Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.sprach dann über einen andern gleichgültigen Gegenstand und entfernte sich schon nach wenigen Worten. Der Herbst kam unterdessen heran, und Williams' Landhaus war so weit fertig, um bewohnt werden zu können. Er veranstaltete an einem Sonntage ein ländliches Fest zu dessen Einweihung, bei welchem er sämmtliche Dorfbewohner in der Scheune, im Hause indessen die Familie des Mr. Leads, die beiden Deutschen, den Pfarrer des Ortes und einige gebildete Nachbarn trefflich bewirthete. Betty, Mr. Leads' reizende Tochter, machte die Wirthin des Hauses, und war ganz Fröhlichkeit und Lust. Gegen Ende der Tafel erhob sich Williams und trank mit glühenden Wangen und einem zärtlichen Blicke nach dem Mädchen hinüber auf das Wohl der künftigen Gebieterin dieses Landsitzes. Was Jedermann schon seit dem Anfange des Mahles geahnet hatte, kam nun zur Sprache. Mr. Leads erklärte mit behaglichem Schmunzeln seine Tochter als Braut des sehr achtbaren Mr. Williams, der bereits am Morgen beim Vater um sie geworben und Betty's so wie der Eltern herzliches Jawort erhalten habe. Zugleich bediente sich Mr. Leads, wie er sich ausdrückte, der Freiheit, die ganze Gesellschaft zur Hochzeit bei sich einzuladen, welche binnen vier Wochen in seinem eigenen Hause gefeiert werden solle. Niemand vernahm die Kunde von dieser Hauptveränderung, welche der Sonntagsgesellschaft in der Papst- sprach dann über einen andern gleichgültigen Gegenstand und entfernte sich schon nach wenigen Worten. Der Herbst kam unterdessen heran, und Williams' Landhaus war so weit fertig, um bewohnt werden zu können. Er veranstaltete an einem Sonntage ein ländliches Fest zu dessen Einweihung, bei welchem er sämmtliche Dorfbewohner in der Scheune, im Hause indessen die Familie des Mr. Leads, die beiden Deutschen, den Pfarrer des Ortes und einige gebildete Nachbarn trefflich bewirthete. Betty, Mr. Leads' reizende Tochter, machte die Wirthin des Hauses, und war ganz Fröhlichkeit und Lust. Gegen Ende der Tafel erhob sich Williams und trank mit glühenden Wangen und einem zärtlichen Blicke nach dem Mädchen hinüber auf das Wohl der künftigen Gebieterin dieses Landsitzes. Was Jedermann schon seit dem Anfange des Mahles geahnet hatte, kam nun zur Sprache. Mr. Leads erklärte mit behaglichem Schmunzeln seine Tochter als Braut des sehr achtbaren Mr. Williams, der bereits am Morgen beim Vater um sie geworben und Betty's so wie der Eltern herzliches Jawort erhalten habe. Zugleich bediente sich Mr. Leads, wie er sich ausdrückte, der Freiheit, die ganze Gesellschaft zur Hochzeit bei sich einzuladen, welche binnen vier Wochen in seinem eigenen Hause gefeiert werden solle. Niemand vernahm die Kunde von dieser Hauptveränderung, welche der Sonntagsgesellschaft in der Papst- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0041"/> sprach dann über einen andern gleichgültigen Gegenstand und entfernte sich schon nach wenigen Worten.</p><lb/> <p>Der Herbst kam unterdessen heran, und Williams' Landhaus war so weit fertig, um bewohnt werden zu können. Er veranstaltete an einem Sonntage ein ländliches Fest zu dessen Einweihung, bei welchem er sämmtliche Dorfbewohner in der Scheune, im Hause indessen die Familie des Mr. Leads, die beiden Deutschen, den Pfarrer des Ortes und einige gebildete Nachbarn trefflich bewirthete. Betty, Mr. Leads' reizende Tochter, machte die Wirthin des Hauses, und war ganz Fröhlichkeit und Lust. Gegen Ende der Tafel erhob sich Williams und trank mit glühenden Wangen und einem zärtlichen Blicke nach dem Mädchen hinüber auf das Wohl der künftigen Gebieterin dieses Landsitzes. Was Jedermann schon seit dem Anfange des Mahles geahnet hatte, kam nun zur Sprache. Mr. Leads erklärte mit behaglichem Schmunzeln seine Tochter als Braut des sehr achtbaren Mr. Williams, der bereits am Morgen beim Vater um sie geworben und Betty's so wie der Eltern herzliches Jawort erhalten habe. Zugleich bediente sich Mr. Leads, wie er sich ausdrückte, der Freiheit, die ganze Gesellschaft zur Hochzeit bei sich einzuladen, welche binnen vier Wochen in seinem eigenen Hause gefeiert werden solle.</p><lb/> <p>Niemand vernahm die Kunde von dieser Hauptveränderung, welche der Sonntagsgesellschaft in der Papst-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
sprach dann über einen andern gleichgültigen Gegenstand und entfernte sich schon nach wenigen Worten.
Der Herbst kam unterdessen heran, und Williams' Landhaus war so weit fertig, um bewohnt werden zu können. Er veranstaltete an einem Sonntage ein ländliches Fest zu dessen Einweihung, bei welchem er sämmtliche Dorfbewohner in der Scheune, im Hause indessen die Familie des Mr. Leads, die beiden Deutschen, den Pfarrer des Ortes und einige gebildete Nachbarn trefflich bewirthete. Betty, Mr. Leads' reizende Tochter, machte die Wirthin des Hauses, und war ganz Fröhlichkeit und Lust. Gegen Ende der Tafel erhob sich Williams und trank mit glühenden Wangen und einem zärtlichen Blicke nach dem Mädchen hinüber auf das Wohl der künftigen Gebieterin dieses Landsitzes. Was Jedermann schon seit dem Anfange des Mahles geahnet hatte, kam nun zur Sprache. Mr. Leads erklärte mit behaglichem Schmunzeln seine Tochter als Braut des sehr achtbaren Mr. Williams, der bereits am Morgen beim Vater um sie geworben und Betty's so wie der Eltern herzliches Jawort erhalten habe. Zugleich bediente sich Mr. Leads, wie er sich ausdrückte, der Freiheit, die ganze Gesellschaft zur Hochzeit bei sich einzuladen, welche binnen vier Wochen in seinem eigenen Hause gefeiert werden solle.
Niemand vernahm die Kunde von dieser Hauptveränderung, welche der Sonntagsgesellschaft in der Papst-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T11:12:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T11:12:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |