Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Narr, -- erwiderte der Andere, -- du bist nicht auf den Heerstraßen von Cumberland. Und was den grauen John anbelangt, so ist er keineswegs ein Lumpenhund, wenn er auch gekleidet ist, als wäre er eben aus den Zähnen von des Herzogs von D. Fuchshunden erlöset. Er ist der erste Gentleman seiner Zunft und hat sein Schäfchen im Trocknen. Sauberes Volk, ihr in London! fiel der Andere ein; -- was würde unser voriger Squire in Oldplace sagen, daß ihr hier einen gaunerischen Bettler Gentleman nennt, wie ihn! Ich wünschte, der Squire hätte die letzten zehn Jahre des grauen John tägliche Einnahme und seine Kunst hauszuhalten besessen, so hätte er nicht seine schönen Waldungen, die letzten in der Grafschaft, dem Wucherer aus Liverpool überlassen müssen, der uns aus dem schönen grünen Schlupfwinkel getrieben hat, indem er die Bäume umschlagen ließ und sie als Stabholz verkaufte. Der graue John tauscht nicht mit dem reichen dicken Bierbrauer in Carlisle, denn er ist wohl so reich als dieser, und -- bezahlt keine Taxen. -- Uebrigens weiß ich ganz gewiß, daß er heute Abend zehn Pfund bei sich hat. Nun, so mag er sich vorsehen, -- rief der Erste, -- fünf davon gehören mir, und ich bekomme ganz höllische Gedanken. -- Hole der Henker den grauen John! Der Hund ist nicht einer von den Unsern und doch kein ehrlicher Kerl. Er steht so in der Mitte Narr, — erwiderte der Andere, — du bist nicht auf den Heerstraßen von Cumberland. Und was den grauen John anbelangt, so ist er keineswegs ein Lumpenhund, wenn er auch gekleidet ist, als wäre er eben aus den Zähnen von des Herzogs von D. Fuchshunden erlöset. Er ist der erste Gentleman seiner Zunft und hat sein Schäfchen im Trocknen. Sauberes Volk, ihr in London! fiel der Andere ein; — was würde unser voriger Squire in Oldplace sagen, daß ihr hier einen gaunerischen Bettler Gentleman nennt, wie ihn! Ich wünschte, der Squire hätte die letzten zehn Jahre des grauen John tägliche Einnahme und seine Kunst hauszuhalten besessen, so hätte er nicht seine schönen Waldungen, die letzten in der Grafschaft, dem Wucherer aus Liverpool überlassen müssen, der uns aus dem schönen grünen Schlupfwinkel getrieben hat, indem er die Bäume umschlagen ließ und sie als Stabholz verkaufte. Der graue John tauscht nicht mit dem reichen dicken Bierbrauer in Carlisle, denn er ist wohl so reich als dieser, und — bezahlt keine Taxen. — Uebrigens weiß ich ganz gewiß, daß er heute Abend zehn Pfund bei sich hat. Nun, so mag er sich vorsehen, — rief der Erste, — fünf davon gehören mir, und ich bekomme ganz höllische Gedanken. — Hole der Henker den grauen John! Der Hund ist nicht einer von den Unsern und doch kein ehrlicher Kerl. Er steht so in der Mitte <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0011"/> <p>Narr, — erwiderte der Andere, — du bist nicht auf den Heerstraßen von Cumberland. Und was den grauen John anbelangt, so ist er keineswegs ein Lumpenhund, wenn er auch gekleidet ist, als wäre er eben aus den Zähnen von des Herzogs von D. Fuchshunden erlöset. Er ist der erste Gentleman seiner Zunft und hat sein Schäfchen im Trocknen.</p><lb/> <p>Sauberes Volk, ihr in London! fiel der Andere ein; — was würde unser voriger Squire in Oldplace sagen, daß ihr hier einen gaunerischen Bettler Gentleman nennt, wie ihn!</p><lb/> <p>Ich wünschte, der Squire hätte die letzten zehn Jahre des grauen John tägliche Einnahme und seine Kunst hauszuhalten besessen, so hätte er nicht seine schönen Waldungen, die letzten in der Grafschaft, dem Wucherer aus Liverpool überlassen müssen, der uns aus dem schönen grünen Schlupfwinkel getrieben hat, indem er die Bäume umschlagen ließ und sie als Stabholz verkaufte. Der graue John tauscht nicht mit dem reichen dicken Bierbrauer in Carlisle, denn er ist wohl so reich als dieser, und — bezahlt keine Taxen. — Uebrigens weiß ich ganz gewiß, daß er heute Abend zehn Pfund bei sich hat.</p><lb/> <p>Nun, so mag er sich vorsehen, — rief der Erste, — fünf davon gehören mir, und ich bekomme ganz höllische Gedanken. — Hole der Henker den grauen John! Der Hund ist nicht einer von den Unsern und doch kein ehrlicher Kerl. Er steht so in der Mitte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
Narr, — erwiderte der Andere, — du bist nicht auf den Heerstraßen von Cumberland. Und was den grauen John anbelangt, so ist er keineswegs ein Lumpenhund, wenn er auch gekleidet ist, als wäre er eben aus den Zähnen von des Herzogs von D. Fuchshunden erlöset. Er ist der erste Gentleman seiner Zunft und hat sein Schäfchen im Trocknen.
Sauberes Volk, ihr in London! fiel der Andere ein; — was würde unser voriger Squire in Oldplace sagen, daß ihr hier einen gaunerischen Bettler Gentleman nennt, wie ihn!
Ich wünschte, der Squire hätte die letzten zehn Jahre des grauen John tägliche Einnahme und seine Kunst hauszuhalten besessen, so hätte er nicht seine schönen Waldungen, die letzten in der Grafschaft, dem Wucherer aus Liverpool überlassen müssen, der uns aus dem schönen grünen Schlupfwinkel getrieben hat, indem er die Bäume umschlagen ließ und sie als Stabholz verkaufte. Der graue John tauscht nicht mit dem reichen dicken Bierbrauer in Carlisle, denn er ist wohl so reich als dieser, und — bezahlt keine Taxen. — Uebrigens weiß ich ganz gewiß, daß er heute Abend zehn Pfund bei sich hat.
Nun, so mag er sich vorsehen, — rief der Erste, — fünf davon gehören mir, und ich bekomme ganz höllische Gedanken. — Hole der Henker den grauen John! Der Hund ist nicht einer von den Unsern und doch kein ehrlicher Kerl. Er steht so in der Mitte
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