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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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sondern machst Observationen -- ich nicht al-
so.
Sey getreu bis in den Tod; so wird
dir die Krone des Lebens gegeben, und es
wird heißen: Ey du frommer und getreuer
Knecht, du bist über wenig treu gewesen, ich
will dich über viel setzen, gehe ein zu deines
Herrn Freude! Wähle nie ein Amt, das
größer ist als du, damit du hervorragest,
und kannst du in eine Stelle kommen, die
vor dir ein unbedeutenderes Mänchen, als
du bekleidet; hast du gewonnen Spiel.
Brauch griechische, hebräische, arabische,
chaldäische, lateinische Worte in deiner Pre-
digt, die vertragen sich, um des Himmels
willen aber kein einziges französisches, das
ist in einer deutschen Predigt wie Katz und
Hund. Die französische Sprache ist die
zweite Erbsünde. Der geringste Uebelstand
auf der Kanzel, ist ein Flecken auf deinem
weißen Kragen. Es scheint überhaupt die
französische Sprache nicht für den Himmel
und den schmalen Weg eingerichtet zu seyn.
Wol dem unter diesem Volcke, der noch eine
andere Sprache weiß! Diene deiner Gemei-
ne mit allen fünf Sinnen. Man meint der
Geschmack sey so ein Geizhals, daß ein an-
drer nichts davon hat; allein wer den andern

mit
Y 4

ſondern machſt Obſervationen — ich nicht al-
ſo.
Sey getreu bis in den Tod; ſo wird
dir die Krone des Lebens gegeben, und es
wird heißen: Ey du frommer und getreuer
Knecht, du biſt uͤber wenig treu geweſen, ich
will dich uͤber viel ſetzen, gehe ein zu deines
Herrn Freude! Waͤhle nie ein Amt, das
groͤßer iſt als du, damit du hervorrageſt,
und kannſt du in eine Stelle kommen, die
vor dir ein unbedeutenderes Maͤnchen, als
du bekleidet; haſt du gewonnen Spiel.
Brauch griechiſche, hebraͤiſche, arabiſche,
chaldaͤiſche, lateiniſche Worte in deiner Pre-
digt, die vertragen ſich, um des Himmels
willen aber kein einziges franzoͤſiſches, das
iſt in einer deutſchen Predigt wie Katz und
Hund. Die franzoͤſiſche Sprache iſt die
zweite Erbſuͤnde. Der geringſte Uebelſtand
auf der Kanzel, iſt ein Flecken auf deinem
weißen Kragen. Es ſcheint uͤberhaupt die
franzoͤſiſche Sprache nicht fuͤr den Himmel
und den ſchmalen Weg eingerichtet zu ſeyn.
Wol dem unter dieſem Volcke, der noch eine
andere Sprache weiß! Diene deiner Gemei-
ne mit allen fuͤnf Sinnen. Man meint der
Geſchmack ſey ſo ein Geizhals, daß ein an-
drer nichts davon hat; allein wer den andern

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[341/0353] ſondern machſt Obſervationen — ich nicht al- ſo. Sey getreu bis in den Tod; ſo wird dir die Krone des Lebens gegeben, und es wird heißen: Ey du frommer und getreuer Knecht, du biſt uͤber wenig treu geweſen, ich will dich uͤber viel ſetzen, gehe ein zu deines Herrn Freude! Waͤhle nie ein Amt, das groͤßer iſt als du, damit du hervorrageſt, und kannſt du in eine Stelle kommen, die vor dir ein unbedeutenderes Maͤnchen, als du bekleidet; haſt du gewonnen Spiel. Brauch griechiſche, hebraͤiſche, arabiſche, chaldaͤiſche, lateiniſche Worte in deiner Pre- digt, die vertragen ſich, um des Himmels willen aber kein einziges franzoͤſiſches, das iſt in einer deutſchen Predigt wie Katz und Hund. Die franzoͤſiſche Sprache iſt die zweite Erbſuͤnde. Der geringſte Uebelſtand auf der Kanzel, iſt ein Flecken auf deinem weißen Kragen. Es ſcheint uͤberhaupt die franzoͤſiſche Sprache nicht fuͤr den Himmel und den ſchmalen Weg eingerichtet zu ſeyn. Wol dem unter dieſem Volcke, der noch eine andere Sprache weiß! Diene deiner Gemei- ne mit allen fuͤnf Sinnen. Man meint der Geſchmack ſey ſo ein Geizhals, daß ein an- drer nichts davon hat; allein wer den andern mit Y 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/353>, abgerufen am 22.11.2024.