er sich versteckt hatte, und kein Mensch glaubt, daß du so lange gesucht hast. Dein Vater würde sagen: Windbeuteley, faul Holz statt Licht; allein klimpern gehört zum Handwerk. Einem Geistlichen stehts am wenigsten an, zu sagen, ich will dies und das thun. Er steht in Gottesdienst. Sage also, zu reden aus Jacobi im vierten Capittel und funfzehn- ten Vers. So der Herr will und ich lebe, will ich dies oder jenes thun. Fliehe die vergängliche Lust der Welt; denn nur hiedurch wirst du theilhaftig werden der göttlichen Natur. Um eines faulen Astes willen reiß nicht Stamm und Wurzel aus. Jeder Mensch hat was Gutes. Lege auf die Fin- gerspitze, wo der verdorbene Saft aus der Hand sich hingezogen, und wo er schwört, Kraut und Pflaster; so behältst du die Hand. Brich hervor, wie ein Feu'r, und dein Wort brenne wie ein Kirchenlicht. (Ein Wachsstock ist nur eine Pfeife zu entzünden) Tröste den Bußfertigen, und laß über ihn aufgehen den Regenbogen mit seinen schönen Farben. Wenn dich eine Kälte im Ausdruck überfält, wärme dich an ein Paar Psalmen in der hei- ligen Schrift, und wenn böse Buben auf die Bibel lästern, denck dran, daß es Gottesschul-
buch
er ſich verſteckt hatte, und kein Menſch glaubt, daß du ſo lange geſucht haſt. Dein Vater wuͤrde ſagen: Windbeuteley, faul Holz ſtatt Licht; allein klimpern gehoͤrt zum Handwerk. Einem Geiſtlichen ſtehts am wenigſten an, zu ſagen, ich will dies und das thun. Er ſteht in Gottesdienſt. Sage alſo, zu reden aus Jacobi im vierten Capittel und funfzehn- ten Vers. So der Herr will und ich lebe, will ich dies oder jenes thun. Fliehe die vergaͤngliche Luſt der Welt; denn nur hiedurch wirſt du theilhaftig werden der goͤttlichen Natur. Um eines faulen Aſtes willen reiß nicht Stamm und Wurzel aus. Jeder Menſch hat was Gutes. Lege auf die Fin- gerſpitze, wo der verdorbene Saft aus der Hand ſich hingezogen, und wo er ſchwoͤrt, Kraut und Pflaſter; ſo behaͤltſt du die Hand. Brich hervor, wie ein Feu’r, und dein Wort brenne wie ein Kirchenlicht. (Ein Wachsſtock iſt nur eine Pfeife zu entzuͤnden) Troͤſte den Bußfertigen, und laß uͤber ihn aufgehen den Regenbogen mit ſeinen ſchoͤnen Farben. Wenn dich eine Kaͤlte im Ausdruck uͤberfaͤlt, waͤrme dich an ein Paar Pſalmen in der hei- ligen Schrift, und wenn boͤſe Buben auf die Bibel laͤſtern, denck dran, daß es Gottesſchul-
buch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0338"n="326"/>
er ſich verſteckt hatte, und kein Menſch glaubt,<lb/>
daß du ſo lange geſucht haſt. Dein Vater<lb/>
wuͤrde ſagen: Windbeuteley, faul Holz ſtatt<lb/>
Licht; allein klimpern gehoͤrt zum Handwerk.<lb/>
Einem Geiſtlichen ſtehts am wenigſten an,<lb/>
zu ſagen, ich will dies und das thun. Er<lb/>ſteht in Gottesdienſt. Sage alſo, zu reden<lb/>
aus Jacobi im vierten Capittel und funfzehn-<lb/>
ten Vers. <hirendition="#fr">So der Herr will und ich lebe,<lb/>
will ich dies oder jenes thun.</hi> Fliehe die<lb/>
vergaͤngliche Luſt der Welt; denn nur hiedurch<lb/>
wirſt du theilhaftig werden der goͤttlichen<lb/>
Natur. Um eines faulen Aſtes willen reiß<lb/>
nicht Stamm und Wurzel aus. Jeder<lb/>
Menſch hat was Gutes. Lege auf die Fin-<lb/>
gerſpitze, wo der verdorbene Saft aus der<lb/>
Hand ſich hingezogen, und wo er ſchwoͤrt,<lb/>
Kraut und Pflaſter; ſo behaͤltſt du die Hand.<lb/>
Brich hervor, wie ein Feu’r, und dein Wort<lb/>
brenne wie ein Kirchenlicht. (Ein Wachsſtock<lb/>
iſt nur eine Pfeife zu entzuͤnden) Troͤſte den<lb/>
Bußfertigen, und laß uͤber ihn aufgehen<lb/>
den Regenbogen mit ſeinen ſchoͤnen Farben.<lb/>
Wenn dich eine Kaͤlte im Ausdruck uͤberfaͤlt,<lb/>
waͤrme dich an ein Paar Pſalmen in der hei-<lb/>
ligen Schrift, und wenn boͤſe Buben auf die<lb/>
Bibel laͤſtern, denck dran, daß es Gottesſchul-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">buch</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[326/0338]
er ſich verſteckt hatte, und kein Menſch glaubt,
daß du ſo lange geſucht haſt. Dein Vater
wuͤrde ſagen: Windbeuteley, faul Holz ſtatt
Licht; allein klimpern gehoͤrt zum Handwerk.
Einem Geiſtlichen ſtehts am wenigſten an,
zu ſagen, ich will dies und das thun. Er
ſteht in Gottesdienſt. Sage alſo, zu reden
aus Jacobi im vierten Capittel und funfzehn-
ten Vers. So der Herr will und ich lebe,
will ich dies oder jenes thun. Fliehe die
vergaͤngliche Luſt der Welt; denn nur hiedurch
wirſt du theilhaftig werden der goͤttlichen
Natur. Um eines faulen Aſtes willen reiß
nicht Stamm und Wurzel aus. Jeder
Menſch hat was Gutes. Lege auf die Fin-
gerſpitze, wo der verdorbene Saft aus der
Hand ſich hingezogen, und wo er ſchwoͤrt,
Kraut und Pflaſter; ſo behaͤltſt du die Hand.
Brich hervor, wie ein Feu’r, und dein Wort
brenne wie ein Kirchenlicht. (Ein Wachsſtock
iſt nur eine Pfeife zu entzuͤnden) Troͤſte den
Bußfertigen, und laß uͤber ihn aufgehen
den Regenbogen mit ſeinen ſchoͤnen Farben.
Wenn dich eine Kaͤlte im Ausdruck uͤberfaͤlt,
waͤrme dich an ein Paar Pſalmen in der hei-
ligen Schrift, und wenn boͤſe Buben auf die
Bibel laͤſtern, denck dran, daß es Gottesſchul-
buch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/338>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.