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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.

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Mir Thoren war's als ob ich Dich schon kenne,
Als ob gesäugt uns Einer Mutter Brüste,
Der Mutter, die ich mein Jahrhundert nenne;
Mir war's, als ob ich in der deutschen Wüste
Von einem fernen Quell das Rieseln höre,
Und träumend lag ich an Atlantis' Küste,
Und ich vernahm so feierlich: "Ich schwöre!"
Herüber klangen von der Ostsee Borden
In meine Republik die Jubelchöre.
Begeistert rief ich: "Hoher Fürst im Norden!
Das Mädchen, drum die Väter einst gefreit,
Ist für die Söhne schier zu alt geworden:
"Du führ' herauf die junge, große Zeit!
Laß unbesorgt den welken Reiz vermodern
Und um den Tod der Knechtschaft trag' kein Leid,
"Den Geistern gieb die Sühne, die sie fodern.
Laß endlich das gelobte Land uns erben!
Der Freiheit Oriflamme, laß sie lodern!
Mir Thoren war's als ob ich Dich ſchon kenne,
Als ob geſäugt uns Einer Mutter Brüſte,
Der Mutter, die ich mein Jahrhundert nenne;
Mir war's, als ob ich in der deutſchen Wüſte
Von einem fernen Quell das Rieſeln höre,
Und träumend lag ich an Atlantis' Küſte,
Und ich vernahm ſo feierlich: „Ich ſchwöre!“
Herüber klangen von der Oſtſee Borden
In meine Republik die Jubelchöre.
Begeiſtert rief ich: „Hoher Fürſt im Norden!
Das Mädchen, drum die Väter einſt gefreit,
Iſt für die Söhne ſchier zu alt geworden:
Du führ' herauf die junge, große Zeit!
Laß unbeſorgt den welken Reiz vermodern
Und um den Tod der Knechtſchaft trag' kein Leid,
„Den Geiſtern gieb die Sühne, die ſie fodern.
Laß endlich das gelobte Land uns erben!
Der Freiheit Oriflamme, laß ſie lodern!
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[160/0170] Mir Thoren war's als ob ich Dich ſchon kenne, Als ob geſäugt uns Einer Mutter Brüſte, Der Mutter, die ich mein Jahrhundert nenne; Mir war's, als ob ich in der deutſchen Wüſte Von einem fernen Quell das Rieſeln höre, Und träumend lag ich an Atlantis' Küſte, Und ich vernahm ſo feierlich: „Ich ſchwöre!“ Herüber klangen von der Oſtſee Borden In meine Republik die Jubelchöre. Begeiſtert rief ich: „Hoher Fürſt im Norden! Das Mädchen, drum die Väter einſt gefreit, Iſt für die Söhne ſchier zu alt geworden: „Du führ' herauf die junge, große Zeit! Laß unbeſorgt den welken Reiz vermodern Und um den Tod der Knechtſchaft trag' kein Leid, „Den Geiſtern gieb die Sühne, die ſie fodern. Laß endlich das gelobte Land uns erben! Der Freiheit Oriflamme, laß ſie lodern!

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/170>, abgerufen am 24.11.2024.