Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich. Bibel und Gesangbuch nimmst du
doch mit?
Der jüngere Herr v. G. Ja, die Bibel hab
ich vom Vater, das Gesangbuch von der
gnädigen Mutter.
Ich. Warum gnädige?
Der jüngere Herr v. G. Es ist mir zur an-
dern Natur. Meine Mutter wolt durchaus
gnädig heißen.
Ich. An gnädig erkenn ich sie. Eine
gnädige Mutter, Bruder, ist ein Unding.
Bey Bibel und Gesangbuch seh ich dei-
nen Vater. Bibel und Gesangbuch muß
man sich nicht kaufen, sondern von den El-
tern haben, und eben so wie du, so auch ich,
Bibel vom Vater, und Gesangbuch von der
Mutter.
Der jüngere Herr v. G. Dein Vater und
der Meinige --
Ich. Sind wie Herz und Seel gegen
einander.
Der jüngere Herr v. G. Dein Vater Seel,
der Meinige Herz. Nicht wahr?
Ich. Beide Seel und Herz.
Der jüngere Herr v. G. Dieser mehr Herz,
jener mehr Seele.

Ich.
F f
Ich. Bibel und Geſangbuch nimmſt du
doch mit?
Der juͤngere Herr v. G. Ja, die Bibel hab
ich vom Vater, das Geſangbuch von der
gnaͤdigen Mutter.
Ich. Warum gnaͤdige?
Der juͤngere Herr v. G. Es iſt mir zur an-
dern Natur. Meine Mutter wolt durchaus
gnaͤdig heißen.
Ich. An gnaͤdig erkenn ich ſie. Eine
gnaͤdige Mutter, Bruder, iſt ein Unding.
Bey Bibel und Geſangbuch ſeh ich dei-
nen Vater. Bibel und Geſangbuch muß
man ſich nicht kaufen, ſondern von den El-
tern haben, und eben ſo wie du, ſo auch ich,
Bibel vom Vater, und Geſangbuch von der
Mutter.
Der juͤngere Herr v. G. Dein Vater und
der Meinige —
Ich. Sind wie Herz und Seel gegen
einander.
Der juͤngere Herr v. G. Dein Vater Seel,
der Meinige Herz. Nicht wahr?
Ich. Beide Seel und Herz.
Der juͤngere Herr v. G. Dieſer mehr Herz,
jener mehr Seele.

Ich.
F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0459" n="447"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Bibel und Ge&#x017F;angbuch nimm&#x017F;t du<lb/>
doch mit?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der ju&#x0364;ngere Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Ja, die Bibel hab<lb/>
ich vom Vater, das Ge&#x017F;angbuch von der<lb/>
gna&#x0364;digen Mutter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Warum gna&#x0364;dige?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der ju&#x0364;ngere Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Es i&#x017F;t mir zur an-<lb/>
dern Natur. Meine Mutter wolt durchaus<lb/>
gna&#x0364;dig heißen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>An gna&#x0364;dig erkenn ich &#x017F;ie. Eine<lb/>
gna&#x0364;dige Mutter, Bruder, i&#x017F;t ein Unding.<lb/>
Bey Bibel und Ge&#x017F;angbuch &#x017F;eh ich dei-<lb/>
nen Vater. Bibel und Ge&#x017F;angbuch muß<lb/>
man &#x017F;ich nicht kaufen, &#x017F;ondern von den El-<lb/>
tern haben, und eben &#x017F;o wie du, &#x017F;o auch ich,<lb/>
Bibel vom Vater, und Ge&#x017F;angbuch von der<lb/>
Mutter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der ju&#x0364;ngere Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Dein Vater und<lb/>
der Meinige &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Sind wie Herz und Seel gegen<lb/>
einander.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der ju&#x0364;ngere Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Dein Vater Seel,<lb/>
der Meinige Herz. Nicht wahr?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Beide Seel und Herz.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der ju&#x0364;ngere Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Die&#x017F;er mehr Herz,<lb/>
jener mehr Seele.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F f</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0459] Ich. Bibel und Geſangbuch nimmſt du doch mit? Der juͤngere Herr v. G. Ja, die Bibel hab ich vom Vater, das Geſangbuch von der gnaͤdigen Mutter. Ich. Warum gnaͤdige? Der juͤngere Herr v. G. Es iſt mir zur an- dern Natur. Meine Mutter wolt durchaus gnaͤdig heißen. Ich. An gnaͤdig erkenn ich ſie. Eine gnaͤdige Mutter, Bruder, iſt ein Unding. Bey Bibel und Geſangbuch ſeh ich dei- nen Vater. Bibel und Geſangbuch muß man ſich nicht kaufen, ſondern von den El- tern haben, und eben ſo wie du, ſo auch ich, Bibel vom Vater, und Geſangbuch von der Mutter. Der juͤngere Herr v. G. Dein Vater und der Meinige — Ich. Sind wie Herz und Seel gegen einander. Der juͤngere Herr v. G. Dein Vater Seel, der Meinige Herz. Nicht wahr? Ich. Beide Seel und Herz. Der juͤngere Herr v. G. Dieſer mehr Herz, jener mehr Seele. Ich. F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/459
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/459>, abgerufen am 17.06.2024.