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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Andree schwieg, und der Bärtige stieg mit einem kurzen Gruß wieder hinab. Man war schon gewohnt, den Verschlossenen gewähren zu lassen und sich ihm nicht aufzudrängen.

Nun war die Sonne hinter den Berg gegangen, aber noch Stunden währte es, bis die Nacht die Herrschaft gewann. Denn zur Rechten hoch aus dem Vintschgau zuströmend und drüben bis an den Gürtel des Ifinger hinab waltete noch die Tageshelle, und ein bläulicher Duft wölkte sich über dem Flusse hin, hie und da von einem Sonnenstreifen durchschossen, der hinter der Bergwand sich in die Thäler hereinstahl. Die Hirten trieben unten in den Wiesen ihre Heerden zusammen, und alle Wege zu den Dörfern hinauf belebten sich mit schönen falben Kühen, die über Tag an den Bächen unten geweidet hatten. Im Süden aber die Trientiner Berge und die schöne, kühn hereinblickende Mendelspitz verschleierten sich unter den feuchten Dünsten, die der Scirocco ins Thal heraufwehte.

Spät erst kam ein schmales Stück des Mondes hervor, warf einen unsicheren Blick in die stille Tiefe und verschwand alsbald hinter der schweren Feuchte, die sich träge an den Bergen Hintrieb. Das letzte Geräusch in der Stadt, wo der Feierabend frühzeitig eintritt, das letzte Geläut von den Thürmen hüben und drüben verklang. Nur die raschen Bergwässer rauschten, und von ferne summte der Südwind daher, trieb den Staub am Wege in leichten Wirbeln auf und

Andree schwieg, und der Bärtige stieg mit einem kurzen Gruß wieder hinab. Man war schon gewohnt, den Verschlossenen gewähren zu lassen und sich ihm nicht aufzudrängen.

Nun war die Sonne hinter den Berg gegangen, aber noch Stunden währte es, bis die Nacht die Herrschaft gewann. Denn zur Rechten hoch aus dem Vintschgau zuströmend und drüben bis an den Gürtel des Ifinger hinab waltete noch die Tageshelle, und ein bläulicher Duft wölkte sich über dem Flusse hin, hie und da von einem Sonnenstreifen durchschossen, der hinter der Bergwand sich in die Thäler hereinstahl. Die Hirten trieben unten in den Wiesen ihre Heerden zusammen, und alle Wege zu den Dörfern hinauf belebten sich mit schönen falben Kühen, die über Tag an den Bächen unten geweidet hatten. Im Süden aber die Trientiner Berge und die schöne, kühn hereinblickende Mendelspitz verschleierten sich unter den feuchten Dünsten, die der Scirocco ins Thal heraufwehte.

Spät erst kam ein schmales Stück des Mondes hervor, warf einen unsicheren Blick in die stille Tiefe und verschwand alsbald hinter der schweren Feuchte, die sich träge an den Bergen Hintrieb. Das letzte Geräusch in der Stadt, wo der Feierabend frühzeitig eintritt, das letzte Geläut von den Thürmen hüben und drüben verklang. Nur die raschen Bergwässer rauschten, und von ferne summte der Südwind daher, trieb den Staub am Wege in leichten Wirbeln auf und

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[0057] Andree schwieg, und der Bärtige stieg mit einem kurzen Gruß wieder hinab. Man war schon gewohnt, den Verschlossenen gewähren zu lassen und sich ihm nicht aufzudrängen. Nun war die Sonne hinter den Berg gegangen, aber noch Stunden währte es, bis die Nacht die Herrschaft gewann. Denn zur Rechten hoch aus dem Vintschgau zuströmend und drüben bis an den Gürtel des Ifinger hinab waltete noch die Tageshelle, und ein bläulicher Duft wölkte sich über dem Flusse hin, hie und da von einem Sonnenstreifen durchschossen, der hinter der Bergwand sich in die Thäler hereinstahl. Die Hirten trieben unten in den Wiesen ihre Heerden zusammen, und alle Wege zu den Dörfern hinauf belebten sich mit schönen falben Kühen, die über Tag an den Bächen unten geweidet hatten. Im Süden aber die Trientiner Berge und die schöne, kühn hereinblickende Mendelspitz verschleierten sich unter den feuchten Dünsten, die der Scirocco ins Thal heraufwehte. Spät erst kam ein schmales Stück des Mondes hervor, warf einen unsicheren Blick in die stille Tiefe und verschwand alsbald hinter der schweren Feuchte, die sich träge an den Bergen Hintrieb. Das letzte Geräusch in der Stadt, wo der Feierabend frühzeitig eintritt, das letzte Geläut von den Thürmen hüben und drüben verklang. Nur die raschen Bergwässer rauschten, und von ferne summte der Südwind daher, trieb den Staub am Wege in leichten Wirbeln auf und

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/57>, abgerufen am 21.11.2024.