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Hilty, Carl: Frauenstimmrecht. In: Hilty, Carl (Hg.): Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Bern, 1897.

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Frauenstimmrecht.
gatten zu einander einen schädigenden Einfluss ausgeübt?"
wird kategorisch verneint. Es wird im Gegentheil erzählt,
dass sie zu einer der letzten Präsidentschaftwahlen von ihren
männlichen Angehörigen in Kutschen zu den Wahllokalen
geführt worden seien.

Dagegen dürfen wir auch nicht verschweigen, dass auf
eine Lobrede des Bundessenators Carey von Wyoming über
das Frauenstimmrecht daselbst, ein amerikanisches Blatt, die
"Omaha Bee", gelegentlich folgenden Schmähartikel enthielt:

"Weder Senator Carey, noch irgend Jemand anders, der
mit den Plänen der Frauenstimmrechtler einverstanden ist,
hat je feststellen können, welche Vortheile das Frauen-
stimmrecht dem Volke von Wyoming in sittlicher, gesell-
schaftlicher, oder finanzieller Hinsicht gebracht hat. Was
hat Wyoming vom moralreformatorischen Standpunkte aus
aufzuweisen? Ist die Politik dadurch gereinigt worden, dass
den Frauen das Recht verliehen worden ist, zu stimmen,
Aemter zu bekleiden und als Geschworne zu dienen? Ganz
sicherlich nicht! Das politische Getriebe ist, wenn es sich
überhaupt verändert hat, nur noch schmutziger geworden,
als es früher war. Der erfolgreiche Kandidat muss nicht
nur mit den schlechten Männern schachern, sondern auch
mit den schlechten Weibern. Haben Verbrechen und Laster
in bemerkbarer Weise abgenommen? Keineswegs. Die Städte
und Ortschaften von Wyoming sind nicht freier von Ver-
brechen und Lastern als diejenigen anderer Staaten."

Kurze Zeit nachher führten die "Latter-Day Saints" in
Utah das Frauenstimmrecht ein, um mittelst dieser Stimmen
der Frauen der starken Einwanderung der "Heiden" in ihren
Staat besser die Waage zu halten. Das bezügliche Gesetz

Frauenstimmrecht.
gatten zu einander einen schädigenden Einfluss ausgeübt?»
wird kategorisch verneint. Es wird im Gegentheil erzählt,
dass sie zu einer der letzten Präsidentschaftwahlen von ihren
männlichen Angehörigen in Kutschen zu den Wahllokalen
geführt worden seien.

Dagegen dürfen wir auch nicht verschweigen, dass auf
eine Lobrede des Bundessenators Carey von Wyoming über
das Frauenstimmrecht daselbst, ein amerikanisches Blatt, die
«Omaha Bee», gelegentlich folgenden Schmähartikel enthielt:

«Weder Senator Carey, noch irgend Jemand anders, der
mit den Plänen der Frauenstimmrechtler einverstanden ist,
hat je feststellen können, welche Vortheile das Frauen-
stimmrecht dem Volke von Wyoming in sittlicher, gesell-
schaftlicher, oder finanzieller Hinsicht gebracht hat. Was
hat Wyoming vom moralreformatorischen Standpunkte aus
aufzuweisen? Ist die Politik dadurch gereinigt worden, dass
den Frauen das Recht verliehen worden ist, zu stimmen,
Aemter zu bekleiden und als Geschworne zu dienen? Ganz
sicherlich nicht! Das politische Getriebe ist, wenn es sich
überhaupt verändert hat, nur noch schmutziger geworden,
als es früher war. Der erfolgreiche Kandidat muss nicht
nur mit den schlechten Männern schachern, sondern auch
mit den schlechten Weibern. Haben Verbrechen und Laster
in bemerkbarer Weise abgenommen? Keineswegs. Die Städte
und Ortschaften von Wyoming sind nicht freier von Ver-
brechen und Lastern als diejenigen anderer Staaten.»

Kurze Zeit nachher führten die «Latter-Day Saints» in
Utah das Frauenstimmrecht ein, um mittelst dieser Stimmen
der Frauen der starken Einwanderung der «Heiden» in ihren
Staat besser die Waage zu halten. Das bezügliche Gesetz

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[273/0033] Frauenstimmrecht. gatten zu einander einen schädigenden Einfluss ausgeübt?» wird kategorisch verneint. Es wird im Gegentheil erzählt, dass sie zu einer der letzten Präsidentschaftwahlen von ihren männlichen Angehörigen in Kutschen zu den Wahllokalen geführt worden seien. Dagegen dürfen wir auch nicht verschweigen, dass auf eine Lobrede des Bundessenators Carey von Wyoming über das Frauenstimmrecht daselbst, ein amerikanisches Blatt, die «Omaha Bee», gelegentlich folgenden Schmähartikel enthielt: «Weder Senator Carey, noch irgend Jemand anders, der mit den Plänen der Frauenstimmrechtler einverstanden ist, hat je feststellen können, welche Vortheile das Frauen- stimmrecht dem Volke von Wyoming in sittlicher, gesell- schaftlicher, oder finanzieller Hinsicht gebracht hat. Was hat Wyoming vom moralreformatorischen Standpunkte aus aufzuweisen? Ist die Politik dadurch gereinigt worden, dass den Frauen das Recht verliehen worden ist, zu stimmen, Aemter zu bekleiden und als Geschworne zu dienen? Ganz sicherlich nicht! Das politische Getriebe ist, wenn es sich überhaupt verändert hat, nur noch schmutziger geworden, als es früher war. Der erfolgreiche Kandidat muss nicht nur mit den schlechten Männern schachern, sondern auch mit den schlechten Weibern. Haben Verbrechen und Laster in bemerkbarer Weise abgenommen? Keineswegs. Die Städte und Ortschaften von Wyoming sind nicht freier von Ver- brechen und Lastern als diejenigen anderer Staaten.» Kurze Zeit nachher führten die «Latter-Day Saints» in Utah das Frauenstimmrecht ein, um mittelst dieser Stimmen der Frauen der starken Einwanderung der «Heiden» in ihren Staat besser die Waage zu halten. Das bezügliche Gesetz

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Zitationshilfe: Hilty, Carl: Frauenstimmrecht. In: Hilty, Carl (Hg.): Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Bern, 1897, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hilty_frauenstimmrecht_1897/33>, abgerufen am 28.04.2024.