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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Herr v. G. Fast dächt ich es wäre nöthig,
und darum so viel Gräber, weil sich beyde
nicht verstehen. Der Docktor spricht aus
dem Buch, der Krancke spricht aus dem Le-
ben -- jener Latein, dieser Deutsch.
Vater. Die Aerzte müßen entweder Men-
schen, oder alle Menschen müßen Aerzte
werden.
Ich. Viele Menschen, denck ich, Vater,
besehen sich bloß, wie man sagt, er hat die
Welt gesehen oder besehen.
Vater. Sie sind in einem Naturalienca-
binet, in einer Bibliothek ohne Kenntniße.
Sie laßen sich alles zeigen; so bald sie her-
aus sind, weiß kein Mensch ein lebendig
Wort, höchstens todte, wie ein Reise-Jour-
nal geschrieben. --
Herr v. G. Ueberhaupt, denck ich, ist das
Reisen nicht die Art, Menschen zu kennen. Zu
den meisten Reisenden könnte man sagen:
dindet ihm Hände und Füße, und werft ihn
in sein Vaterland.
Der Mensch versteckt sich
so wie das Wild -- Kein Bild ist ihm ähnli-
cher, als das in der heiligen Schrift "Adam
versteckte sich unter die Bäume im Garten"
machte sich grüne Vorhänge. Er ward aus
einem Freunde Gottes ein Wilder. --

Vater.
C c
Herr v. G. Faſt daͤcht ich es waͤre noͤthig,
und darum ſo viel Graͤber, weil ſich beyde
nicht verſtehen. Der Docktor ſpricht aus
dem Buch, der Krancke ſpricht aus dem Le-
ben — jener Latein, dieſer Deutſch.
Vater. Die Aerzte muͤßen entweder Men-
ſchen, oder alle Menſchen muͤßen Aerzte
werden.
Ich. Viele Menſchen, denck ich, Vater,
beſehen ſich bloß, wie man ſagt, er hat die
Welt geſehen oder beſehen.
Vater. Sie ſind in einem Naturalienca-
binet, in einer Bibliothek ohne Kenntniße.
Sie laßen ſich alles zeigen; ſo bald ſie her-
aus ſind, weiß kein Menſch ein lebendig
Wort, hoͤchſtens todte, wie ein Reiſe-Jour-
nal geſchrieben. —
Herr v. G. Ueberhaupt, denck ich, iſt das
Reiſen nicht die Art, Menſchen zu kennen. Zu
den meiſten Reiſenden koͤnnte man ſagen:
dindet ihm Haͤnde und Fuͤße, und werft ihn
in ſein Vaterland.
Der Menſch verſteckt ſich
ſo wie das Wild — Kein Bild iſt ihm aͤhnli-
cher, als das in der heiligen Schrift „Adam
verſteckte ſich unter die Baͤume im Garten„
machte ſich gruͤne Vorhaͤnge. Er ward aus
einem Freunde Gottes ein Wilder. —

Vater.
C c
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[399/0411] Herr v. G. Faſt daͤcht ich es waͤre noͤthig, und darum ſo viel Graͤber, weil ſich beyde nicht verſtehen. Der Docktor ſpricht aus dem Buch, der Krancke ſpricht aus dem Le- ben — jener Latein, dieſer Deutſch. Vater. Die Aerzte muͤßen entweder Men- ſchen, oder alle Menſchen muͤßen Aerzte werden. Ich. Viele Menſchen, denck ich, Vater, beſehen ſich bloß, wie man ſagt, er hat die Welt geſehen oder beſehen. Vater. Sie ſind in einem Naturalienca- binet, in einer Bibliothek ohne Kenntniße. Sie laßen ſich alles zeigen; ſo bald ſie her- aus ſind, weiß kein Menſch ein lebendig Wort, hoͤchſtens todte, wie ein Reiſe-Jour- nal geſchrieben. — Herr v. G. Ueberhaupt, denck ich, iſt das Reiſen nicht die Art, Menſchen zu kennen. Zu den meiſten Reiſenden koͤnnte man ſagen: dindet ihm Haͤnde und Fuͤße, und werft ihn in ſein Vaterland. Der Menſch verſteckt ſich ſo wie das Wild — Kein Bild iſt ihm aͤhnli- cher, als das in der heiligen Schrift „Adam verſteckte ſich unter die Baͤume im Garten„ machte ſich gruͤne Vorhaͤnge. Er ward aus einem Freunde Gottes ein Wilder. — Vater. C c

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/411>, abgerufen am 24.11.2024.