Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Kleine. Im Himmel werden keine Mük-
ken seyn! Meintwegen könnten sie -- Ste-
chen werden sie da nicht. --
Frau v. W. Gewis nicht.
Kleine. Und wenn auch! ich bins ge-
wohnt. Der liebe Gott helfe nur dann mei-
nem Bruder, der den Mückentodtschlag in
der Hand hat. --
Wir giengen, ohne zu reden, eine lange Weile.
Frau v. W. Das werden späte Erbsen
werden. --
Kleine. Die da gieng eben auf, wie ich
hinsah. --
Frau v. W. Das nicht! mein Kind, man
sieht nichts aufgehen. Man sagt dahero,
Gras wachsen hören, zum Sehen hats kei-
ner gebracht.
Kleine. Die beiden dort, und so wie
mein Bruder und ich, nach der Größe --
Frau v. W. Sieh nur her, wie behutsam
diese Aufgehende die Erde auf ihren kleinen
Rücken trägt -- Sie hebt sie, sie ehrt ihre
Mutter.
Kleine. Das ist ihre Schuldigkeit. --
Frau v. W. Küßt' ihre Tochter herzlich.

Kleine.
Kleine. Im Himmel werden keine Muͤk-
ken ſeyn! Meintwegen koͤnnten ſie — Ste-
chen werden ſie da nicht. —
Frau v. W. Gewis nicht.
Kleine. Und wenn auch! ich bins ge-
wohnt. Der liebe Gott helfe nur dann mei-
nem Bruder, der den Muͤckentodtſchlag in
der Hand hat. —
Wir giengen, ohne zu reden, eine lange Weile.
Frau v. W. Das werden ſpaͤte Erbſen
werden. —
Kleine. Die da gieng eben auf, wie ich
hinſah. —
Frau v. W. Das nicht! mein Kind, man
ſieht nichts aufgehen. Man ſagt dahero,
Gras wachſen hoͤren, zum Sehen hats kei-
ner gebracht.
Kleine. Die beiden dort, und ſo wie
mein Bruder und ich, nach der Groͤße —
Frau v. W. Sieh nur her, wie behutſam
dieſe Aufgehende die Erde auf ihren kleinen
Ruͤcken traͤgt — Sie hebt ſie, ſie ehrt ihre
Mutter.
Kleine. Das iſt ihre Schuldigkeit. —
Frau v. W. Kuͤßt’ ihre Tochter herzlich.

Kleine.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0472" n="460"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Kleine.</hi> </speaker>
            <p>Im Himmel werden keine Mu&#x0364;k-<lb/>
ken &#x017F;eyn! Meintwegen ko&#x0364;nnten &#x017F;ie &#x2014; Ste-<lb/>
chen werden &#x017F;ie da nicht. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. W.</hi> </speaker>
            <p>Gewis nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Kleine.</hi> </speaker>
            <p>Und wenn auch! ich bins ge-<lb/>
wohnt. Der liebe Gott helfe nur dann mei-<lb/>
nem Bruder, der den Mu&#x0364;ckentodt&#x017F;chlag in<lb/>
der Hand hat. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <stage>Wir giengen, ohne zu reden, eine lange Weile.</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. W.</hi> </speaker>
            <p>Das werden &#x017F;pa&#x0364;te Erb&#x017F;en<lb/>
werden. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Kleine.</hi> </speaker>
            <p>Die da gieng eben auf, wie ich<lb/>
hin&#x017F;ah. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. W.</hi> </speaker>
            <p>Das nicht! mein Kind, man<lb/>
&#x017F;ieht nichts aufgehen. Man &#x017F;agt dahero,<lb/>
Gras wach&#x017F;en <hi rendition="#fr">ho&#x0364;ren,</hi> zum Sehen hats kei-<lb/>
ner gebracht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Kleine.</hi> </speaker>
            <p>Die beiden dort, und &#x017F;o wie<lb/>
mein Bruder und ich, nach der Gro&#x0364;ße &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. W.</hi> </speaker>
            <p>Sieh nur her, wie behut&#x017F;am<lb/>
die&#x017F;e Aufgehende die Erde auf ihren kleinen<lb/>
Ru&#x0364;cken tra&#x0364;gt &#x2014; Sie hebt &#x017F;ie, &#x017F;ie ehrt ihre<lb/>
Mutter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Kleine.</hi> </speaker>
            <p>Das i&#x017F;t ihre Schuldigkeit. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau v. W.</hi> </speaker>
            <p>Ku&#x0364;ßt&#x2019; ihre Tochter herzlich.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Kleine.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0472] Kleine. Im Himmel werden keine Muͤk- ken ſeyn! Meintwegen koͤnnten ſie — Ste- chen werden ſie da nicht. — Frau v. W. Gewis nicht. Kleine. Und wenn auch! ich bins ge- wohnt. Der liebe Gott helfe nur dann mei- nem Bruder, der den Muͤckentodtſchlag in der Hand hat. — Wir giengen, ohne zu reden, eine lange Weile. Frau v. W. Das werden ſpaͤte Erbſen werden. — Kleine. Die da gieng eben auf, wie ich hinſah. — Frau v. W. Das nicht! mein Kind, man ſieht nichts aufgehen. Man ſagt dahero, Gras wachſen hoͤren, zum Sehen hats kei- ner gebracht. Kleine. Die beiden dort, und ſo wie mein Bruder und ich, nach der Groͤße — Frau v. W. Sieh nur her, wie behutſam dieſe Aufgehende die Erde auf ihren kleinen Ruͤcken traͤgt — Sie hebt ſie, ſie ehrt ihre Mutter. Kleine. Das iſt ihre Schuldigkeit. — Frau v. W. Kuͤßt’ ihre Tochter herzlich. Kleine.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/472
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/472>, abgerufen am 22.11.2024.