Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723.Die betrügliche Merckmale mit der fallenden Sucht Beladenen zu erken-nen ist, als bey welchen alle diese Eigenschaff- ten zusamme kommen. 2.) Daß man sich der zweifelhafften Merckmahle eines Verstorbenen vielmehr zu Erhaltung, als Abkürtzung seines Lebens, wenn der- gleichen etwa noch bey ihm wäre, ge- brauche. Denn woferne keine andere, als nur ietzt angezeigte Umstände in einem der ob an- geführten Fälle, sich ereigneten, auch wol noch dazu käme/ daß die Glieder gefüge blie- ben, oder behielten einige Wärme, es zeigte, sonderlich im Angesichte, sich noch eine Röthe, so soll man aus einer bedächtigen Sorgfältig- keit, daß vielleicht noch ein Leben bey ihm wäre/ alles mögliche thun dasselbige wiederum her- bey zu bringen. Derowegen hat man eine solche vor todt gehaltene Person nicht flugs, sonderlich zur Winters-Zeit/ an einen kalten Ort zn bringen, als wodurch die noch übrige Lebens-Krafft vollends unterdrücket wird, sondern vielmehr bedacht zu seyn, sie durch Wärme, und andere äußerliche Mittel/ wie- derum zu erqvicken. Am wenigsten aber soll man sogleich zu Grabe mit einem solchen Menschen eilen, sondern der vielleicht in ihm noch wohnenden Seele so viel Weile geben, daß
Die betruͤgliche Merckmale mit der fallenden Sucht Beladenen zu erken-nen iſt, als bey welchen alle dieſe Eigenſchaff- ten zuſamme kommen. 2.) Daß man ſich der zweifelhafften Merckmahle eines Verſtorbenen vielmehr zu Erhaltung, als Abkuͤrtzung ſeines Lebens, wenn der- gleichen etwa noch bey ihm waͤre, ge- brauche. Denn woferne keine andere, als nur ietzt angezeigte Umſtaͤnde in einem der ob an- gefuͤhrten Faͤlle, ſich ereigneten, auch wol noch dazu kaͤme/ daß die Glieder gefuͤge blie- ben, oder behielten einige Waͤrme, es zeigte, ſonderlich im Angeſichte, ſich noch eine Roͤthe, ſo ſoll man aus einer bedaͤchtigen Sorgfaͤltig- keit, daß vielleicht noch ein Leben bey ihm waͤre/ alles moͤgliche thun daſſelbige wiederum her- bey zu bringen. Derowegen hat man eine ſolche vor todt gehaltene Perſon nicht flugs, ſonderlich zur Winters-Zeit/ an einen kalten Ort zn bringen, als wodurch die noch uͤbrige Lebens-Krafft vollends unterdruͤcket wird, ſondern vielmehr bedacht zu ſeyn, ſie durch Waͤrme, und andere aͤußerliche Mittel/ wie- derum zu erqvicken. Am wenigſten aber ſoll man ſogleich zu Grabe mit einem ſolchen Menſchen eilen, ſondern der vielleicht in ihm noch wohnenden Seele ſo viel Weile geben, daß
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Die betruͤgliche Merckmale
mit der fallenden Sucht Beladenen zu erken-
nen iſt, als bey welchen alle dieſe Eigenſchaff-
ten zuſamme kommen. 2.) Daß man ſich
der zweifelhafften Merckmahle eines
Verſtorbenen vielmehr zu Erhaltung,
als Abkuͤrtzung ſeines Lebens, wenn der-
gleichen etwa noch bey ihm waͤre, ge-
brauche. Denn woferne keine andere, als nur
ietzt angezeigte Umſtaͤnde in einem der ob an-
gefuͤhrten Faͤlle, ſich ereigneten, auch wol
noch dazu kaͤme/ daß die Glieder gefuͤge blie-
ben, oder behielten einige Waͤrme, es zeigte,
ſonderlich im Angeſichte, ſich noch eine Roͤthe,
ſo ſoll man aus einer bedaͤchtigen Sorgfaͤltig-
keit, daß vielleicht noch ein Leben bey ihm waͤre/
alles moͤgliche thun daſſelbige wiederum her-
bey zu bringen. Derowegen hat man eine
ſolche vor todt gehaltene Perſon nicht flugs,
ſonderlich zur Winters-Zeit/ an einen kalten
Ort zn bringen, als wodurch die noch uͤbrige
Lebens-Krafft vollends unterdruͤcket wird,
ſondern vielmehr bedacht zu ſeyn, ſie durch
Waͤrme, und andere aͤußerliche Mittel/ wie-
derum zu erqvicken. Am wenigſten aber ſoll
man ſogleich zu Grabe mit einem ſolchen
Menſchen eilen, ſondern der vielleicht in ihm
noch wohnenden Seele ſo viel Weile geben,
daß
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