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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Zuge seines Gesichts hätte beipflichten müßen,
auch wenn ich noch einmal so alt gewesen
wäre, als ichs nicht war. Wie böse meine
Mutter über den Himmel geworden weiß ich
nicht, allein ich hörte und mein Vater der
nun weder an Ort und Stelle war, mußte
es auch hören daß sie die Thüre zuzog, als
ob sie nicht die mindeste Lust zum Himmel
hätte. Ohne Zweifel hat sie dieses unver-
merkt thun wollen, um ihre Neugierde zu
verbergen; indessen machte das plauderhafte
Schloß ein unzeitiges Geräusch und wurde
davor den folgenden Tag, da mein Vater
eine Beichtandacht besorgte, ausgebessert.
So viel ist gewis, daß der liebe Mann durch
diese Antwort, die zwar mich, nicht aber
meine Mutter befriedigen konnte, mich wie-
wol ohne daran Schuld zu seyn, auf den
Gedanken brachte, daß man im Himmel frü-
her als in Curland Spargel äße gleich frü-
her in der freien Luft eine Pfeife rauche,
Trauben hätte, und den Wein aus der Quelle
schöpfen könnte. Tausend andere Dinge die
er nachhero meiner Mutter erzählte, wie es bey
ihm zu Hause wäre, kamen alle bey mir
auf die Rechnung des Himmels und ich
war zuletzt dort eben so bekannt als auf un-

serm

Zuge ſeines Geſichts haͤtte beipflichten muͤßen,
auch wenn ich noch einmal ſo alt geweſen
waͤre, als ichs nicht war. Wie boͤſe meine
Mutter uͤber den Himmel geworden weiß ich
nicht, allein ich hoͤrte und mein Vater der
nun weder an Ort und Stelle war, mußte
es auch hoͤren daß ſie die Thuͤre zuzog, als
ob ſie nicht die mindeſte Luſt zum Himmel
haͤtte. Ohne Zweifel hat ſie dieſes unver-
merkt thun wollen, um ihre Neugierde zu
verbergen; indeſſen machte das plauderhafte
Schloß ein unzeitiges Geraͤuſch und wurde
davor den folgenden Tag, da mein Vater
eine Beichtandacht beſorgte, ausgebeſſert.
So viel iſt gewis, daß der liebe Mann durch
dieſe Antwort, die zwar mich, nicht aber
meine Mutter befriedigen konnte, mich wie-
wol ohne daran Schuld zu ſeyn, auf den
Gedanken brachte, daß man im Himmel fruͤ-
her als in Curland Spargel aͤße gleich fruͤ-
her in der freien Luft eine Pfeife rauche,
Trauben haͤtte, und den Wein aus der Quelle
ſchoͤpfen koͤnnte. Tauſend andere Dinge die
er nachhero meiner Mutter erzaͤhlte, wie es bey
ihm zu Hauſe waͤre, kamen alle bey mir
auf die Rechnung des Himmels und ich
war zuletzt dort eben ſo bekannt als auf un-

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[20/0028] Zuge ſeines Geſichts haͤtte beipflichten muͤßen, auch wenn ich noch einmal ſo alt geweſen waͤre, als ichs nicht war. Wie boͤſe meine Mutter uͤber den Himmel geworden weiß ich nicht, allein ich hoͤrte und mein Vater der nun weder an Ort und Stelle war, mußte es auch hoͤren daß ſie die Thuͤre zuzog, als ob ſie nicht die mindeſte Luſt zum Himmel haͤtte. Ohne Zweifel hat ſie dieſes unver- merkt thun wollen, um ihre Neugierde zu verbergen; indeſſen machte das plauderhafte Schloß ein unzeitiges Geraͤuſch und wurde davor den folgenden Tag, da mein Vater eine Beichtandacht beſorgte, ausgebeſſert. So viel iſt gewis, daß der liebe Mann durch dieſe Antwort, die zwar mich, nicht aber meine Mutter befriedigen konnte, mich wie- wol ohne daran Schuld zu ſeyn, auf den Gedanken brachte, daß man im Himmel fruͤ- her als in Curland Spargel aͤße gleich fruͤ- her in der freien Luft eine Pfeife rauche, Trauben haͤtte, und den Wein aus der Quelle ſchoͤpfen koͤnnte. Tauſend andere Dinge die er nachhero meiner Mutter erzaͤhlte, wie es bey ihm zu Hauſe waͤre, kamen alle bey mir auf die Rechnung des Himmels und ich war zuletzt dort eben ſo bekannt als auf un- ſerm

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/28>, abgerufen am 21.11.2024.