Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.Grundsätzen untreu werden; allein er war Kinder sagte mein Vater solte man kei- Seht da! warum ich dem alten Herrn Bey dem Worte Willhelmine zog ich zu
Grundſaͤtzen untreu werden; allein er war Kinder ſagte mein Vater ſolte man kei- Seht da! warum ich dem alten Herrn Bey dem Worte Willhelmine zog ich zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="189"/> Grundſaͤtzen untreu werden; allein er war<lb/> der Meinung meiner Mutter, die ihn ſehr<lb/> bat mir andere Gedancken einzuaͤugen, die<lb/> aber ſchon wirklich ohne daß es meine Mutter<lb/> gemerkt hatte bey mir in Bluͤthe ſtanden.</p><lb/> <p>Kinder ſagte mein Vater ſolte man kei-<lb/> nem Menſchen anvertrauen der nicht auch<lb/> Kinder hat oder gehabt hat, ſo wie man keine<lb/> Hebamme anzunehmen pflegt die nicht weiß<lb/> wie es einer Geſeegneten zu Muthe ſey.<lb/> Wenn ich ja einem Arzt ein Ohr zuneigen<lb/> ſolte, ich ſage mit Fleiß ein Ohr obgleich ich<lb/> Gottlob beide brauchen kann, muͤßt’ er ſelbſt<lb/> die Krankheit haben die er curiren will. In<lb/> dieſem Fall wird mir ein Hufſchmid und<lb/> eine entzahnte Matrone eben ſo willkommen<lb/> als ein rother Mantel ſeyn.</p><lb/> <p>Seht da! warum ich dem alten Herrn<lb/> der Schuſter, Schneider und Toͤpfer iſt,<lb/> alle dieſe Handwercke auf Herz und Seele der<lb/> ihm anvertrauten Jugend anzuwenden ge-<lb/> ſtatte. Sein Sohn Benjamin und ſeine<lb/> Tochter Wilhelmine haben ihn examiniret<lb/> und tuͤchtig befunden. Es ſind gut gezoge-<lb/> ne Kinder.</p><lb/> <p>Bey dem Worte Willhelmine zog ich<lb/> mein Schnupftuch aus der Taſche ohn ſonſt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0197]
Grundſaͤtzen untreu werden; allein er war
der Meinung meiner Mutter, die ihn ſehr
bat mir andere Gedancken einzuaͤugen, die
aber ſchon wirklich ohne daß es meine Mutter
gemerkt hatte bey mir in Bluͤthe ſtanden.
Kinder ſagte mein Vater ſolte man kei-
nem Menſchen anvertrauen der nicht auch
Kinder hat oder gehabt hat, ſo wie man keine
Hebamme anzunehmen pflegt die nicht weiß
wie es einer Geſeegneten zu Muthe ſey.
Wenn ich ja einem Arzt ein Ohr zuneigen
ſolte, ich ſage mit Fleiß ein Ohr obgleich ich
Gottlob beide brauchen kann, muͤßt’ er ſelbſt
die Krankheit haben die er curiren will. In
dieſem Fall wird mir ein Hufſchmid und
eine entzahnte Matrone eben ſo willkommen
als ein rother Mantel ſeyn.
Seht da! warum ich dem alten Herrn
der Schuſter, Schneider und Toͤpfer iſt,
alle dieſe Handwercke auf Herz und Seele der
ihm anvertrauten Jugend anzuwenden ge-
ſtatte. Sein Sohn Benjamin und ſeine
Tochter Wilhelmine haben ihn examiniret
und tuͤchtig befunden. Es ſind gut gezoge-
ne Kinder.
Bey dem Worte Willhelmine zog ich
mein Schnupftuch aus der Taſche ohn ſonſt
zu
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