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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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auf und trat in die Thür. Andree! rief sie leise in den Flur hinaus.

Der Jüngling blieb unschlüssig an der Treppe stehen. Es trieb ihn, ohne Aufenthalt seine nächtliche Wanderung anzutreten, und doch konnte er nicht mit einem flüchtigen Gruß vorübereilen, zumal da er diese stillen, liebevollen Augen nie im Leben wiederzusehen dachte.

Ihr seid wach, Pathe, sagte er endlich. Ich bat die Rosine doch --

Ich bin von selbst aufgewacht, antwortete sie. Aber komm herein, Andree -- und sie zog ihn in die Kammer -- und jetzt sage mir, was du vorhast, und was geschehen ist, daß du zu dieser Stunde hier heraufkommst. Bist du nicht auch Seltner unten am Küchelberg, und wie kommt's, daß du deinen Posten verlassen hast?

Sie hatte seine Hand gefaßt und diese Worte hastig an ihn hingesprochen, als wollte sie eine innere Angst zur Ruhe sprechen. Er sah trübsinnig zu Boden und überlegte, wie viel er ihr vertrauen sollte. Seit Jahren hatte er nicht mehr ein Wort mit ihr gewechselt, aber viel an sie gedacht und sehnlich gewünscht, sie einmal allein zu treffen und ihr recht von Herzen zu sagen, wie er an ihr hänge, und wie es ihm bitter sei, sie vermeiden zu sollen. Und jetzt fühlte er, wenn er sein heimliches Leiden irgend einem Menschen vertrauen könnte, so wäre es Niemand, als sie. Aber die Rosine stand am Fenster, und die Zeit drängte, und überdies

auf und trat in die Thür. Andree! rief sie leise in den Flur hinaus.

Der Jüngling blieb unschlüssig an der Treppe stehen. Es trieb ihn, ohne Aufenthalt seine nächtliche Wanderung anzutreten, und doch konnte er nicht mit einem flüchtigen Gruß vorübereilen, zumal da er diese stillen, liebevollen Augen nie im Leben wiederzusehen dachte.

Ihr seid wach, Pathe, sagte er endlich. Ich bat die Rosine doch —

Ich bin von selbst aufgewacht, antwortete sie. Aber komm herein, Andree — und sie zog ihn in die Kammer — und jetzt sage mir, was du vorhast, und was geschehen ist, daß du zu dieser Stunde hier heraufkommst. Bist du nicht auch Seltner unten am Küchelberg, und wie kommt's, daß du deinen Posten verlassen hast?

Sie hatte seine Hand gefaßt und diese Worte hastig an ihn hingesprochen, als wollte sie eine innere Angst zur Ruhe sprechen. Er sah trübsinnig zu Boden und überlegte, wie viel er ihr vertrauen sollte. Seit Jahren hatte er nicht mehr ein Wort mit ihr gewechselt, aber viel an sie gedacht und sehnlich gewünscht, sie einmal allein zu treffen und ihr recht von Herzen zu sagen, wie er an ihr hänge, und wie es ihm bitter sei, sie vermeiden zu sollen. Und jetzt fühlte er, wenn er sein heimliches Leiden irgend einem Menschen vertrauen könnte, so wäre es Niemand, als sie. Aber die Rosine stand am Fenster, und die Zeit drängte, und überdies

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[0077] auf und trat in die Thür. Andree! rief sie leise in den Flur hinaus. Der Jüngling blieb unschlüssig an der Treppe stehen. Es trieb ihn, ohne Aufenthalt seine nächtliche Wanderung anzutreten, und doch konnte er nicht mit einem flüchtigen Gruß vorübereilen, zumal da er diese stillen, liebevollen Augen nie im Leben wiederzusehen dachte. Ihr seid wach, Pathe, sagte er endlich. Ich bat die Rosine doch — Ich bin von selbst aufgewacht, antwortete sie. Aber komm herein, Andree — und sie zog ihn in die Kammer — und jetzt sage mir, was du vorhast, und was geschehen ist, daß du zu dieser Stunde hier heraufkommst. Bist du nicht auch Seltner unten am Küchelberg, und wie kommt's, daß du deinen Posten verlassen hast? Sie hatte seine Hand gefaßt und diese Worte hastig an ihn hingesprochen, als wollte sie eine innere Angst zur Ruhe sprechen. Er sah trübsinnig zu Boden und überlegte, wie viel er ihr vertrauen sollte. Seit Jahren hatte er nicht mehr ein Wort mit ihr gewechselt, aber viel an sie gedacht und sehnlich gewünscht, sie einmal allein zu treffen und ihr recht von Herzen zu sagen, wie er an ihr hänge, und wie es ihm bitter sei, sie vermeiden zu sollen. Und jetzt fühlte er, wenn er sein heimliches Leiden irgend einem Menschen vertrauen könnte, so wäre es Niemand, als sie. Aber die Rosine stand am Fenster, und die Zeit drängte, und überdies

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/77>, abgerufen am 21.11.2024.