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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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von einem verstörenden Krampf entgeistert, der sich dann mehr oder minder heftig zu lösen pflegte. Er selbst hatte sich bisher nicht vorzuwerfen, einen solchen Auftritt verursacht zu haben. Vielmehr rief man ihm, um den bösen Geist zu bannen, und es pflegte ihm ohne Mühe zu gelingen. Als er sie aber jetzt in dieser athemlosen Ohnmacht knieen sah, durch seine Schuld, war ihm einen Augenblick selbst die Besinnung gelähmt.

Er schlug sich vor die Stirn und stöhnte tief auf. Dann bückte er sich zu ihr herab, faßte ihre Hände, die eiskalt geworden waren, und sah ihr dicht in die Augen. Ich bin's, Maria, sagte er inständig; der Andree ist's; sieh mich an, höre mich, verzeih mir, ich bin ein Rasender, aber es ist vorbei; laß auch du es gut sein und verzeih mir's; du weißt nicht, wie mir ist sonst hättest du Mitleiden.

Mit seinen heißen Händen drückte er die ihrigen, und ebenfalls niedergekniet, dicht ihr gegenüber, wartete er mit leidenschaftlicher Angst, daß das Leben in ihren Zügen wieder aufglimmen möchte. Aber noch blieb die Starrheit mächtig über ihr, keine Wimper zuckte, kaum fühlte er einen Hauch aus ihrem Munde gehen, und die weitoffenen Augen schienen ihn durch und durch zu blicken, wie leere Luft. Da setzten mit tiefem Klang die Glocken der Pfarrkirche ein zum Vespergeläut und lösten den Bann, langsam, aber wohlthätig Sie seufzte schwer aus der Brust, die Augenlieder schlossen sich erst, dann, als sie sich wider öffneten

von einem verstörenden Krampf entgeistert, der sich dann mehr oder minder heftig zu lösen pflegte. Er selbst hatte sich bisher nicht vorzuwerfen, einen solchen Auftritt verursacht zu haben. Vielmehr rief man ihm, um den bösen Geist zu bannen, und es pflegte ihm ohne Mühe zu gelingen. Als er sie aber jetzt in dieser athemlosen Ohnmacht knieen sah, durch seine Schuld, war ihm einen Augenblick selbst die Besinnung gelähmt.

Er schlug sich vor die Stirn und stöhnte tief auf. Dann bückte er sich zu ihr herab, faßte ihre Hände, die eiskalt geworden waren, und sah ihr dicht in die Augen. Ich bin's, Maria, sagte er inständig; der Andree ist's; sieh mich an, höre mich, verzeih mir, ich bin ein Rasender, aber es ist vorbei; laß auch du es gut sein und verzeih mir's; du weißt nicht, wie mir ist sonst hättest du Mitleiden.

Mit seinen heißen Händen drückte er die ihrigen, und ebenfalls niedergekniet, dicht ihr gegenüber, wartete er mit leidenschaftlicher Angst, daß das Leben in ihren Zügen wieder aufglimmen möchte. Aber noch blieb die Starrheit mächtig über ihr, keine Wimper zuckte, kaum fühlte er einen Hauch aus ihrem Munde gehen, und die weitoffenen Augen schienen ihn durch und durch zu blicken, wie leere Luft. Da setzten mit tiefem Klang die Glocken der Pfarrkirche ein zum Vespergeläut und lösten den Bann, langsam, aber wohlthätig Sie seufzte schwer aus der Brust, die Augenlieder schlossen sich erst, dann, als sie sich wider öffneten

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[0026] von einem verstörenden Krampf entgeistert, der sich dann mehr oder minder heftig zu lösen pflegte. Er selbst hatte sich bisher nicht vorzuwerfen, einen solchen Auftritt verursacht zu haben. Vielmehr rief man ihm, um den bösen Geist zu bannen, und es pflegte ihm ohne Mühe zu gelingen. Als er sie aber jetzt in dieser athemlosen Ohnmacht knieen sah, durch seine Schuld, war ihm einen Augenblick selbst die Besinnung gelähmt. Er schlug sich vor die Stirn und stöhnte tief auf. Dann bückte er sich zu ihr herab, faßte ihre Hände, die eiskalt geworden waren, und sah ihr dicht in die Augen. Ich bin's, Maria, sagte er inständig; der Andree ist's; sieh mich an, höre mich, verzeih mir, ich bin ein Rasender, aber es ist vorbei; laß auch du es gut sein und verzeih mir's; du weißt nicht, wie mir ist sonst hättest du Mitleiden. Mit seinen heißen Händen drückte er die ihrigen, und ebenfalls niedergekniet, dicht ihr gegenüber, wartete er mit leidenschaftlicher Angst, daß das Leben in ihren Zügen wieder aufglimmen möchte. Aber noch blieb die Starrheit mächtig über ihr, keine Wimper zuckte, kaum fühlte er einen Hauch aus ihrem Munde gehen, und die weitoffenen Augen schienen ihn durch und durch zu blicken, wie leere Luft. Da setzten mit tiefem Klang die Glocken der Pfarrkirche ein zum Vespergeläut und lösten den Bann, langsam, aber wohlthätig Sie seufzte schwer aus der Brust, die Augenlieder schlossen sich erst, dann, als sie sich wider öffneten

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/26>, abgerufen am 21.11.2024.