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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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Frauenversammlungen, um bei ihren Regierungen für die Herbei-
führung eines dauernden Friedens zu wirken.

Um den gleichen Zielen zu dienen, sind auch deutsche Frauen zu-
sammengetreten und fordern die deutsche Regierung auf, alle Mittel zu
ergreifen, die zur Beendigung des grauenvollen Krieges führen. Den
Weg dazu erblicken die Frauen darin, daß die Regierung klar aus-
spricht, was die deutschen Kriegsziele sind, insbesondere erklärt, daß sie
einem Frieden zustimmt, ohne Annexionen.

Die Völker haben das unbedingte Recht, zu verlangen, daß endlich
ein Weg zur Verständigung gefunden werde."

Kundgebungen ähnlichen Jnhalts, die von Männern ausgehen,
werden täglich in allen Tageszeitungen wiedergegeben, der Ab-
druck dieser Entschließung von Frauen wurde von der Zensur in
Württemberg verboten; sie erschien nur ganz vereinzelt in unbe-
deutenden Zeitungen und wohl auch nur, weil sie der Beobachtung
der Zensur entschlüpft war. Sollte sich daraus nicht ergeben, daß
die militärischen Behörden offenbar erkannt haben, welch un-
geheure Kraft selbst den rechtlosen Frauen innewohnt, wenn sie sich
gegen den Krieg auflehnen und man sie ungestört werben und
arbeiten ließe? Deshalb sind sie so scharf darauf aus, alle Kund-
gebungen von Frauen gegen den Krieg im Keime zu ersticken, denn
sie versuchten natürlich eine Bedrohung ihrer Existenz hintan-
zuhalten.

Sollte das nicht den Pazifisten zu denken geben? Die an-
dauernden Verfolgungen von Frauen und Unterdrückung ihrer
Kundgebungen sind der Grund, warum man von dem Vorgehen dieser
Frauen gegen den Krieg in der Oeffentlichkeit nichts hörte und
warum viele Männer und Pazifisten die Ueberzeugung gewinnen
konnten, daß die Frauen während dieses Krieges keineswegs den
Beweis ihrer völligen Kriegsfeindschaft erbracht hätten, daß sie
sich vielmehr in hohem Maße an der Kriegsbegeisterung und
Völkerverhetzung beteiligten. Daß die meisten Frauen, auch die
der organisierten Frauenbewegung, ganz wie die Männer und ein
großer Teil der männlichen Mitglieder der Friedensgesellschaften,
bei Kriegsausbruch durch die Kriegshetze, die überall einsetzte, einem

Frauenversammlungen, um bei ihren Regierungen für die Herbei-
führung eines dauernden Friedens zu wirken.

Um den gleichen Zielen zu dienen, sind auch deutsche Frauen zu-
sammengetreten und fordern die deutsche Regierung auf, alle Mittel zu
ergreifen, die zur Beendigung des grauenvollen Krieges führen. Den
Weg dazu erblicken die Frauen darin, daß die Regierung klar aus-
spricht, was die deutschen Kriegsziele sind, insbesondere erklärt, daß sie
einem Frieden zustimmt, ohne Annexionen.

Die Völker haben das unbedingte Recht, zu verlangen, daß endlich
ein Weg zur Verständigung gefunden werde.“

Kundgebungen ähnlichen Jnhalts, die von Männern ausgehen,
werden täglich in allen Tageszeitungen wiedergegeben, der Ab-
druck dieser Entschließung von Frauen wurde von der Zensur in
Württemberg verboten; sie erschien nur ganz vereinzelt in unbe-
deutenden Zeitungen und wohl auch nur, weil sie der Beobachtung
der Zensur entschlüpft war. Sollte sich daraus nicht ergeben, daß
die militärischen Behörden offenbar erkannt haben, welch un-
geheure Kraft selbst den rechtlosen Frauen innewohnt, wenn sie sich
gegen den Krieg auflehnen und man sie ungestört werben und
arbeiten ließe? Deshalb sind sie so scharf darauf aus, alle Kund-
gebungen von Frauen gegen den Krieg im Keime zu ersticken, denn
sie versuchten natürlich eine Bedrohung ihrer Existenz hintan-
zuhalten.

Sollte das nicht den Pazifisten zu denken geben? Die an-
dauernden Verfolgungen von Frauen und Unterdrückung ihrer
Kundgebungen sind der Grund, warum man von dem Vorgehen dieser
Frauen gegen den Krieg in der Oeffentlichkeit nichts hörte und
warum viele Männer und Pazifisten die Ueberzeugung gewinnen
konnten, daß die Frauen während dieses Krieges keineswegs den
Beweis ihrer völligen Kriegsfeindschaft erbracht hätten, daß sie
sich vielmehr in hohem Maße an der Kriegsbegeisterung und
Völkerverhetzung beteiligten. Daß die meisten Frauen, auch die
der organisierten Frauenbewegung, ganz wie die Männer und ein
großer Teil der männlichen Mitglieder der Friedensgesellschaften,
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[11/0010] Frauenversammlungen, um bei ihren Regierungen für die Herbei- führung eines dauernden Friedens zu wirken. Um den gleichen Zielen zu dienen, sind auch deutsche Frauen zu- sammengetreten und fordern die deutsche Regierung auf, alle Mittel zu ergreifen, die zur Beendigung des grauenvollen Krieges führen. Den Weg dazu erblicken die Frauen darin, daß die Regierung klar aus- spricht, was die deutschen Kriegsziele sind, insbesondere erklärt, daß sie einem Frieden zustimmt, ohne Annexionen. Die Völker haben das unbedingte Recht, zu verlangen, daß endlich ein Weg zur Verständigung gefunden werde.“ Kundgebungen ähnlichen Jnhalts, die von Männern ausgehen, werden täglich in allen Tageszeitungen wiedergegeben, der Ab- druck dieser Entschließung von Frauen wurde von der Zensur in Württemberg verboten; sie erschien nur ganz vereinzelt in unbe- deutenden Zeitungen und wohl auch nur, weil sie der Beobachtung der Zensur entschlüpft war. Sollte sich daraus nicht ergeben, daß die militärischen Behörden offenbar erkannt haben, welch un- geheure Kraft selbst den rechtlosen Frauen innewohnt, wenn sie sich gegen den Krieg auflehnen und man sie ungestört werben und arbeiten ließe? Deshalb sind sie so scharf darauf aus, alle Kund- gebungen von Frauen gegen den Krieg im Keime zu ersticken, denn sie versuchten natürlich eine Bedrohung ihrer Existenz hintan- zuhalten. Sollte das nicht den Pazifisten zu denken geben? Die an- dauernden Verfolgungen von Frauen und Unterdrückung ihrer Kundgebungen sind der Grund, warum man von dem Vorgehen dieser Frauen gegen den Krieg in der Oeffentlichkeit nichts hörte und warum viele Männer und Pazifisten die Ueberzeugung gewinnen konnten, daß die Frauen während dieses Krieges keineswegs den Beweis ihrer völligen Kriegsfeindschaft erbracht hätten, daß sie sich vielmehr in hohem Maße an der Kriegsbegeisterung und Völkerverhetzung beteiligten. Daß die meisten Frauen, auch die der organisierten Frauenbewegung, ganz wie die Männer und ein großer Teil der männlichen Mitglieder der Friedensgesellschaften, bei Kriegsausbruch durch die Kriegshetze, die überall einsetzte, einem

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-10-19T08:47:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-10-19T08:47:15Z)

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/10>, abgerufen am 21.11.2024.