Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896.besteht, ist etwas kümmerlich Kleines, doch das Grösste ist Was ist das Princip der Assistance par le travail? Das Princip ist, dass man jedem Bedürftigen unskilled Die Arbeitshilfe gibt also Jedem Arbeit. Hat sie denn Die Assistance verliert freilich die zehn Centimes. Die Hinzu kommt das Moralische. Erreicht wird schon durch Das Gebrechen der bisherigen kleinen Einrichtung ist, In einer alten Gesellschaft wird für die Assistance par le besteht, ist etwas kümmerlich Kleines, doch das Grösste ist Was ist das Princip der Assistance par le travail? Das Princip ist, dass man jedem Bedürftigen unskilled Die Arbeitshilfe gibt also Jedem Arbeit. Hat sie denn Die Assistance verliert freilich die zehn Centimes. Die Hinzu kommt das Moralische. Erreicht wird schon durch Das Gebrechen der bisherigen kleinen Einrichtung ist, In einer alten Gesellschaft wird für die Assistance par le <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040"/> besteht, ist etwas kümmerlich Kleines, doch das Grösste ist<lb/> daraus zu machen.<lb/></p> <p>Was ist das Princip der Assistance par le travail?<lb/></p> <p>Das Princip ist, dass man jedem Bedürftigen unskilled<lb/> labour gibt, eine leichte, ungelernte Arbeit, wie z. B. Holzverkleinern,<lb/> die Erzeugung der „margotins“, mit denen in den<lb/> Pariser Haushaltungen das Herdfeuer angemacht wird. Es ist<lb/> eine Art Gefangenhausarbeit <hi rendition="#g">vor</hi> dem Verbrechen, das heisst<lb/> ohne Ehrlosigkeit. Niemand braucht mehr aus Noth zum Verbrechen<lb/> zu schreiten, wenn er arbeiten will. Aus Hunger dürfen<lb/> keine Selbstmorde mehr begangen werden. Diese sind ja ohnehin<lb/> eines der ärgsten Schandmale einer Cultur, wo vom Tische<lb/> der Reichen den Hunden Leckerbissen hingeworfen werden.<lb/></p> <p>Die Arbeitshilfe gibt also Jedem Arbeit. Hat sie denn<lb/> für die Producte Absatz? Nein. Wenigstens nicht genügenden.<lb/> Hier ist der Mangel der bestehenden Organisation. Diese Assistance<lb/> arbeitet immer mit Verlust. Allerdings ist sie auf den<lb/> Verlust gefasst. Es ist ja eine Wohlthätigkeitsanstalt. Die Spende<lb/> stellt sich hier dar als Differenz zwischen Gestehungskosten<lb/> und erlöstem Preise. Statt dem Bettler zwei Sous zu geben,<lb/> gibt sie ihm eine Arbeit, an der sie zwei Sous verliert. Der<lb/> lumpige Bettler aber, der zum edlen Arbeiter geworden ist,<lb/> verdient 1 Francs 50 Centimes. Für 10 Centimes 150! Das<lb/> heisst, die nicht mehr beschämende Wohlthat verfünfzehnfachen.<lb/> Das heisst, aus einer Milliarde fünfzehn Milliarden machen!<lb/></p> <p>Die Assistance verliert freilich die zehn Centimes. Die<lb/> Jewish Company wird die Milliarde nicht verlieren, sondern<lb/> riesige Gewinne erzielen.<lb/></p> <p>Hinzu kommt das Moralische. Erreicht wird schon durch<lb/> die kleine Arbeitshilfe, wie sie jetzt existirt, die sittliche Aufrichtung<lb/> durch die Arbeit, bis der beschäftigungslose Mensch<lb/> eine seinen Fähigkeiten angemessene Stellung in seinem früheren<lb/> oder einem neuen Berufe gefunden hat. Er hat täglich einige<lb/> Stunden für das Suchen frei, auch vermittelt die Assistance<lb/> Dienste.<lb/></p> <p>Das Gebrechen der bisherigen kleinen Einrichtung ist,<lb/> dass den Holzhändlern etc. keine Concurrenz gemacht werden<lb/> darf. Die Holzhändler sind Wähler, sie würden schreien, und<lb/> sie hätten Recht. Auch der Gefangenhausarbeit des Staates<lb/> darf keine Concurrenz gemacht werden, der Staat muss seine<lb/> Verbrecher beschäftigen und verpflegen.<lb/></p> <p>In einer alten Gesellschaft wird für die Assistance par le<lb/> travail überhaupt schwer Raum zu schaffen sein.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
besteht, ist etwas kümmerlich Kleines, doch das Grösste ist
daraus zu machen.
Was ist das Princip der Assistance par le travail?
Das Princip ist, dass man jedem Bedürftigen unskilled
labour gibt, eine leichte, ungelernte Arbeit, wie z. B. Holzverkleinern,
die Erzeugung der „margotins“, mit denen in den
Pariser Haushaltungen das Herdfeuer angemacht wird. Es ist
eine Art Gefangenhausarbeit vor dem Verbrechen, das heisst
ohne Ehrlosigkeit. Niemand braucht mehr aus Noth zum Verbrechen
zu schreiten, wenn er arbeiten will. Aus Hunger dürfen
keine Selbstmorde mehr begangen werden. Diese sind ja ohnehin
eines der ärgsten Schandmale einer Cultur, wo vom Tische
der Reichen den Hunden Leckerbissen hingeworfen werden.
Die Arbeitshilfe gibt also Jedem Arbeit. Hat sie denn
für die Producte Absatz? Nein. Wenigstens nicht genügenden.
Hier ist der Mangel der bestehenden Organisation. Diese Assistance
arbeitet immer mit Verlust. Allerdings ist sie auf den
Verlust gefasst. Es ist ja eine Wohlthätigkeitsanstalt. Die Spende
stellt sich hier dar als Differenz zwischen Gestehungskosten
und erlöstem Preise. Statt dem Bettler zwei Sous zu geben,
gibt sie ihm eine Arbeit, an der sie zwei Sous verliert. Der
lumpige Bettler aber, der zum edlen Arbeiter geworden ist,
verdient 1 Francs 50 Centimes. Für 10 Centimes 150! Das
heisst, die nicht mehr beschämende Wohlthat verfünfzehnfachen.
Das heisst, aus einer Milliarde fünfzehn Milliarden machen!
Die Assistance verliert freilich die zehn Centimes. Die
Jewish Company wird die Milliarde nicht verlieren, sondern
riesige Gewinne erzielen.
Hinzu kommt das Moralische. Erreicht wird schon durch
die kleine Arbeitshilfe, wie sie jetzt existirt, die sittliche Aufrichtung
durch die Arbeit, bis der beschäftigungslose Mensch
eine seinen Fähigkeiten angemessene Stellung in seinem früheren
oder einem neuen Berufe gefunden hat. Er hat täglich einige
Stunden für das Suchen frei, auch vermittelt die Assistance
Dienste.
Das Gebrechen der bisherigen kleinen Einrichtung ist,
dass den Holzhändlern etc. keine Concurrenz gemacht werden
darf. Die Holzhändler sind Wähler, sie würden schreien, und
sie hätten Recht. Auch der Gefangenhausarbeit des Staates
darf keine Concurrenz gemacht werden, der Staat muss seine
Verbrecher beschäftigen und verpflegen.
In einer alten Gesellschaft wird für die Assistance par le
travail überhaupt schwer Raum zu schaffen sein.
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