Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm herzlich die Hand. Ein Mezzo vom Frascati,
Checo, vom neuen, der gestern angekommen. Sieh,
sieh, Sor Carlo! Von wem, glaubt Ihr, daß ich
eben mit meinem Domenico gesprochen habe, eben in
diesem Augenblick, und sagte ihm: Domenicuccio,
sagt' ich, du bist ein Bärenhäuter und Taugenichts,
daß du nicht einmal nachfragst, wie es unserm Sor
Carlo geht. Denn ich, wie du weißt, habe alle Hände
voll und Kinder, Gäste und dich selber zu bedienen,
du Tölpel. Aber es dünkt mich tausend Jahr, bis ich
ihn wiedersehe -- der brave Junge, der er ist. -- Lalla
mia, sagt' er, morgen will ich hinauf, und, sagt' er,
wenn du willst, Lalla, eine Kleinigkeit von dem neuen
Wein würd' er nicht verschmähen, so ein Bariletto,
sagt' er. -- Ich aber: Nun, sag' ich, Cuccio, das ist
noch der gescheiteste Einfall, den du die zehn Jahre,
daß wir verheirathet sind, gehabt hast, und eben tritt
der Girolamo, der Carretiere, dazu, und sagt, daß
er Euch heut auf dem Pincio gesehn, und ich sage
noch: Gelobt sei Gott! so dauert's nicht lang und
wir sehn ihn auch! -- Da macht Ihr die Thür auf
und steht vor mir, und wahrhaftig, es hat Euch gut
gethan, Ihr seid schöner geworden, Sor Carlo; ich
wollt's dem Girolamo nicht glauben, aber die Ma¬
donna hat ein Wunder gethan, ich habe nicht um¬
sonst meine Rosenkränze für Euch gebetet.

Also Euch hab' ich's zu danken, Sora Lalla, daß

ihm herzlich die Hand. Ein Mezzo vom Frascati,
Checo, vom neuen, der geſtern angekommen. Sieh,
ſieh, Sor Carlo! Von wem, glaubt Ihr, daß ich
eben mit meinem Domenico geſprochen habe, eben in
dieſem Augenblick, und ſagte ihm: Domenicuccio,
ſagt' ich, du biſt ein Bärenhäuter und Taugenichts,
daß du nicht einmal nachfragſt, wie es unſerm Sor
Carlo geht. Denn ich, wie du weißt, habe alle Hände
voll und Kinder, Gäſte und dich ſelber zu bedienen,
du Tölpel. Aber es dünkt mich tauſend Jahr, bis ich
ihn wiederſehe — der brave Junge, der er iſt. — Lalla
mia, ſagt' er, morgen will ich hinauf, und, ſagt' er,
wenn du willſt, Lalla, eine Kleinigkeit von dem neuen
Wein würd' er nicht verſchmähen, ſo ein Bariletto,
ſagt' er. — Ich aber: Nun, ſag' ich, Cuccio, das iſt
noch der geſcheiteſte Einfall, den du die zehn Jahre,
daß wir verheirathet ſind, gehabt haſt, und eben tritt
der Girolamo, der Carretiere, dazu, und ſagt, daß
er Euch heut auf dem Pincio geſehn, und ich ſage
noch: Gelobt ſei Gott! ſo dauert's nicht lang und
wir ſehn ihn auch! — Da macht Ihr die Thür auf
und ſteht vor mir, und wahrhaftig, es hat Euch gut
gethan, Ihr ſeid ſchöner geworden, Sor Carlo; ich
wollt's dem Girolamo nicht glauben, aber die Ma¬
donna hat ein Wunder gethan, ich habe nicht um¬
ſonſt meine Roſenkränze für Euch gebetet.

Alſo Euch hab' ich's zu danken, Sora Lalla, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="170"/>
ihm herzlich die Hand. Ein Mezzo vom Frascati,<lb/>
Checo, vom neuen, der ge&#x017F;tern angekommen. Sieh,<lb/>
&#x017F;ieh, Sor Carlo! Von wem, glaubt Ihr, daß ich<lb/>
eben mit meinem Domenico ge&#x017F;prochen habe, eben in<lb/>
die&#x017F;em Augenblick, und &#x017F;agte ihm: Domenicuccio,<lb/>
&#x017F;agt' ich, du bi&#x017F;t ein Bärenhäuter und Taugenichts,<lb/>
daß du nicht einmal nachfrag&#x017F;t, wie es un&#x017F;erm Sor<lb/>
Carlo geht. Denn ich, wie du weißt, habe alle Hände<lb/>
voll und Kinder, Gä&#x017F;te und dich &#x017F;elber zu bedienen,<lb/>
du Tölpel. Aber es dünkt mich tau&#x017F;end Jahr, bis ich<lb/>
ihn wieder&#x017F;ehe &#x2014; der brave Junge, der er i&#x017F;t. &#x2014; Lalla<lb/>
mia, &#x017F;agt' er, morgen will ich hinauf, und, &#x017F;agt' er,<lb/>
wenn du will&#x017F;t, Lalla, eine Kleinigkeit von dem neuen<lb/>
Wein würd' er nicht ver&#x017F;chmähen, &#x017F;o ein Bariletto,<lb/>
&#x017F;agt' er. &#x2014; Ich aber: Nun, &#x017F;ag' ich, Cuccio, das i&#x017F;t<lb/>
noch der ge&#x017F;cheite&#x017F;te Einfall, den du die zehn Jahre,<lb/>
daß wir verheirathet &#x017F;ind, gehabt ha&#x017F;t, und eben tritt<lb/>
der Girolamo, der Carretiere, dazu, und &#x017F;agt, daß<lb/>
er Euch heut auf dem Pincio ge&#x017F;ehn, und ich &#x017F;age<lb/>
noch: Gelobt &#x017F;ei Gott! &#x017F;o dauert's nicht lang und<lb/>
wir &#x017F;ehn ihn auch! &#x2014; Da macht Ihr die Thür auf<lb/>
und &#x017F;teht vor mir, und wahrhaftig, es hat Euch gut<lb/>
gethan, Ihr &#x017F;eid &#x017F;chöner geworden, Sor Carlo; ich<lb/>
wollt's dem Girolamo nicht glauben, aber die Ma¬<lb/>
donna hat ein Wunder gethan, ich habe nicht um¬<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t meine Ro&#x017F;enkränze für Euch gebetet.</p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o Euch hab' ich's zu danken, Sora Lalla, daß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0182] ihm herzlich die Hand. Ein Mezzo vom Frascati, Checo, vom neuen, der geſtern angekommen. Sieh, ſieh, Sor Carlo! Von wem, glaubt Ihr, daß ich eben mit meinem Domenico geſprochen habe, eben in dieſem Augenblick, und ſagte ihm: Domenicuccio, ſagt' ich, du biſt ein Bärenhäuter und Taugenichts, daß du nicht einmal nachfragſt, wie es unſerm Sor Carlo geht. Denn ich, wie du weißt, habe alle Hände voll und Kinder, Gäſte und dich ſelber zu bedienen, du Tölpel. Aber es dünkt mich tauſend Jahr, bis ich ihn wiederſehe — der brave Junge, der er iſt. — Lalla mia, ſagt' er, morgen will ich hinauf, und, ſagt' er, wenn du willſt, Lalla, eine Kleinigkeit von dem neuen Wein würd' er nicht verſchmähen, ſo ein Bariletto, ſagt' er. — Ich aber: Nun, ſag' ich, Cuccio, das iſt noch der geſcheiteſte Einfall, den du die zehn Jahre, daß wir verheirathet ſind, gehabt haſt, und eben tritt der Girolamo, der Carretiere, dazu, und ſagt, daß er Euch heut auf dem Pincio geſehn, und ich ſage noch: Gelobt ſei Gott! ſo dauert's nicht lang und wir ſehn ihn auch! — Da macht Ihr die Thür auf und ſteht vor mir, und wahrhaftig, es hat Euch gut gethan, Ihr ſeid ſchöner geworden, Sor Carlo; ich wollt's dem Girolamo nicht glauben, aber die Ma¬ donna hat ein Wunder gethan, ich habe nicht um¬ ſonſt meine Roſenkränze für Euch gebetet. Alſo Euch hab' ich's zu danken, Sora Lalla, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/182
Zitationshilfe: Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/182>, abgerufen am 22.12.2024.