Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.mich die Tollwuth verschont hat und Alles nur auf Er hat mehr als Alle nach Euch gefragt, Sor Der, von dem die gute Frau sprach, saß an einem Bianchi trat zu ihm und grüßte über den Tisch mich die Tollwuth verſchont hat und Alles nur auf Er hat mehr als Alle nach Euch gefragt, Sor Der, von dem die gute Frau ſprach, ſaß an einem Bianchi trat zu ihm und grüßte über den Tiſch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0183" n="171"/> mich die Tollwuth verſchont hat und Alles nur auf<lb/> ein bischen Lahmheit hinausgelaufen iſt. Ihr habt<lb/> die bravſte Frau in Rom, Domenico, eine Heilige,<lb/> einen wahren Schatz von Gnaden-Gaben! Ja, da<lb/> bin ich wieder! und er ſchüttelte dem Wirth, einem<lb/> etwas ſchwerfälligen zuthulichen Burſchen kräftig die<lb/> Hand. Und hier der Herr, daß Ihr's wißt, iſt mein<lb/> Freund, der mich den Beſtien aus dem Rachen ge¬<lb/> holt hat. Aber hola! da drüben ſitzt mein edler Gigi<lb/> und ißt und trinkt und kann ſeine Kehle nicht ein¬<lb/> mal zu einem „guten Abend“ abmüßigen. Schämt<lb/> Euch, Gigi; alte Freunde, und eine ſo kalte Manier<lb/> ſich wiederzuſehn, wenn einer wie San Lazzaro auf¬<lb/> erſtanden iſt von den Todten!</p><lb/> <p>Er hat mehr als Alle nach Euch gefragt, Sor<lb/> Carlo, flüſterte die Wirthin, und konnt' eine Woche<lb/> lang nicht ein Glas 'runterbringen, wenn auf Euch<lb/> die Rede kam. Er ſcheute ſich nur, Euch zu beſuchen.</p><lb/> <p>Der, von dem die gute Frau ſprach, ſaß an einem<lb/> der mittleren Tiſche, feſt gegen die Wand gelehnt,<lb/> und ſchob große Biſſen in den Mund. Er war wohl¬<lb/> beleibt, der kahle Kopf mit einem Käppchen bedeckt,<lb/> ſein ſchwarzer Rock bis an den Hals zugeknöpft, ſein<lb/> Benehmen von einer gewiſſen Feierlichkeit, die ihn<lb/> unter den Andern auszeichnete, ohne daß er ſich<lb/> überhob.</p><lb/> <p>Bianchi trat zu ihm und grüßte über den Tiſch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0183]
mich die Tollwuth verſchont hat und Alles nur auf
ein bischen Lahmheit hinausgelaufen iſt. Ihr habt
die bravſte Frau in Rom, Domenico, eine Heilige,
einen wahren Schatz von Gnaden-Gaben! Ja, da
bin ich wieder! und er ſchüttelte dem Wirth, einem
etwas ſchwerfälligen zuthulichen Burſchen kräftig die
Hand. Und hier der Herr, daß Ihr's wißt, iſt mein
Freund, der mich den Beſtien aus dem Rachen ge¬
holt hat. Aber hola! da drüben ſitzt mein edler Gigi
und ißt und trinkt und kann ſeine Kehle nicht ein¬
mal zu einem „guten Abend“ abmüßigen. Schämt
Euch, Gigi; alte Freunde, und eine ſo kalte Manier
ſich wiederzuſehn, wenn einer wie San Lazzaro auf¬
erſtanden iſt von den Todten!
Er hat mehr als Alle nach Euch gefragt, Sor
Carlo, flüſterte die Wirthin, und konnt' eine Woche
lang nicht ein Glas 'runterbringen, wenn auf Euch
die Rede kam. Er ſcheute ſich nur, Euch zu beſuchen.
Der, von dem die gute Frau ſprach, ſaß an einem
der mittleren Tiſche, feſt gegen die Wand gelehnt,
und ſchob große Biſſen in den Mund. Er war wohl¬
beleibt, der kahle Kopf mit einem Käppchen bedeckt,
ſein ſchwarzer Rock bis an den Hals zugeknöpft, ſein
Benehmen von einer gewiſſen Feierlichkeit, die ihn
unter den Andern auszeichnete, ohne daß er ſich
überhob.
Bianchi trat zu ihm und grüßte über den Tiſch
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