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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Dies ist ein eingeheitzter Muth. Ist der
Ofen kalt, ist alles kalt --
Ich. Ich weiß, Vater, wie ich das Loch
hier am Kopf kriegte, was es heiße, auf
dem Bette der Ehren ein Loch kriegen, und
wie ich kranck war, was ein kalter Ofen heiße.
Das Loch war mir weniger, als wenn ich
mir das Hemde vorbey ins Fleisch gestochen.
Ich wollt drüber was schriftliches aufsetzen,
so weiß ichs. Sich selbst bekämpfen, Va-
ter! und eine Hopfenstange seyn, ist doch
zweyerley.
Vater. Sich im wagerechten Stand setzen,
und immer im Gleichgewicht halten, ist un-
möglich. Wer nicht Leidenschaften hat, ist
kein Mensch. Unser Herr und Meister jagte
Käufer und Verkäufer aus Gottes Tempel.
Wer im Sitzen schelten, und wenn er sich
stößt, beten kann, ist ein Mensch, mit dem ich
nichts zu theilen haben will. Ich werd ge-
wiß betrogen. Ich hab mich als Pastor zu
dem "daß dich der Tausend" bequemen
müßen, "daß dich der Teufel" sagt man,
soll gesunder seyn. Es soll wie ein Glas
Wasser abkühlen. Die Natur kühlt sich auch
durch Donner und Blitz. Um den Teufel
nicht so viel Ehre anzuthun, sollte man ein
ander
Dies iſt ein eingeheitzter Muth. Iſt der
Ofen kalt, iſt alles kalt —
Ich. Ich weiß, Vater, wie ich das Loch
hier am Kopf kriegte, was es heiße, auf
dem Bette der Ehren ein Loch kriegen, und
wie ich kranck war, was ein kalter Ofen heiße.
Das Loch war mir weniger, als wenn ich
mir das Hemde vorbey ins Fleiſch geſtochen.
Ich wollt druͤber was ſchriftliches aufſetzen,
ſo weiß ichs. Sich ſelbſt bekaͤmpfen, Va-
ter! und eine Hopfenſtange ſeyn, iſt doch
zweyerley.
Vater. Sich im wagerechten Stand ſetzen,
und immer im Gleichgewicht halten, iſt un-
moͤglich. Wer nicht Leidenſchaften hat, iſt
kein Menſch. Unſer Herr und Meiſter jagte
Kaͤufer und Verkaͤufer aus Gottes Tempel.
Wer im Sitzen ſchelten, und wenn er ſich
ſtoͤßt, beten kann, iſt ein Menſch, mit dem ich
nichts zu theilen haben will. Ich werd ge-
wiß betrogen. Ich hab mich als Paſtor zu
dem „daß dich der Tauſend“ bequemen
muͤßen, „daß dich der Teufel„ ſagt man,
ſoll geſunder ſeyn. Es ſoll wie ein Glas
Waſſer abkuͤhlen. Die Natur kuͤhlt ſich auch
durch Donner und Blitz. Um den Teufel
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[365/0377] Dies iſt ein eingeheitzter Muth. Iſt der Ofen kalt, iſt alles kalt — Ich. Ich weiß, Vater, wie ich das Loch hier am Kopf kriegte, was es heiße, auf dem Bette der Ehren ein Loch kriegen, und wie ich kranck war, was ein kalter Ofen heiße. Das Loch war mir weniger, als wenn ich mir das Hemde vorbey ins Fleiſch geſtochen. Ich wollt druͤber was ſchriftliches aufſetzen, ſo weiß ichs. Sich ſelbſt bekaͤmpfen, Va- ter! und eine Hopfenſtange ſeyn, iſt doch zweyerley. Vater. Sich im wagerechten Stand ſetzen, und immer im Gleichgewicht halten, iſt un- moͤglich. Wer nicht Leidenſchaften hat, iſt kein Menſch. Unſer Herr und Meiſter jagte Kaͤufer und Verkaͤufer aus Gottes Tempel. Wer im Sitzen ſchelten, und wenn er ſich ſtoͤßt, beten kann, iſt ein Menſch, mit dem ich nichts zu theilen haben will. Ich werd ge- wiß betrogen. Ich hab mich als Paſtor zu dem „daß dich der Tauſend“ bequemen muͤßen, „daß dich der Teufel„ ſagt man, ſoll geſunder ſeyn. Es ſoll wie ein Glas Waſſer abkuͤhlen. Die Natur kuͤhlt ſich auch durch Donner und Blitz. Um den Teufel nicht ſo viel Ehre anzuthun, ſollte man ein ander

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/377>, abgerufen am 01.06.2024.