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Heymann, Lida Gustava: Wird die Mitarbeit der Frauen in den politischen Männerparteien das Frauenstimmrecht fördern? Gautzsch b. Leipzig, 1911.

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Rücksprache oder schriftliche Anfrage darüber zu unterrichten haben,
welche Stellung der Kandidat zu den Frauenforderungen einnimmt."

Nach Aufzählung aller altbekannten Forderungen. die die Frauen-
bewegung aller Schattierungen seit 60 Jahren aufgestellt hat, fährt die
Verfasserin fort: "Zu allen diesen Frauenforderungen, wozu dann natür-
lich noch diese oder jene, durch lokale Verhältnisse bedingte, hinzu-
kommen, sollen sich die Kandidaten äußern. Die Frauen sollen
aber nicht darauf festgelegt werden, nur solche Kandi-
daten zu unterstützen, die uneingeschränkt für
die Forderung des Frauenstimmrechts eintreten.

Es ist den Frauen im einzelnen Fall zu überlassen, wie weit sie ihre Mit-
arbeit von der Stellung des Kandidaten zu den Forderungen abhängig
machen wollen. Der Ausschuß fürchtet, sonst manchen vom Stand-
punkt der Fortschrittlichen Volkspartei aus wünschenswerten Kandi-
daten nicht zum Siege verhelfen zu können."

Auch wir deutschen Frauen, die wir Frauenstimmrecht nicht dem
Parteigeist und der Parteidisziplin unterordnen, rufen mit unsern eng-
lischen Schwestern aus: "The political women are the weakness of our
movement".

Selbstachtung hätte gefordert, daß die der Partei angehörigen
Frauen, die nach ihrer jammervollen Niederlage in der Partei verblieben
und den Arbeitsausschuß bildeten, es taten, um bei den kommenden
Wahlen zu erklären, wir Frauen unterstützen keinen Kandidaten, mag
er vom Parteistandpunkt der Männer aus noch so tauglich sein, der nicht
jederzeit und überall für Frauenstimmrecht eintritt. Bei dieser charakter-
losen Haltung können die Frauen sich allerdings nicht wundern, wenn
der nächste Parteitag abermals ablehnt, das Frauenstimmrecht ins
Programm aufzunehmen. "Warum sich mit einer Forderung belasten,
die die Majorität der liberalen Wähler vor den Kopf stößt und der Partei
keinen Gewinn bringt, denn den Frauen. deren Hilfe wir brauchen".
sagen sich die liberalen Männer, "können wir bieten was wir wollen;
die bleiben uns treu, die dienen weiter, die besitzen die Engelsgeduld
des untertänigen deutschen Weibes. von der wir fälschlich angenommen
hatten, daß sie bereits der Vergangenheit angehörte".

Kläglicher als diese traurige Wahlparole des Arbeitsausschußes,
ist das Vorgehen einiger liberaler Frauen in Hamburg, die sich Frauen-
gruppe des Wahlvereins der fortschrittlichen Volkspartei nennen und
an ihre Mitglieder am 27. Februar 1911 ein Schreiben zur Beteiligung
bei Wahlen richteten, welches wörtlich den Passus enthält:

"Während der Wahlzeit eifrige Mitarbeit; Besuch der Wahlversamm-
lungen; Eingreifen in die Debatte; Stellungnahme zu allen politischen
Fragen ohne Hervordrängen unserer speziellen politischen Forderungen.
Nach den Wahlen bei jeder sich bietenden Gelegenheit unsere Forder-
ungen vorbringen, zu dem Zweck Verfolgen des politischen Lebens hier
und im Reich."

Aus diesen Worten spricht bereits ganz derselbe Geist. der die Partei-
politik der Männer beherrscht, nämlich um des Stimmenfangs willen
Gesinnung. Charakter und Grundsätze verleugnen. Es mußte uns mit
banger Sorge erfüllen, wenn es sich hier nicht eben um eine ganz kleine

Rücksprache oder schriftliche Anfrage darüber zu unterrichten haben,
welche Stellung der Kandidat zu den Frauenforderungen einnimmt.“

Nach Aufzählung aller altbekannten Forderungen. die die Frauen-
bewegung aller Schattierungen seit 60 Jahren aufgestellt hat, fährt die
Verfasserin fort: „Zu allen diesen Frauenforderungen, wozu dann natür-
lich noch diese oder jene, durch lokale Verhältnisse bedingte, hinzu-
kommen, sollen sich die Kandidaten äußern. Die Frauen sollen
aber nicht darauf festgelegt werden, nur solche Kandi-
daten zu unterstützen, die uneingeschränkt für
die Forderung des Frauenstimmrechts eintreten.

Es ist den Frauen im einzelnen Fall zu überlassen, wie weit sie ihre Mit-
arbeit von der Stellung des Kandidaten zu den Forderungen abhängig
machen wollen. Der Ausschuß fürchtet, sonst manchen vom Stand-
punkt der Fortschrittlichen Volkspartei aus wünschenswerten Kandi-
daten nicht zum Siege verhelfen zu können.“

Auch wir deutschen Frauen, die wir Frauenstimmrecht nicht dem
Parteigeist und der Parteidisziplin unterordnen, rufen mit unsern eng-
lischen Schwestern aus: „The political women are the weakness of our
movement“.

Selbstachtung hätte gefordert, daß die der Partei angehörigen
Frauen, die nach ihrer jammervollen Niederlage in der Partei verblieben
und den Arbeitsausschuß bildeten, es taten, um bei den kommenden
Wahlen zu erklären, wir Frauen unterstützen keinen Kandidaten, mag
er vom Parteistandpunkt der Männer aus noch so tauglich sein, der nicht
jederzeit und überall für Frauenstimmrecht eintritt. Bei dieser charakter-
losen Haltung können die Frauen sich allerdings nicht wundern, wenn
der nächste Parteitag abermals ablehnt, das Frauenstimmrecht ins
Programm aufzunehmen. „Warum sich mit einer Forderung belasten,
die die Majorität der liberalen Wähler vor den Kopf stößt und der Partei
keinen Gewinn bringt, denn den Frauen. deren Hilfe wir brauchen“.
sagen sich die liberalen Männer, „können wir bieten was wir wollen;
die bleiben uns treu, die dienen weiter, die besitzen die Engelsgeduld
des untertänigen deutschen Weibes. von der wir fälschlich angenommen
hatten, daß sie bereits der Vergangenheit angehörte“.

Kläglicher als diese traurige Wahlparole des Arbeitsausschußes,
ist das Vorgehen einiger liberaler Frauen in Hamburg, die sich Frauen-
gruppe des Wahlvereins der fortschrittlichen Volkspartei nennen und
an ihre Mitglieder am 27. Februar 1911 ein Schreiben zur Beteiligung
bei Wahlen richteten, welches wörtlich den Passus enthält:

„Während der Wahlzeit eifrige Mitarbeit; Besuch der Wahlversamm-
lungen; Eingreifen in die Debatte; Stellungnahme zu allen politischen
Fragen ohne Hervordrängen unserer speziellen politischen Forderungen.
Nach den Wahlen bei jeder sich bietenden Gelegenheit unsere Forder-
ungen vorbringen, zu dem Zweck Verfolgen des politischen Lebens hier
und im Reich.“

Aus diesen Worten spricht bereits ganz derselbe Geist. der die Partei-
politik der Männer beherrscht, nämlich um des Stimmenfangs willen
Gesinnung. Charakter und Grundsätze verleugnen. Es mußte uns mit
banger Sorge erfüllen, wenn es sich hier nicht eben um eine ganz kleine

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-06-02T14:25:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-06-02T14:25:14Z)

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Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Wird die Mitarbeit der Frauen in den politischen Männerparteien das Frauenstimmrecht fördern? Gautzsch b. Leipzig, 1911, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_mitarbeit_1911/13>, abgerufen am 21.11.2024.