Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723.Die Unwissenheit, mals sich würcklich zugetragen habe, daßnoch ungestorbene Personen vor todt da- hin geschafft, und lebendig verscharret worden; also wird man bey Uberlegung der Umstände unter schiedliche Ursachen, woher solches gerühret? bemercken können. Bey etlichen thut es die bloße Unwißenheit. Denn weil ihnen dergleichen Zufall, daß ein Mensch eine zeitlang ohne Empfindung da liegen, und doch wiederum zu sich selber kommen könne, nicht dem Sarge ein solches Gepolter gemacht, daß
man selbigen geöffnet, und ihn zur Verwun- derung aller Anwesenden noch lebendig ge- funden, so gar, daß er dem 24. August. wiede- rum vor denenjenigen Personen, welche sei- nem Begräbniß beygewohnt, geprediget habe. Jn eben dem Jahre wurde aus Coppenhagen vom 29. Novemb. gemeldet, daß ein gewißer Schiff-Capitain, welcher lange kranck ge- wesen, von den Umstehenden vor todt gehal- ten worden, nachdem er aber etliche Stunden gelegen, und ihn der Tischer, so das Maaß zum Sarge nehmen wollen, etwas zu hart angerühret, habe er sich ermuntert, und jenen beym Kopffe gekriegt, welcher sich dermaßen darüber entsetzet, daß er davon plötzlich kranck worden, auch beyde nicht lange hernach ge- storben wären. Die Unwiſſenheit, mals ſich wuͤrcklich zugetragen habe, daßnoch ungeſtorbene Perſonen vor todt da- hin geſchafft, und lebendig verſcharret worden; alſo wird man bey Uberlegung der Umſtaͤnde unter ſchiedliche Urſachen, woher ſolches geruͤhret? bemercken koͤnnen. Bey etlichen thut es die bloße Unwißenheit. Deñ weil ihnen dergleichen Zufall, daß ein Menſch eine zeitlang ohne Empfindung da liegen, und doch wiederum zu ſich ſelber kommen koͤnne, nicht dem Sarge ein ſolches Gepolter gemacht, daß
man ſelbigen geoͤffnet, und ihn zur Verwun- derung aller Anweſenden noch lebendig ge- funden, ſo gar, daß er dem 24. Auguſt. wiede- rum vor denenjenigen Perſonen, welche ſei- nem Begraͤbniß beygewohnt, geprediget habe. Jn eben dem Jahre wurde aus Coppenhagen vom 29. Novemb. gemeldet, daß ein gewißer Schiff-Capitain, welcher lange kranck ge- weſen, von den Umſtehenden vor todt gehal- ten worden, nachdem er aber etliche Stunden gelegen, und ihn der Tiſcher, ſo das Maaß zum Sarge nehmen wollen, etwas zu hart angeruͤhret, habe er ſich ermuntert, und jenen beym Kopffe gekriegt, welcher ſich dermaßen daruͤber entſetzet, daß er davon ploͤtzlich kranck worden, auch beyde nicht lange hernach ge- ſtorben waͤren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Unwiſſenheit,</hi></fw><lb/> mals ſich wuͤrcklich zugetragen habe, daß<lb/> noch ungeſtorbene Perſonen vor todt da-<lb/> hin geſchafft, und lebendig verſcharret<lb/> worden; alſo wird man bey Uberlegung der<lb/> Umſtaͤnde unter ſchiedliche Urſachen, woher<lb/> ſolches geruͤhret? bemercken koͤnnen. Bey<lb/> etlichen thut es die bloße Unwißenheit. Deñ<lb/> weil ihnen dergleichen Zufall, daß ein Menſch<lb/> eine zeitlang ohne Empfindung da liegen, und<lb/> doch wiederum zu ſich ſelber kommen koͤnne,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_1_3" prev="#seg2pn_1_2" place="foot" n="*">dem Sarge ein ſolches Gepolter gemacht, daß<lb/> man ſelbigen geoͤffnet, und ihn zur Verwun-<lb/> derung aller Anweſenden noch lebendig ge-<lb/> funden, ſo gar, daß er dem 24. <hi rendition="#aq">Auguſt.</hi> wiede-<lb/> rum vor denenjenigen Perſonen, welche ſei-<lb/> nem Begraͤbniß beygewohnt, geprediget habe.<lb/> Jn eben dem Jahre wurde aus Coppenhagen<lb/> vom 29. <hi rendition="#aq">Novemb.</hi> gemeldet, daß ein gewißer<lb/> Schiff-<hi rendition="#aq">Capitain,</hi> <hi rendition="#fr">welcher lange kranck ge-<lb/> weſen,</hi> von den Umſtehenden vor todt gehal-<lb/> ten worden, nachdem er aber etliche Stunden<lb/> gelegen, und ihn der Tiſcher, ſo das Maaß<lb/> zum Sarge nehmen wollen, etwas zu hart<lb/> angeruͤhret, habe er ſich ermuntert, und jenen<lb/> beym Kopffe gekriegt, welcher ſich dermaßen<lb/> daruͤber entſetzet, daß er davon ploͤtzlich kranck<lb/> worden, auch beyde nicht lange hernach ge-<lb/> ſtorben waͤren.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0018]
Die Unwiſſenheit,
mals ſich wuͤrcklich zugetragen habe, daß
noch ungeſtorbene Perſonen vor todt da-
hin geſchafft, und lebendig verſcharret
worden; alſo wird man bey Uberlegung der
Umſtaͤnde unter ſchiedliche Urſachen, woher
ſolches geruͤhret? bemercken koͤnnen. Bey
etlichen thut es die bloße Unwißenheit. Deñ
weil ihnen dergleichen Zufall, daß ein Menſch
eine zeitlang ohne Empfindung da liegen, und
doch wiederum zu ſich ſelber kommen koͤnne,
nicht
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* dem Sarge ein ſolches Gepolter gemacht, daß
man ſelbigen geoͤffnet, und ihn zur Verwun-
derung aller Anweſenden noch lebendig ge-
funden, ſo gar, daß er dem 24. Auguſt. wiede-
rum vor denenjenigen Perſonen, welche ſei-
nem Begraͤbniß beygewohnt, geprediget habe.
Jn eben dem Jahre wurde aus Coppenhagen
vom 29. Novemb. gemeldet, daß ein gewißer
Schiff-Capitain, welcher lange kranck ge-
weſen, von den Umſtehenden vor todt gehal-
ten worden, nachdem er aber etliche Stunden
gelegen, und ihn der Tiſcher, ſo das Maaß
zum Sarge nehmen wollen, etwas zu hart
angeruͤhret, habe er ſich ermuntert, und jenen
beym Kopffe gekriegt, welcher ſich dermaßen
daruͤber entſetzet, daß er davon ploͤtzlich kranck
worden, auch beyde nicht lange hernach ge-
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