Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.teticker. Lehret sie im Angesichte Gottes -- Die Gabe zu unterrichten (donum do- Je schöner aber die Rede, desto weniger Dich-
teticker. Lehret ſie im Angeſichte Gottes — Die Gabe zu unterrichten (donum do- Je ſchoͤner aber die Rede, deſto weniger Dich-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="196"/> teticker. Lehret ſie im Angeſichte Gottes —<lb/> oder laßt ſie nur herum gehen; die Natur<lb/> ſelbſt wird ſie beſſer unterweiſen als ihr, wenn<lb/> ihr Gottes Wetter nicht ertragen koͤnnet.</p><lb/> <p>Die Gabe zu unterrichten <hi rendition="#aq">(donum do-<lb/> cendi)</hi> hat jeder Menſch. Wer durch die<lb/> rechte Thuͤr gekommen iſt wird auch wieder<lb/> durch die rechte Thuͤr heraus finden. Wer<lb/> eine Treppe in die Hoͤhe ſteigen kann wird<lb/> ſie auch herabſteigen. Berg ab iſt im-<lb/> mer leichter. Wer eine Sache halb weiß<lb/> kann nur ein Viertheil beybringen. Wer<lb/> nur ein Viertheil weiß iſt ein Miethling —<lb/> Je laͤnger ich ſtudire je kuͤrzer iſt die Predigt.<lb/> Bedenckt den Haufen Holz und Stein und<lb/> Ziegel und Dachpfannen und Glaß und Kalck<lb/> und tauſenderley, eh’ es ein Hauß wird.<lb/> Steht das Hauß: alles hat ſechzig Fuß in<lb/> die Laͤnge und dreyßig Fuß in die Breite,<lb/> Raum.</p><lb/> <p>Je ſchoͤner aber die Rede, deſto weniger<lb/> behaͤlſt du. Das Gedaͤchtnis hat keine Zeit<lb/> anzuhalten, keine Ruhe. So was ſchoͤnes<lb/> kann nur die Kunſt machen wo kein Punkt<lb/> kein Comma kein Semicolon iſt. In der<lb/> Natur hat die Sonne ſelbſt Flecken. Ein<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dich-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0204]
teticker. Lehret ſie im Angeſichte Gottes —
oder laßt ſie nur herum gehen; die Natur
ſelbſt wird ſie beſſer unterweiſen als ihr, wenn
ihr Gottes Wetter nicht ertragen koͤnnet.
Die Gabe zu unterrichten (donum do-
cendi) hat jeder Menſch. Wer durch die
rechte Thuͤr gekommen iſt wird auch wieder
durch die rechte Thuͤr heraus finden. Wer
eine Treppe in die Hoͤhe ſteigen kann wird
ſie auch herabſteigen. Berg ab iſt im-
mer leichter. Wer eine Sache halb weiß
kann nur ein Viertheil beybringen. Wer
nur ein Viertheil weiß iſt ein Miethling —
Je laͤnger ich ſtudire je kuͤrzer iſt die Predigt.
Bedenckt den Haufen Holz und Stein und
Ziegel und Dachpfannen und Glaß und Kalck
und tauſenderley, eh’ es ein Hauß wird.
Steht das Hauß: alles hat ſechzig Fuß in
die Laͤnge und dreyßig Fuß in die Breite,
Raum.
Je ſchoͤner aber die Rede, deſto weniger
behaͤlſt du. Das Gedaͤchtnis hat keine Zeit
anzuhalten, keine Ruhe. So was ſchoͤnes
kann nur die Kunſt machen wo kein Punkt
kein Comma kein Semicolon iſt. In der
Natur hat die Sonne ſelbſt Flecken. Ein
Dich-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |