[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.Auch diese Frucht sollst du ersiegen, Wenn erst das Salz dein Ruder netzt, Und all die Sterne, die sich jetzt Stolz über'm Haubt dir wiegen, Gleich schmucken Sklaven dir zu Füßen liegen; So zwischen zweien Himmeln hinzufliegen -- Diß Ziel ist dir gesetzt! O blick' hinaus ins Schrankenlose! Bestürmt dein Herz nicht hohe Lust, Wenn, wie an einer Mädchenbrust Die aufgeblühte Rose, Die Sonne zittert in des Meeres Schooße? Und rauschen nicht der Tiefe tausend Moose Dir zu: du mußt! du mußt!? Gleicht nicht das heil'ge Meer dem weiten
Friedhof der Welt, darüber hin Die Wogen Decken von Rubin Und grüne Hügel breiten? Um deiner Todten Asche mußt du streiten! Ha! schlummern nicht aus deiner Hansa Zeiten Auch deutsche Helden drin? Auch dieſe Frucht ſollſt du erſiegen, Wenn erſt das Salz dein Ruder netzt, Und all die Sterne, die ſich jetzt Stolz über'm Haubt dir wiegen, Gleich ſchmucken Sklaven dir zu Füßen liegen; So zwiſchen zweien Himmeln hinzufliegen — Diß Ziel iſt dir geſetzt! O blick' hinaus ins Schrankenloſe! Beſtürmt dein Herz nicht hohe Luſt, Wenn, wie an einer Mädchenbruſt Die aufgeblühte Roſe, Die Sonne zittert in des Meeres Schooße? Und rauſchen nicht der Tiefe tauſend Mooſe Dir zu: du mußt! du mußt!? Gleicht nicht das heil'ge Meer dem weiten
Friedhof der Welt, darüber hin Die Wogen Decken von Rubin Und grüne Hügel breiten? Um deiner Todten Aſche mußt du ſtreiten! Ha! ſchlummern nicht aus deiner Hanſa Zeiten Auch deutſche Helden drin? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0038" n="28"/> <lg n="5"> <l>Auch <hi rendition="#g">dieſe</hi> Frucht ſollſt du erſiegen,</l><lb/> <l>Wenn erſt das Salz dein Ruder netzt,</l><lb/> <l>Und all die Sterne, die ſich jetzt</l><lb/> <l>Stolz über'm Haubt dir wiegen,</l><lb/> <l>Gleich ſchmucken Sklaven dir zu Füßen liegen;</l><lb/> <l>So zwiſchen zweien Himmeln hinzufliegen —</l><lb/> <l>Diß Ziel iſt dir geſetzt!</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>O blick' hinaus ins Schrankenloſe!</l><lb/> <l>Beſtürmt dein Herz nicht hohe Luſt,</l><lb/> <l>Wenn, wie an einer Mädchenbruſt</l><lb/> <l>Die aufgeblühte Roſe,</l><lb/> <l>Die Sonne zittert in des Meeres Schooße?</l><lb/> <l>Und rauſchen nicht der Tiefe tauſend Mooſe</l><lb/> <l>Dir zu: du mußt! du mußt!?</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Gleicht nicht das heil'ge Meer dem weiten</l><lb/> <l>Friedhof der Welt, darüber hin</l><lb/> <l>Die Wogen Decken von Rubin</l><lb/> <l>Und grüne Hügel breiten?</l><lb/> <l>Um deiner Todten Aſche mußt du ſtreiten!</l><lb/> <l>Ha! ſchlummern nicht aus deiner Hanſa Zeiten</l><lb/> <l>Auch deutſche Helden drin?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [28/0038]
Auch dieſe Frucht ſollſt du erſiegen,
Wenn erſt das Salz dein Ruder netzt,
Und all die Sterne, die ſich jetzt
Stolz über'm Haubt dir wiegen,
Gleich ſchmucken Sklaven dir zu Füßen liegen;
So zwiſchen zweien Himmeln hinzufliegen —
Diß Ziel iſt dir geſetzt!
O blick' hinaus ins Schrankenloſe!
Beſtürmt dein Herz nicht hohe Luſt,
Wenn, wie an einer Mädchenbruſt
Die aufgeblühte Roſe,
Die Sonne zittert in des Meeres Schooße?
Und rauſchen nicht der Tiefe tauſend Mooſe
Dir zu: du mußt! du mußt!?
Gleicht nicht das heil'ge Meer dem weiten
Friedhof der Welt, darüber hin
Die Wogen Decken von Rubin
Und grüne Hügel breiten?
Um deiner Todten Aſche mußt du ſtreiten!
Ha! ſchlummern nicht aus deiner Hanſa Zeiten
Auch deutſche Helden drin?
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