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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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einen seiner Kameraden, einen langbärtigen starken Burschen, ebenfalls mit dem Trutzhut ausgerüstet, statt der Hellebarde eine große Fichtenkeule in der rauhen Faust, deren wuchtiges Ende er lustig winkend schwang. Andree! sagte er, als er ihm nahe genug war, wie ist's auf die Nacht? Soll ich mit dir wachen? Du hast mit dem Welschen zu thun gehabt, hab's wohl gemerkt. Und sei gewiß, er schenkt dir's nicht und bringt auch wohl Verstärkung mit. Schau', da hab' ich was, um den Hunden den Spaß zu versalzen! -- und er zog ans der Brusttasche seiner Lederjoppe eine kleine Pistole, und ließ den Hahn knacken.

Ich dank', Kübele, erwiderte Andree. Der Welsche ist feige wie die Sünde. Allein kommt er einmal nicht, und wenn's ein ganzer Haufen ist, sind wir Zwei doch zu schwach gegen sie. Ich gebe dann das Zeichen, und du magst's den Andern sagen, daß sie fein aufpassen. Das Ding da -- er wies auf die Taschenpistole -- laß aber in Frieden. Bei der Dunkelheit hat's keinen Schick, und du verpuffst bloß das Kraut. Fassen wir einen, so taugt ihm die Jacke voll Schläge besser, als so ein Loch in der Haut, das er nachher vorweisen kann gegen uns.

Wie du meinst, gab der Bursch zur Antwort. Es ist halt nur auf alle Fälle. Ich wollt' aber, sie kämen Sie haben eine schöne Rechnung bei mir auf der Kerbe, und der Hans ist auch ganz süchtig auf die Halunken Einmal müssen wir's ihnen eintränken.

einen seiner Kameraden, einen langbärtigen starken Burschen, ebenfalls mit dem Trutzhut ausgerüstet, statt der Hellebarde eine große Fichtenkeule in der rauhen Faust, deren wuchtiges Ende er lustig winkend schwang. Andree! sagte er, als er ihm nahe genug war, wie ist's auf die Nacht? Soll ich mit dir wachen? Du hast mit dem Welschen zu thun gehabt, hab's wohl gemerkt. Und sei gewiß, er schenkt dir's nicht und bringt auch wohl Verstärkung mit. Schau', da hab' ich was, um den Hunden den Spaß zu versalzen! — und er zog ans der Brusttasche seiner Lederjoppe eine kleine Pistole, und ließ den Hahn knacken.

Ich dank', Kübele, erwiderte Andree. Der Welsche ist feige wie die Sünde. Allein kommt er einmal nicht, und wenn's ein ganzer Haufen ist, sind wir Zwei doch zu schwach gegen sie. Ich gebe dann das Zeichen, und du magst's den Andern sagen, daß sie fein aufpassen. Das Ding da — er wies auf die Taschenpistole — laß aber in Frieden. Bei der Dunkelheit hat's keinen Schick, und du verpuffst bloß das Kraut. Fassen wir einen, so taugt ihm die Jacke voll Schläge besser, als so ein Loch in der Haut, das er nachher vorweisen kann gegen uns.

Wie du meinst, gab der Bursch zur Antwort. Es ist halt nur auf alle Fälle. Ich wollt' aber, sie kämen Sie haben eine schöne Rechnung bei mir auf der Kerbe, und der Hans ist auch ganz süchtig auf die Halunken Einmal müssen wir's ihnen eintränken.

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[0056] einen seiner Kameraden, einen langbärtigen starken Burschen, ebenfalls mit dem Trutzhut ausgerüstet, statt der Hellebarde eine große Fichtenkeule in der rauhen Faust, deren wuchtiges Ende er lustig winkend schwang. Andree! sagte er, als er ihm nahe genug war, wie ist's auf die Nacht? Soll ich mit dir wachen? Du hast mit dem Welschen zu thun gehabt, hab's wohl gemerkt. Und sei gewiß, er schenkt dir's nicht und bringt auch wohl Verstärkung mit. Schau', da hab' ich was, um den Hunden den Spaß zu versalzen! — und er zog ans der Brusttasche seiner Lederjoppe eine kleine Pistole, und ließ den Hahn knacken. Ich dank', Kübele, erwiderte Andree. Der Welsche ist feige wie die Sünde. Allein kommt er einmal nicht, und wenn's ein ganzer Haufen ist, sind wir Zwei doch zu schwach gegen sie. Ich gebe dann das Zeichen, und du magst's den Andern sagen, daß sie fein aufpassen. Das Ding da — er wies auf die Taschenpistole — laß aber in Frieden. Bei der Dunkelheit hat's keinen Schick, und du verpuffst bloß das Kraut. Fassen wir einen, so taugt ihm die Jacke voll Schläge besser, als so ein Loch in der Haut, das er nachher vorweisen kann gegen uns. Wie du meinst, gab der Bursch zur Antwort. Es ist halt nur auf alle Fälle. Ich wollt' aber, sie kämen Sie haben eine schöne Rechnung bei mir auf der Kerbe, und der Hans ist auch ganz süchtig auf die Halunken Einmal müssen wir's ihnen eintränken.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/56>, abgerufen am 21.11.2024.