Gott mehr lieben als die Menschen -- ich hab sehr sehr für dich gebetet. Ich bin dei- netwegen beym lieben Gott Sturm gelaufen. Laut, laut schrie ich: Gott sey mit ihm, mit ihm! Ich nenn dich immer zum lieben Gott Er. Gott weiß ja alle Dinge. Ein- mal, das muß ich dir ohrbeichten, kam mir der Alexander in den Mund, und ich ward so zu- rückgesetzt -- Ich schämte mich so vorm lie- ben Gott, daß ich in zwey Tagen kein Wort hervorbeten konnte. Ich denck, es kommt da- her, weil wir Alexander gespielt haben und weil der liebe Gott das Herz und kein Spiel haben will. Weißst du woher anders, schreib's mir. Es war doch nicht ein Schelmstück, daß du den Alexander machtest, und mein Bruder Benjamin den Darius. Du heißt ja leider Alexander. Da bin ich wie deine Mutter! ich gäbe was drum, wenn du Johann oder Gottlieb hießest -- Ich vergeß nicht, was der Herr Candidat -- sagte, der als Volon- tair nur einem Feldzuge zusah, den dein Vater mitmachte "Gut wärs, wenn überhaupt "König nur gespielt würde" Dein Vater schüttelte Nein: warum nein? -- ich bin des Herren Volontairs Meinung.
Es
Gott mehr lieben als die Menſchen — ich hab ſehr ſehr fuͤr dich gebetet. Ich bin dei- netwegen beym lieben Gott Sturm gelaufen. Laut, laut ſchrie ich: Gott ſey mit ihm, mit ihm! Ich nenn dich immer zum lieben Gott Er. Gott weiß ja alle Dinge. Ein- mal, das muß ich dir ohrbeichten, kam mir der Alexander in den Mund, und ich ward ſo zu- ruͤckgeſetzt — Ich ſchaͤmte mich ſo vorm lie- ben Gott, daß ich in zwey Tagen kein Wort hervorbeten konnte. Ich denck, es kommt da- her, weil wir Alexander geſpielt haben und weil der liebe Gott das Herz und kein Spiel haben will. Weißſt du woher anders, ſchreib’s mir. Es war doch nicht ein Schelmſtuͤck, daß du den Alexander machteſt, und mein Bruder Benjamin den Darius. Du heißt ja leider Alexander. Da bin ich wie deine Mutter! ich gaͤbe was drum, wenn du Johann oder Gottlieb hießeſt — Ich vergeß nicht, was der Herr Candidat — ſagte, der als Volon- tair nur einem Feldzuge zuſah, den dein Vater mitmachte „Gut waͤrs, wenn uͤberhaupt „Koͤnig nur geſpielt wuͤrde„ Dein Vater ſchuͤttelte Nein: warum nein? — ich bin des Herren Volontairs Meinung.
Es
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0254"n="242"/>
Gott mehr lieben als die Menſchen — ich<lb/>
hab ſehr ſehr fuͤr dich gebetet. Ich bin dei-<lb/>
netwegen beym lieben Gott Sturm gelaufen.<lb/>
Laut, laut ſchrie ich: Gott ſey mit ihm, mit<lb/>
ihm! Ich nenn dich immer zum lieben<lb/>
Gott Er. Gott weiß ja alle Dinge. Ein-<lb/>
mal, das muß ich dir ohrbeichten, kam mir der<lb/>
Alexander in den Mund, und ich ward ſo zu-<lb/>
ruͤckgeſetzt — Ich ſchaͤmte mich ſo vorm lie-<lb/>
ben Gott, daß ich in zwey Tagen kein Wort<lb/>
hervorbeten konnte. Ich denck, es kommt da-<lb/>
her, weil wir Alexander geſpielt haben und<lb/>
weil der liebe Gott das Herz und kein Spiel<lb/>
haben will. Weißſt du woher anders, ſchreib’s<lb/>
mir. Es war doch nicht ein Schelmſtuͤck, daß<lb/>
du den Alexander machteſt, und mein Bruder<lb/>
Benjamin den Darius. Du heißt ja leider<lb/>
Alexander. Da bin ich wie deine Mutter!<lb/>
ich gaͤbe was drum, wenn du <hirendition="#fr">Johann</hi> oder<lb/><hirendition="#fr">Gottlieb</hi> hießeſt — Ich vergeß nicht, was<lb/>
der Herr Candidat —ſagte, der als Volon-<lb/>
tair nur einem Feldzuge zuſah, den dein Vater<lb/>
mitmachte „Gut waͤrs, wenn uͤberhaupt<lb/>„Koͤnig nur geſpielt wuͤrde„ Dein Vater<lb/>ſchuͤttelte Nein: warum nein? — ich bin<lb/>
des Herren Volontairs Meinung.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[242/0254]
Gott mehr lieben als die Menſchen — ich
hab ſehr ſehr fuͤr dich gebetet. Ich bin dei-
netwegen beym lieben Gott Sturm gelaufen.
Laut, laut ſchrie ich: Gott ſey mit ihm, mit
ihm! Ich nenn dich immer zum lieben
Gott Er. Gott weiß ja alle Dinge. Ein-
mal, das muß ich dir ohrbeichten, kam mir der
Alexander in den Mund, und ich ward ſo zu-
ruͤckgeſetzt — Ich ſchaͤmte mich ſo vorm lie-
ben Gott, daß ich in zwey Tagen kein Wort
hervorbeten konnte. Ich denck, es kommt da-
her, weil wir Alexander geſpielt haben und
weil der liebe Gott das Herz und kein Spiel
haben will. Weißſt du woher anders, ſchreib’s
mir. Es war doch nicht ein Schelmſtuͤck, daß
du den Alexander machteſt, und mein Bruder
Benjamin den Darius. Du heißt ja leider
Alexander. Da bin ich wie deine Mutter!
ich gaͤbe was drum, wenn du Johann oder
Gottlieb hießeſt — Ich vergeß nicht, was
der Herr Candidat — ſagte, der als Volon-
tair nur einem Feldzuge zuſah, den dein Vater
mitmachte „Gut waͤrs, wenn uͤberhaupt
„Koͤnig nur geſpielt wuͤrde„ Dein Vater
ſchuͤttelte Nein: warum nein? — ich bin
des Herren Volontairs Meinung.
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/254>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.