Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich. Weiß ich auch. Er widerlegte
sich selbst. Er glaubte, Vergnügen sey die
Empfindung von Lebensbeförderung, und
Schmerz Empfindung von Lebenshinderniß,
und wenn es schon so weit gekommen wäre,
daß man die Lebenshinderniße nicht überwin-
den und das Feld behalten könnte, meint er,
sey Vergnügen, die Kunst, sich selbst von sich
zu entfernen, die große Kunst, nicht an sich
zu dencken. --
Der jüngere Herr v. G. Ich bin noch im
Schreck, in der Vorbereitung, denn bis jetzo
faß ichs noch nicht. --
Herr v. G. Was meinen Sie, lieber
Pastor! wenn wir nur negative Weise und
Gut sind, ist es nicht schon viel, und sollte
man nicht diesen Gedancken auszuüben suchen?
Pastor. Ich weiß nicht. Wißenschaften,
die blos Irrthümer widerlegen, sind, we-
nigstens was mich betrift, unangenehm.
Der Mensch ist von Natur träge und nega-
tiv, durch Grundsätze wird er thätig.
Herr v. G. auf den Herrn v. W. und
Herrmann zeigend.
Licht und Lichtknecht.
Alles lagerte sich auf einen Rasen, und
war so still, daß man sahe, was ich oft gese-
hen. Die Natur behauptet ihre Rechte, so
bald
Ich. Weiß ich auch. Er widerlegte
ſich ſelbſt. Er glaubte, Vergnuͤgen ſey die
Empfindung von Lebensbefoͤrderung, und
Schmerz Empfindung von Lebenshinderniß,
und wenn es ſchon ſo weit gekommen waͤre,
daß man die Lebenshinderniße nicht uͤberwin-
den und das Feld behalten koͤnnte, meint er,
ſey Vergnuͤgen, die Kunſt, ſich ſelbſt von ſich
zu entfernen, die große Kunſt, nicht an ſich
zu dencken. —
Der juͤngere Herr v. G. Ich bin noch im
Schreck, in der Vorbereitung, denn bis jetzo
faß ichs noch nicht. —
Herr v. G. Was meinen Sie, lieber
Paſtor! wenn wir nur negative Weiſe und
Gut ſind, iſt es nicht ſchon viel, und ſollte
man nicht dieſen Gedancken auszuuͤben ſuchen?
Paſtor. Ich weiß nicht. Wißenſchaften,
die blos Irrthuͤmer widerlegen, ſind, we-
nigſtens was mich betrift, unangenehm.
Der Menſch iſt von Natur traͤge und nega-
tiv, durch Grundſaͤtze wird er thaͤtig.
Herr v. G. auf den Herrn v. W. und
Herrmann zeigend.
Licht und Lichtknecht.
Alles lagerte ſich auf einen Raſen, und
war ſo ſtill, daß man ſahe, was ich oft geſe-
hen. Die Natur behauptet ihre Rechte, ſo
bald
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0462" n="450"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Weiß ich auch. Er widerlegte<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t. Er glaubte, Vergnu&#x0364;gen &#x017F;ey die<lb/>
Empfindung von Lebensbefo&#x0364;rderung, und<lb/>
Schmerz Empfindung von Lebenshinderniß,<lb/>
und wenn es &#x017F;chon &#x017F;o weit gekommen wa&#x0364;re,<lb/>
daß man die Lebenshinderniße nicht u&#x0364;berwin-<lb/>
den und das Feld behalten ko&#x0364;nnte, meint er,<lb/>
&#x017F;ey Vergnu&#x0364;gen, die Kun&#x017F;t, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t von &#x017F;ich<lb/>
zu entfernen, die große Kun&#x017F;t, nicht an &#x017F;ich<lb/>
zu dencken. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der ju&#x0364;ngere Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Ich bin noch im<lb/>
Schreck, in der Vorbereitung, denn bis jetzo<lb/>
faß ichs noch nicht. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Was meinen Sie, lieber<lb/>
Pa&#x017F;tor! wenn wir nur negative <hi rendition="#fr">Wei&#x017F;e</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Gut</hi> &#x017F;ind, i&#x017F;t es nicht &#x017F;chon viel, und &#x017F;ollte<lb/>
man nicht die&#x017F;en Gedancken auszuu&#x0364;ben &#x017F;uchen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker>
            <p>Ich weiß nicht. Wißen&#x017F;chaften,<lb/>
die blos Irrthu&#x0364;mer widerlegen, &#x017F;ind, we-<lb/>
nig&#x017F;tens was mich betrift, unangenehm.<lb/>
Der Men&#x017F;ch i&#x017F;t von Natur tra&#x0364;ge und nega-<lb/>
tiv, durch Grund&#x017F;a&#x0364;tze wird er tha&#x0364;tig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G. auf den Herrn v. W. und<lb/>
Herrmann zeigend.</hi> </speaker>
            <p>Licht und Lichtknecht.</p><lb/>
            <p>Alles lagerte &#x017F;ich auf einen Ra&#x017F;en, und<lb/>
war &#x017F;o &#x017F;till, daß man &#x017F;ahe, was ich oft ge&#x017F;e-<lb/>
hen. Die Natur behauptet ihre Rechte, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bald</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0462] Ich. Weiß ich auch. Er widerlegte ſich ſelbſt. Er glaubte, Vergnuͤgen ſey die Empfindung von Lebensbefoͤrderung, und Schmerz Empfindung von Lebenshinderniß, und wenn es ſchon ſo weit gekommen waͤre, daß man die Lebenshinderniße nicht uͤberwin- den und das Feld behalten koͤnnte, meint er, ſey Vergnuͤgen, die Kunſt, ſich ſelbſt von ſich zu entfernen, die große Kunſt, nicht an ſich zu dencken. — Der juͤngere Herr v. G. Ich bin noch im Schreck, in der Vorbereitung, denn bis jetzo faß ichs noch nicht. — Herr v. G. Was meinen Sie, lieber Paſtor! wenn wir nur negative Weiſe und Gut ſind, iſt es nicht ſchon viel, und ſollte man nicht dieſen Gedancken auszuuͤben ſuchen? Paſtor. Ich weiß nicht. Wißenſchaften, die blos Irrthuͤmer widerlegen, ſind, we- nigſtens was mich betrift, unangenehm. Der Menſch iſt von Natur traͤge und nega- tiv, durch Grundſaͤtze wird er thaͤtig. Herr v. G. auf den Herrn v. W. und Herrmann zeigend. Licht und Lichtknecht. Alles lagerte ſich auf einen Raſen, und war ſo ſtill, daß man ſahe, was ich oft geſe- hen. Die Natur behauptet ihre Rechte, ſo bald

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/462
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/462>, abgerufen am 22.11.2024.