tes Herz zu beruhigen, kennen lernte. Be- siehl du deine Wege. Was Gott thut das ist wohl gethan. Keinen hat Gott verlas- sen, das löschte meinen Durst bey meiner Angst. Wenn die Zunge an meinem Gau- men klebte, und ich zwischen der hebräischen Sprache, meiner Mutter, und deinem Vater getheilt war; fing ich an zu singen. Fühlt ich gleich nicht die Wahrheit in ihrem gan- zen Umfange:
Wenn ich ein Lied von Herzen sing, so wird mein Herz recht guter Ding,
so ward ich doch Gott ergebener und wei- cher, und da mein ganzes übriges Leben zwischen Thür und Angel ist, und ich nie aus diesem Drang gekommen -- sing ich weiter, bis ich kommen werde zum hohen Halleluja vor dem Trone Gottes:
da, da, (Sie sangs) da ist Freude, da ist Weide, da ist Manna, Halleluja! Hosianna!
Den andern Morgen ein Brief!
Ein Brief, sagte meine Mutter. Hab ichs nicht gesagt. Sie wog ihn -- das Geschlechtregister liegt drinn -- Meine Mut-
ter
tes Herz zu beruhigen, kennen lernte. Be- ſiehl du deine Wege. Was Gott thut das iſt wohl gethan. Keinen hat Gott verlaſ- ſen, das loͤſchte meinen Durſt bey meiner Angſt. Wenn die Zunge an meinem Gau- men klebte, und ich zwiſchen der hebraͤiſchen Sprache, meiner Mutter, und deinem Vater getheilt war; fing ich an zu ſingen. Fuͤhlt ich gleich nicht die Wahrheit in ihrem gan- zen Umfange:
Wenn ich ein Lied von Herzen ſing, ſo wird mein Herz recht guter Ding,
ſo ward ich doch Gott ergebener und wei- cher, und da mein ganzes uͤbriges Leben zwiſchen Thuͤr und Angel iſt, und ich nie aus dieſem Drang gekommen — ſing ich weiter, bis ich kommen werde zum hohen Halleluja vor dem Trone Gottes:
da, da, (Sie ſangs) da iſt Freude, da iſt Weide, da iſt Manna, Halleluja! Hoſianna!
Den andern Morgen ein Brief!
Ein Brief, ſagte meine Mutter. Hab ichs nicht geſagt. Sie wog ihn — das Geſchlechtregiſter liegt drinn — Meine Mut-
ter
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tes Herz zu beruhigen, kennen lernte. Be-
ſiehl du deine Wege. Was Gott thut das
iſt wohl gethan. Keinen hat Gott verlaſ-
ſen, das loͤſchte meinen Durſt bey meiner
Angſt. Wenn die Zunge an meinem Gau-
men klebte, und ich zwiſchen der hebraͤiſchen
Sprache, meiner Mutter, und deinem Vater
getheilt war; fing ich an zu ſingen. Fuͤhlt
ich gleich nicht die Wahrheit in ihrem gan-
zen Umfange:
Wenn ich ein Lied von Herzen ſing,
ſo wird mein Herz recht guter Ding,
ſo ward ich doch Gott ergebener und wei-
cher, und da mein ganzes uͤbriges Leben
zwiſchen Thuͤr und Angel iſt, und ich nie aus
dieſem Drang gekommen — ſing ich weiter,
bis ich kommen werde zum hohen Halleluja
vor dem Trone Gottes:
da, da, (Sie ſangs)
da iſt Freude,
da iſt Weide,
da iſt Manna,
Halleluja! Hoſianna!
Den andern Morgen ein Brief!
Ein Brief, ſagte meine Mutter. Hab
ichs nicht geſagt. Sie wog ihn — das
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/286>, abgerufen am 24.11.2024.
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