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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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chauvinistischen Kriegsrausche verfielen, wird nicht bestritten. Diese
von der allgemein herrschenden Begeisterung mit ergriffenen
Frauen waren der Regierung, den Kriegsbehörden und Kriegs-
interessenten willkommen, sie mußten zum Ansporn, zur Nach-
eiferung dienen, deshalb wurde alles, was sie sagten und taten, der
Oeffentlichkeit mit phrenetischem Jubel übermittelt. Man hörte nur
von diesen Frauen, es schien, als seien sie nicht nur in Deutschland,
sondern in ganz Europa die Norm, denn auch die Kriegstollheiten
einzelner Frauen der anderen Länder wurden mit besonderer Ge-
nugtuung und eingehender Gründlichkeit bei uns registriert und
umgekehrt. Jn Wahrheit war die Zahl dieser Frauen, die sich ihrer
ureigensten Jnstinkte begaben und deren Gebaren uns abstieß,
nicht so groß, sie handelten im Rausch und glaubten ganz genau so
wie unzählige Männer, die eigentlich politisch besser orientiert
hätten sein können, den allgemeinen Behauptungen von der Gefahr,
in der sich ihr Vaterland befände. Wir wollen zu ihrer Entschul-
digung auch nicht vergessen, daß man seit Generationen gelehrt hat,
daß Kriege ewig bestanden haben und ewig bestehen werden, un-
ausrottbar sind, daß man ihnen den das Kriegshandwerk aus-
übenden Mann als den größten Helden hingestellt hat, als den
männlichsten Mann, dem höchste Ehre und Bewunderung zu zollen
ist. Diese Frauen hatten gar keine Ahnung davon, was Krieg
überhaupt für die Menschheit bedeutet, erst der Verlauf dieses
Krieges hat es viele gelehrt, und diese Frauen denken heute
anders, sie schämen sich ihrer damaligen Empfindung, besannen sich
wieder auf sich selbst und stehen jetzt in Reih und Glied in treuer
Mitarbeit mit denen, die dem Kriege ewige Fehde angesagt haben.
Wir sollten endlich davon Abstand nehmen, die Ausschreitungen
einiger Frauen der Gesamtheit zur Last legen, denn was besagt
selbst die kleine Zahl der Frauen, die sich, wie die Presse während
dieses Krieges zu berichten wußte, zu Regimentern vereinigten
und am Kriege beteiligt haben, verglichen mit der Zahl der
Millionen und aber Millionen, die sich mit Ekel von diesen Frauen

chauvinistischen Kriegsrausche verfielen, wird nicht bestritten. Diese
von der allgemein herrschenden Begeisterung mit ergriffenen
Frauen waren der Regierung, den Kriegsbehörden und Kriegs-
interessenten willkommen, sie mußten zum Ansporn, zur Nach-
eiferung dienen, deshalb wurde alles, was sie sagten und taten, der
Oeffentlichkeit mit phrenetischem Jubel übermittelt. Man hörte nur
von diesen Frauen, es schien, als seien sie nicht nur in Deutschland,
sondern in ganz Europa die Norm, denn auch die Kriegstollheiten
einzelner Frauen der anderen Länder wurden mit besonderer Ge-
nugtuung und eingehender Gründlichkeit bei uns registriert und
umgekehrt. Jn Wahrheit war die Zahl dieser Frauen, die sich ihrer
ureigensten Jnstinkte begaben und deren Gebaren uns abstieß,
nicht so groß, sie handelten im Rausch und glaubten ganz genau so
wie unzählige Männer, die eigentlich politisch besser orientiert
hätten sein können, den allgemeinen Behauptungen von der Gefahr,
in der sich ihr Vaterland befände. Wir wollen zu ihrer Entschul-
digung auch nicht vergessen, daß man seit Generationen gelehrt hat,
daß Kriege ewig bestanden haben und ewig bestehen werden, un-
ausrottbar sind, daß man ihnen den das Kriegshandwerk aus-
übenden Mann als den größten Helden hingestellt hat, als den
männlichsten Mann, dem höchste Ehre und Bewunderung zu zollen
ist. Diese Frauen hatten gar keine Ahnung davon, was Krieg
überhaupt für die Menschheit bedeutet, erst der Verlauf dieses
Krieges hat es viele gelehrt, und diese Frauen denken heute
anders, sie schämen sich ihrer damaligen Empfindung, besannen sich
wieder auf sich selbst und stehen jetzt in Reih und Glied in treuer
Mitarbeit mit denen, die dem Kriege ewige Fehde angesagt haben.
Wir sollten endlich davon Abstand nehmen, die Ausschreitungen
einiger Frauen der Gesamtheit zur Last legen, denn was besagt
selbst die kleine Zahl der Frauen, die sich, wie die Presse während
dieses Krieges zu berichten wußte, zu Regimentern vereinigten
und am Kriege beteiligt haben, verglichen mit der Zahl der
Millionen und aber Millionen, die sich mit Ekel von diesen Frauen

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[12/0011] chauvinistischen Kriegsrausche verfielen, wird nicht bestritten. Diese von der allgemein herrschenden Begeisterung mit ergriffenen Frauen waren der Regierung, den Kriegsbehörden und Kriegs- interessenten willkommen, sie mußten zum Ansporn, zur Nach- eiferung dienen, deshalb wurde alles, was sie sagten und taten, der Oeffentlichkeit mit phrenetischem Jubel übermittelt. Man hörte nur von diesen Frauen, es schien, als seien sie nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa die Norm, denn auch die Kriegstollheiten einzelner Frauen der anderen Länder wurden mit besonderer Ge- nugtuung und eingehender Gründlichkeit bei uns registriert und umgekehrt. Jn Wahrheit war die Zahl dieser Frauen, die sich ihrer ureigensten Jnstinkte begaben und deren Gebaren uns abstieß, nicht so groß, sie handelten im Rausch und glaubten ganz genau so wie unzählige Männer, die eigentlich politisch besser orientiert hätten sein können, den allgemeinen Behauptungen von der Gefahr, in der sich ihr Vaterland befände. Wir wollen zu ihrer Entschul- digung auch nicht vergessen, daß man seit Generationen gelehrt hat, daß Kriege ewig bestanden haben und ewig bestehen werden, un- ausrottbar sind, daß man ihnen den das Kriegshandwerk aus- übenden Mann als den größten Helden hingestellt hat, als den männlichsten Mann, dem höchste Ehre und Bewunderung zu zollen ist. Diese Frauen hatten gar keine Ahnung davon, was Krieg überhaupt für die Menschheit bedeutet, erst der Verlauf dieses Krieges hat es viele gelehrt, und diese Frauen denken heute anders, sie schämen sich ihrer damaligen Empfindung, besannen sich wieder auf sich selbst und stehen jetzt in Reih und Glied in treuer Mitarbeit mit denen, die dem Kriege ewige Fehde angesagt haben. Wir sollten endlich davon Abstand nehmen, die Ausschreitungen einiger Frauen der Gesamtheit zur Last legen, denn was besagt selbst die kleine Zahl der Frauen, die sich, wie die Presse während dieses Krieges zu berichten wußte, zu Regimentern vereinigten und am Kriege beteiligt haben, verglichen mit der Zahl der Millionen und aber Millionen, die sich mit Ekel von diesen Frauen

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-10-19T08:47:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-10-19T08:47:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/11>, abgerufen am 21.11.2024.