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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Herr v. G. Jeden Menschen aber, lieber
Pastor! kleidet das Lachen nicht; ich glaub
es gehört dazu, wie zu allem, Uniform, was
ordentlich seyn soll. Einem kleinen dicken
Mann stehts herrlich -- das solten sich die
Lustspieler mercken, und keinen langen groß
gewachsenen Menschen Possen reißen lassen.
Vater. Man freut sich, daß der kleine
dicke Mann eben wegen seines lustigen We-
sens so dick und fett geworden. Ein groß
gewachsener Mann ist schon zum Beschat-
ten, zum Anlehnen gebohren; es ist eine
Stange, an die sich der Feigenbaum und die
Bohne schmiegt und rauckelt.
Herr v. G. Vernünftig lachen ist schwer.
Vater. Mich dünkt vernünftig weinen noch
schwerer. Vielleicht kann es jeder Mensch,
wenn er gleich seine siebenzig erreicht, nur
zweymal in seinem ganzen Leben: wenigstens
hat der fürs menschliche Geschlecht ein größer
Verdienst, der es zu lachen macht, als der
Thränen preßt; indessen ist viel beym Lachen
zu erinnern. Es entsteht aus einem Wider-
spruch. Man lacht, wenn Jemand fällt,
und sich nicht Schaden thut, besonders la-
chen dann gemeine Leute, die nicht feinere
Widersprüche begreifen können. Man lacht
über
Herr v. G. Jeden Menſchen aber, lieber
Paſtor! kleidet das Lachen nicht; ich glaub
es gehoͤrt dazu, wie zu allem, Uniform, was
ordentlich ſeyn ſoll. Einem kleinen dicken
Mann ſtehts herrlich — das ſolten ſich die
Luſtſpieler mercken, und keinen langen groß
gewachſenen Menſchen Poſſen reißen laſſen.
Vater. Man freut ſich, daß der kleine
dicke Mann eben wegen ſeines luſtigen We-
ſens ſo dick und fett geworden. Ein groß
gewachſener Mann iſt ſchon zum Beſchat-
ten, zum Anlehnen gebohren; es iſt eine
Stange, an die ſich der Feigenbaum und die
Bohne ſchmiegt und rauckelt.
Herr v. G. Vernuͤnftig lachen iſt ſchwer.
Vater. Mich duͤnkt vernuͤnftig weinen noch
ſchwerer. Vielleicht kann es jeder Menſch,
wenn er gleich ſeine ſiebenzig erreicht, nur
zweymal in ſeinem ganzen Leben: wenigſtens
hat der fuͤrs menſchliche Geſchlecht ein groͤßer
Verdienſt, der es zu lachen macht, als der
Thraͤnen preßt; indeſſen iſt viel beym Lachen
zu erinnern. Es entſteht aus einem Wider-
ſpruch. Man lacht, wenn Jemand faͤllt,
und ſich nicht Schaden thut, beſonders la-
chen dann gemeine Leute, die nicht feinere
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[406/0418] Herr v. G. Jeden Menſchen aber, lieber Paſtor! kleidet das Lachen nicht; ich glaub es gehoͤrt dazu, wie zu allem, Uniform, was ordentlich ſeyn ſoll. Einem kleinen dicken Mann ſtehts herrlich — das ſolten ſich die Luſtſpieler mercken, und keinen langen groß gewachſenen Menſchen Poſſen reißen laſſen. Vater. Man freut ſich, daß der kleine dicke Mann eben wegen ſeines luſtigen We- ſens ſo dick und fett geworden. Ein groß gewachſener Mann iſt ſchon zum Beſchat- ten, zum Anlehnen gebohren; es iſt eine Stange, an die ſich der Feigenbaum und die Bohne ſchmiegt und rauckelt. Herr v. G. Vernuͤnftig lachen iſt ſchwer. Vater. Mich duͤnkt vernuͤnftig weinen noch ſchwerer. Vielleicht kann es jeder Menſch, wenn er gleich ſeine ſiebenzig erreicht, nur zweymal in ſeinem ganzen Leben: wenigſtens hat der fuͤrs menſchliche Geſchlecht ein groͤßer Verdienſt, der es zu lachen macht, als der Thraͤnen preßt; indeſſen iſt viel beym Lachen zu erinnern. Es entſteht aus einem Wider- ſpruch. Man lacht, wenn Jemand faͤllt, und ſich nicht Schaden thut, beſonders la- chen dann gemeine Leute, die nicht feinere Widerſpruͤche begreifen koͤnnen. Man lacht uͤber

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/418>, abgerufen am 24.11.2024.