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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Person? Das ist ein gordianischer Knoten
im ganz besondern Sinn! Einer wird sagen
um in der -- gelobt oder, (wie ich vorlaut
bin!) recensirt zu werden, ein andrer um
über tausend Jahr dem Jungen im Dorfe
zum Marjonetten Spiel zu dienen, ein an-
drer -- die Zeit wirds lehren.

Schon vor vierzehn Tagen sagt' ich
übermorgen! und legte also eine schriftliche
Zusage ab, an diesem Uebermorgen meinen
Lesern den Zeitpunkt zu bestimmen, wenn
mein Vater den zweiten Diskant rühmlichst
mitzusingen angefangen, um sie in diesem
Stück nicht länger absque die et consule zu
lassen. Ich hätte keine Stundung oder Ta-
gung von nöthen gehabt wenn nicht ein guter
Freund der nach Gastrecht zu behandeln war
diesen Aufschub veranlasset. Heut will ich
meine Schuld abtragen wenn ich zuvor mei-
nem guten Freunde eine glückliche Reise ge-
wünschet habe.

Damit ich alles signire wars in meinem
vierzehnten Jahre da ich ohne Hofnung krank
danieder lag. Mein Vater konnte nicht be-
greifen wi'es zugieng. Bey einer solchen
Bewegung an Leib und Seel sagt' er wo
kommt das Uebel her?


Vom

Perſon? Das iſt ein gordianiſcher Knoten
im ganz beſondern Sinn! Einer wird ſagen
um in der — gelobt oder, (wie ich vorlaut
bin!) recenſirt zu werden, ein andrer um
uͤber tauſend Jahr dem Jungen im Dorfe
zum Marjonetten Spiel zu dienen, ein an-
drer — die Zeit wirds lehren.

Schon vor vierzehn Tagen ſagt’ ich
uͤbermorgen! und legte alſo eine ſchriftliche
Zuſage ab, an dieſem Uebermorgen meinen
Leſern den Zeitpunkt zu beſtimmen, wenn
mein Vater den zweiten Diskant ruͤhmlichſt
mitzuſingen angefangen, um ſie in dieſem
Stuͤck nicht laͤnger absque die et conſule zu
laſſen. Ich haͤtte keine Stundung oder Ta-
gung von noͤthen gehabt wenn nicht ein guter
Freund der nach Gaſtrecht zu behandeln war
dieſen Aufſchub veranlaſſet. Heut will ich
meine Schuld abtragen wenn ich zuvor mei-
nem guten Freunde eine gluͤckliche Reiſe ge-
wuͤnſchet habe.

Damit ich alles ſignire wars in meinem
vierzehnten Jahre da ich ohne Hofnung krank
danieder lag. Mein Vater konnte nicht be-
greifen wi’es zugieng. Bey einer ſolchen
Bewegung an Leib und Seel ſagt’ er wo
kommt das Uebel her?


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[121/0129] Perſon? Das iſt ein gordianiſcher Knoten im ganz beſondern Sinn! Einer wird ſagen um in der — gelobt oder, (wie ich vorlaut bin!) recenſirt zu werden, ein andrer um uͤber tauſend Jahr dem Jungen im Dorfe zum Marjonetten Spiel zu dienen, ein an- drer — die Zeit wirds lehren. Schon vor vierzehn Tagen ſagt’ ich uͤbermorgen! und legte alſo eine ſchriftliche Zuſage ab, an dieſem Uebermorgen meinen Leſern den Zeitpunkt zu beſtimmen, wenn mein Vater den zweiten Diskant ruͤhmlichſt mitzuſingen angefangen, um ſie in dieſem Stuͤck nicht laͤnger absque die et conſule zu laſſen. Ich haͤtte keine Stundung oder Ta- gung von noͤthen gehabt wenn nicht ein guter Freund der nach Gaſtrecht zu behandeln war dieſen Aufſchub veranlaſſet. Heut will ich meine Schuld abtragen wenn ich zuvor mei- nem guten Freunde eine gluͤckliche Reiſe ge- wuͤnſchet habe. Damit ich alles ſignire wars in meinem vierzehnten Jahre da ich ohne Hofnung krank danieder lag. Mein Vater konnte nicht be- greifen wi’es zugieng. Bey einer ſolchen Bewegung an Leib und Seel ſagt’ er wo kommt das Uebel her? Vom

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/129>, abgerufen am 21.11.2024.