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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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rend des Seegensspruchs ins Zimmer getre-
ten war. Es war dieser gute Mann in der
Bauskeschen Präpositur, welche so wie die
Seelburgsche den dreygliedrigen Seegen ange-
nommen hatte.

Der Herr Superintendent Alexander
Gräven unter dessen Regierung wie meine
Mutter zu sagen pflegte, ich leider! das Licht
der Welt erblickt, hatte im Jahr eintausend
sieben hundert und achtzehn den dreygliedri-
gen Seegen eingeführet: indessen blieb meine
Mutter so wie beym alten Calender, so auch
beym alten Seegen, wenn er gleich ein Glied
weniger hatte.

Meine Mutter die wie Brutus nicht mehr
auf den Sohn ihres Leibes sondern aufs Un-
sichtbare und allgemeine und was noch mehr
war, die Ehre der Kirche und ihre Ord-
nung sahe, gerieth in Paul Einhornschen
Eifer,
sprach wider die Regierung nicht des
Herzogs Ferdinands sondern des Grävens,
ärgerte sich, daß ich und er Alexander hießen.

Er, weil ein würdiger Einhorn so geheißen

Ich, weil man außer vielen andern Be-
dencklichkeiten die sie hatte auf den wie sie sagte
unseligen Gedanken kommen könnte, daß ich

von

rend des Seegensſpruchs ins Zimmer getre-
ten war. Es war dieſer gute Mann in der
Bauskeſchen Praͤpoſitur, welche ſo wie die
Seelburgſche den dreygliedrigen Seegen ange-
nommen hatte.

Der Herr Superintendent Alexander
Graͤven unter deſſen Regierung wie meine
Mutter zu ſagen pflegte, ich leider! das Licht
der Welt erblickt, hatte im Jahr eintauſend
ſieben hundert und achtzehn den dreygliedri-
gen Seegen eingefuͤhret: indeſſen blieb meine
Mutter ſo wie beym alten Calender, ſo auch
beym alten Seegen, wenn er gleich ein Glied
weniger hatte.

Meine Mutter die wie Brutus nicht mehr
auf den Sohn ihres Leibes ſondern aufs Un-
ſichtbare und allgemeine und was noch mehr
war, die Ehre der Kirche und ihre Ord-
nung ſahe, gerieth in Paul Einhornſchen
Eifer,
ſprach wider die Regierung nicht des
Herzogs Ferdinands ſondern des Graͤvens,
aͤrgerte ſich, daß ich und er Alexander hießen.

Er, weil ein wuͤrdiger Einhorn ſo geheißen

Ich, weil man außer vielen andern Be-
dencklichkeiten die ſie hatte auf den wie ſie ſagte
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[150/0158] rend des Seegensſpruchs ins Zimmer getre- ten war. Es war dieſer gute Mann in der Bauskeſchen Praͤpoſitur, welche ſo wie die Seelburgſche den dreygliedrigen Seegen ange- nommen hatte. Der Herr Superintendent Alexander Graͤven unter deſſen Regierung wie meine Mutter zu ſagen pflegte, ich leider! das Licht der Welt erblickt, hatte im Jahr eintauſend ſieben hundert und achtzehn den dreygliedri- gen Seegen eingefuͤhret: indeſſen blieb meine Mutter ſo wie beym alten Calender, ſo auch beym alten Seegen, wenn er gleich ein Glied weniger hatte. Meine Mutter die wie Brutus nicht mehr auf den Sohn ihres Leibes ſondern aufs Un- ſichtbare und allgemeine und was noch mehr war, die Ehre der Kirche und ihre Ord- nung ſahe, gerieth in Paul Einhornſchen Eifer, ſprach wider die Regierung nicht des Herzogs Ferdinands ſondern des Graͤvens, aͤrgerte ſich, daß ich und er Alexander hießen. Er, weil ein wuͤrdiger Einhorn ſo geheißen Ich, weil man außer vielen andern Be- dencklichkeiten die ſie hatte auf den wie ſie ſagte unſeligen Gedanken kommen koͤnnte, daß ich von

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/158>, abgerufen am 21.11.2024.