihnen wäre: so würden wir jenem Kriegs- heere ähnlich seyn, welches, da der Mond den Schatten der Feinde weit von sich streckte, auf diese Schatten seine Pfeile drückte. Frei- lich war diese Tapferkeit nützlich, um sie warm
und
* Th. 6. p. 367. 368.
Fragm.IIIS. U
ſchwer ſind doch die Fragen, uͤber die der Recenſ. hinſpringt?* „was dachten die Ju- den vom Meßias? was erwartete Agrippa in ihm? in wie weit konnte ſich P. ihnen be- quemen? und mußte ſie widerlegen? –„ Und war das nicht blos der letzte Nebenzweck, den der Rec. ſo gewiß zum Hauptzwecke macht: „er mußte ihn uͤberfuͤhren, daß Jeſus der ver- ſprochene Meßias ſey!„
Gnug! damit nicht jemand von dieſer Streitigkeit bei mir ſage, was ich von dieſen ganzen weitlaͤuftigen Zaͤnkereyen in den Litt. Br. wuͤnſche: o waͤren ſie nicht! Es mag indeſſen, wer da will, das letzte Wort behal- ten — das fuͤhle ich: daß ich nicht eben wuͤn- ſche, dieſer Rec. zu ſeyn, um meiner ſelbſt willen: und wenn ganz Deutſchland voll von ihnen waͤre: ſo wuͤrden wir jenem Kriegs- heere aͤhnlich ſeyn, welches, da der Mond den Schatten der Feinde weit von ſich ſtreckte, auf dieſe Schatten ſeine Pfeile druͤckte. Frei- lich war dieſe Tapferkeit nuͤtzlich, um ſie warm
und
* Th. 6. p. 367. 368.
Fragm.IIIS. U
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ſchwer ſind doch die Fragen, uͤber die der
Recenſ. hinſpringt? * „was dachten die Ju-
den vom Meßias? was erwartete Agrippa in
ihm? in wie weit konnte ſich P. ihnen be-
quemen? und mußte ſie widerlegen? –„ Und
war das nicht blos der letzte Nebenzweck, den
der Rec. ſo gewiß zum Hauptzwecke macht:
„er mußte ihn uͤberfuͤhren, daß Jeſus der ver-
ſprochene Meßias ſey!„
Gnug! damit nicht jemand von dieſer
Streitigkeit bei mir ſage, was ich von dieſen
ganzen weitlaͤuftigen Zaͤnkereyen in den Litt.
Br. wuͤnſche: o waͤren ſie nicht! Es mag
indeſſen, wer da will, das letzte Wort behal-
ten — das fuͤhle ich: daß ich nicht eben wuͤn-
ſche, dieſer Rec. zu ſeyn, um meiner ſelbſt
willen: und wenn ganz Deutſchland voll von
ihnen waͤre: ſo wuͤrden wir jenem Kriegs-
heere aͤhnlich ſeyn, welches, da der Mond den
Schatten der Feinde weit von ſich ſtreckte,
auf dieſe Schatten ſeine Pfeile druͤckte. Frei-
lich war dieſe Tapferkeit nuͤtzlich, um ſie warm
und
* Th. 6. p. 367. 368.
Fragm. III S. U
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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