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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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alter Herr, haben Sie sich auf den Mund
geklopft, und sich eine Palinodie (recantation)
und Wiederruf gefallen laßen müßen, so was
geschieht nicht falva fama. Herr! Sie wa-
ren klug genug, die Lebendigen leben zu laßen,
Sie trieben nur Muthwillen an den Todten;
indeßen fand sich doch noch hie und da ein
Grabrächer, und Ew. Hochedlen mußten,
ihrer Grabschriften ohne Censur wegen, den
seelig Verstorbenen ehrenerklären -- Ey
dencken Sie noch an ihre selbsteigene Grab-
schrift! Das nenn ich Retorsion und Belag
zu der güldenen deutschen Regel: Auf eine
Lüge eine Maulschelle. --

"Hier wacht der lebendig Todte."
Herrmann. Die Zeiten sind gottlob!
vorbey.
Herr v. G. Zu Grabschriften freylich,
allein Sie waren, wie ich mercke, erst mehr
ein Fechter, jetzt mehr ein Tänzer. Wenn
ich wie mein Schwager v. W -- wäre, ich
würd Ihnen die Bücklinge abgewöhnen --
und denn würden Sie ein brauchbarer Mann
seyn! allein mein Schwager liebt die Höflich-
keit -- die Schmeicheley -- wie soll es
heißen? --

Herr
alter Herr, haben Sie ſich auf den Mund
geklopft, und ſich eine Palinodie (recantation)
und Wiederruf gefallen laßen muͤßen, ſo was
geſchieht nicht falva fama. Herr! Sie wa-
ren klug genug, die Lebendigen leben zu laßen,
Sie trieben nur Muthwillen an den Todten;
indeßen fand ſich doch noch hie und da ein
Grabraͤcher, und Ew. Hochedlen mußten,
ihrer Grabſchriften ohne Cenſur wegen, den
ſeelig Verſtorbenen ehrenerklaͤren — Ey
dencken Sie noch an ihre ſelbſteigene Grab-
ſchrift! Das nenn ich Retorſion und Belag
zu der guͤldenen deutſchen Regel: Auf eine
Luͤge eine Maulſchelle. —

„Hier wacht der lebendig Todte.„
Herrmann. Die Zeiten ſind gottlob!
vorbey.
Herr v. G. Zu Grabſchriften freylich,
allein Sie waren, wie ich mercke, erſt mehr
ein Fechter, jetzt mehr ein Taͤnzer. Wenn
ich wie mein Schwager v. W — waͤre, ich
wuͤrd Ihnen die Buͤcklinge abgewoͤhnen —
und denn wuͤrden Sie ein brauchbarer Mann
ſeyn! allein mein Schwager liebt die Hoͤflich-
keit — die Schmeicheley — wie ſoll es
heißen? —

Herr
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[430/0442] alter Herr, haben Sie ſich auf den Mund geklopft, und ſich eine Palinodie (recantation) und Wiederruf gefallen laßen muͤßen, ſo was geſchieht nicht falva fama. Herr! Sie wa- ren klug genug, die Lebendigen leben zu laßen, Sie trieben nur Muthwillen an den Todten; indeßen fand ſich doch noch hie und da ein Grabraͤcher, und Ew. Hochedlen mußten, ihrer Grabſchriften ohne Cenſur wegen, den ſeelig Verſtorbenen ehrenerklaͤren — Ey dencken Sie noch an ihre ſelbſteigene Grab- ſchrift! Das nenn ich Retorſion und Belag zu der guͤldenen deutſchen Regel: Auf eine Luͤge eine Maulſchelle. — „Hier wacht der lebendig Todte.„ Herrmann. Die Zeiten ſind gottlob! vorbey. Herr v. G. Zu Grabſchriften freylich, allein Sie waren, wie ich mercke, erſt mehr ein Fechter, jetzt mehr ein Taͤnzer. Wenn ich wie mein Schwager v. W — waͤre, ich wuͤrd Ihnen die Buͤcklinge abgewoͤhnen — und denn wuͤrden Sie ein brauchbarer Mann ſeyn! allein mein Schwager liebt die Hoͤflich- keit — die Schmeicheley — wie ſoll es heißen? — Herr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/442>, abgerufen am 23.11.2024.