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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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solte, die curschen Stürme würden sich mit
ihm vertragen: darum pflanze ich nicht wie-
der was ausstirbt. Einen neuen Garten leg
ich nicht an, um dem Boden nicht, meiner
glücklichen Hand wegen, Frohndienste aufzule-
gen -- Was ich in meiner Jugend setzte,
ging alles auf. Eine Bohne, wenn sie gleich
hecktisch aussahe, wuchs und trug gesunde
Kinder. Schieß ich, tref ich; schießt ein
andrer, weiß ich beinah mit Gewisheit am
Schuß, ob Niete oder Gewinst ist. Komm
ich nach Mitau, grüßt mich ein jeder, der
mir begegnet, und jedes eher als ich. Bey
allen meinen Examens ward ich über das
gefragt, was ich den Abend vorher gele-
fen hatte. Ich schlag mit einer Klatsche
wenigstens zwo Fliegen. Offt bemüh ich
mich recht geflißentlich, nur einer aufs Haupt
zu schlagen, allein, indem ich den Streich
vollführen will, kommen Freiwillige dazu;
dies macht mich aufmercksam. Erst dreyßig
fette Jahre, dreßig Jahre ohnunterbrochnes
Glück, und drey Jahr darauf, mager wie
Pharaos Kühe. Wer nimmt sie? Dreyßig
magere Jahre aber voraus, und drey fette
hernach, dörfen nicht öffentlich licitirt wer-
den; man nimmt mit beyden Händen. Ich

wolte

ſolte, die curſchen Stuͤrme wuͤrden ſich mit
ihm vertragen: darum pflanze ich nicht wie-
der was ausſtirbt. Einen neuen Garten leg
ich nicht an, um dem Boden nicht, meiner
gluͤcklichen Hand wegen, Frohndienſte aufzule-
gen — Was ich in meiner Jugend ſetzte,
ging alles auf. Eine Bohne, wenn ſie gleich
hecktiſch ausſahe, wuchs und trug geſunde
Kinder. Schieß ich, tref ich; ſchießt ein
andrer, weiß ich beinah mit Gewisheit am
Schuß, ob Niete oder Gewinſt iſt. Komm
ich nach Mitau, gruͤßt mich ein jeder, der
mir begegnet, und jedes eher als ich. Bey
allen meinen Examens ward ich uͤber das
gefragt, was ich den Abend vorher gele-
fen hatte. Ich ſchlag mit einer Klatſche
wenigſtens zwo Fliegen. Offt bemuͤh ich
mich recht geflißentlich, nur einer aufs Haupt
zu ſchlagen, allein, indem ich den Streich
vollfuͤhren will, kommen Freiwillige dazu;
dies macht mich aufmerckſam. Erſt dreyßig
fette Jahre, dreßig Jahre ohnunterbrochnes
Gluͤck, und drey Jahr darauf, mager wie
Pharaos Kuͤhe. Wer nimmt ſie? Dreyßig
magere Jahre aber voraus, und drey fette
hernach, doͤrfen nicht oͤffentlich licitirt wer-
den; man nimmt mit beyden Haͤnden. Ich

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[267/0279] ſolte, die curſchen Stuͤrme wuͤrden ſich mit ihm vertragen: darum pflanze ich nicht wie- der was ausſtirbt. Einen neuen Garten leg ich nicht an, um dem Boden nicht, meiner gluͤcklichen Hand wegen, Frohndienſte aufzule- gen — Was ich in meiner Jugend ſetzte, ging alles auf. Eine Bohne, wenn ſie gleich hecktiſch ausſahe, wuchs und trug geſunde Kinder. Schieß ich, tref ich; ſchießt ein andrer, weiß ich beinah mit Gewisheit am Schuß, ob Niete oder Gewinſt iſt. Komm ich nach Mitau, gruͤßt mich ein jeder, der mir begegnet, und jedes eher als ich. Bey allen meinen Examens ward ich uͤber das gefragt, was ich den Abend vorher gele- fen hatte. Ich ſchlag mit einer Klatſche wenigſtens zwo Fliegen. Offt bemuͤh ich mich recht geflißentlich, nur einer aufs Haupt zu ſchlagen, allein, indem ich den Streich vollfuͤhren will, kommen Freiwillige dazu; dies macht mich aufmerckſam. Erſt dreyßig fette Jahre, dreßig Jahre ohnunterbrochnes Gluͤck, und drey Jahr darauf, mager wie Pharaos Kuͤhe. Wer nimmt ſie? Dreyßig magere Jahre aber voraus, und drey fette hernach, doͤrfen nicht oͤffentlich licitirt wer- den; man nimmt mit beyden Haͤnden. Ich wolte

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/279>, abgerufen am 24.11.2024.