Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
ten Tisch. Die christliche Religion giebt uns hiezu viele Gelegenheit. -- Herr v. G. Recht, lieber Pastor! Ma- gen und Herz sind Nachbarskinder, so wie sich die Drüsen im Munde und Magen ver- wandt sind. Was jene reitzt, bringt diese in Bewegung. Bey Tisch lernt man thun, würcken, in den Schulen lernt man reden. -- Mit meinem Freunde muß ich genüßen. -- Pastor. Die herzliche Beredsamkeit, wo eine Einsilbe oft mehr gilt, als ein prahlendes: Allerseits nach Stand und Würden, ist auch bey Tisch zu Hause. Bey Tisch wird man nicht alt. Sehr richtig. Was uns hiedurch an Zeit abgeht, ersetzen Stärcke, Gesund- heit, und eine lachende, alles leicht findende Stirn. Hiedurch richten wir in einer Stunde mehr aus, als ein Kurzeßer in einem halben Tage. -- Herr v. G. Es lebe Luther und seine Tischreden! -- Ein schönes Stück von ihm, eine Ehrensäule für die Menschheit. -- Hätt er die nicht nachgelaßen, ich würd ihn lange nicht für das halten was er war. Die Fröhlichkeit, die Freundschaft an einem wol- besetzten Tisch, die Gerechtigkeit, lieber Pa- stor!
ten Tiſch. Die chriſtliche Religion giebt uns hiezu viele Gelegenheit. — Herr v. G. Recht, lieber Paſtor! Ma- gen und Herz ſind Nachbarskinder, ſo wie ſich die Druͤſen im Munde und Magen ver- wandt ſind. Was jene reitzt, bringt dieſe in Bewegung. Bey Tiſch lernt man thun, wuͤrcken, in den Schulen lernt man reden. — Mit meinem Freunde muß ich genuͤßen. — Paſtor. Die herzliche Beredſamkeit, wo eine Einſilbe oft mehr gilt, als ein prahlendes: Allerſeits nach Stand und Wuͤrden, iſt auch bey Tiſch zu Hauſe. Bey Tiſch wird man nicht alt. Sehr richtig. Was uns hiedurch an Zeit abgeht, erſetzen Staͤrcke, Geſund- heit, und eine lachende, alles leicht findende Stirn. Hiedurch richten wir in einer Stunde mehr aus, als ein Kurzeßer in einem halben Tage. — Herr v. G. Es lebe Luther und ſeine Tiſchreden! — Ein ſchoͤnes Stuͤck von ihm, eine Ehrenſaͤule fuͤr die Menſchheit. — Haͤtt er die nicht nachgelaßen, ich wuͤrd ihn lange nicht fuͤr das halten was er war. Die Froͤhlichkeit, die Freundſchaft an einem wol- beſetzten Tiſch, die Gerechtigkeit, lieber Pa- ſtor!
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0478" n="464"/> ten Tiſch. Die chriſtliche Religion giebt<lb/> uns hiezu viele Gelegenheit. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Recht, lieber Paſtor! Ma-<lb/> gen und Herz ſind Nachbarskinder, ſo wie<lb/> ſich die Druͤſen im Munde und Magen ver-<lb/> wandt ſind. Was jene reitzt, bringt dieſe<lb/> in Bewegung. Bey Tiſch lernt man thun,<lb/> wuͤrcken, in den Schulen lernt man reden. —<lb/> Mit meinem Freunde muß ich genuͤßen. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Paſtor.</hi> </speaker> <p>Die herzliche Beredſamkeit, wo<lb/> eine Einſilbe oft mehr gilt, als ein prahlendes:<lb/> Allerſeits nach Stand und Wuͤrden, iſt auch<lb/> bey Tiſch zu Hauſe. Bey Tiſch wird man<lb/> nicht alt. Sehr richtig. Was uns hiedurch<lb/> an Zeit abgeht, erſetzen Staͤrcke, Geſund-<lb/> heit, und eine lachende, alles leicht findende<lb/> Stirn. Hiedurch richten wir in einer Stunde<lb/> mehr aus, als ein Kurzeßer in einem halben<lb/> Tage. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Es lebe Luther und ſeine<lb/> Tiſchreden! — Ein ſchoͤnes Stuͤck von ihm,<lb/> eine Ehrenſaͤule fuͤr die Menſchheit. — Haͤtt<lb/> er die nicht nachgelaßen, ich wuͤrd ihn lange<lb/> nicht fuͤr das halten was er war. Die<lb/> Froͤhlichkeit, die Freundſchaft an einem wol-<lb/> beſetzten Tiſch, die Gerechtigkeit, lieber Pa-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtor!</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [464/0478]
ten Tiſch. Die chriſtliche Religion giebt
uns hiezu viele Gelegenheit. —
Herr v. G. Recht, lieber Paſtor! Ma-
gen und Herz ſind Nachbarskinder, ſo wie
ſich die Druͤſen im Munde und Magen ver-
wandt ſind. Was jene reitzt, bringt dieſe
in Bewegung. Bey Tiſch lernt man thun,
wuͤrcken, in den Schulen lernt man reden. —
Mit meinem Freunde muß ich genuͤßen. —
Paſtor. Die herzliche Beredſamkeit, wo
eine Einſilbe oft mehr gilt, als ein prahlendes:
Allerſeits nach Stand und Wuͤrden, iſt auch
bey Tiſch zu Hauſe. Bey Tiſch wird man
nicht alt. Sehr richtig. Was uns hiedurch
an Zeit abgeht, erſetzen Staͤrcke, Geſund-
heit, und eine lachende, alles leicht findende
Stirn. Hiedurch richten wir in einer Stunde
mehr aus, als ein Kurzeßer in einem halben
Tage. —
Herr v. G. Es lebe Luther und ſeine
Tiſchreden! — Ein ſchoͤnes Stuͤck von ihm,
eine Ehrenſaͤule fuͤr die Menſchheit. — Haͤtt
er die nicht nachgelaßen, ich wuͤrd ihn lange
nicht fuͤr das halten was er war. Die
Froͤhlichkeit, die Freundſchaft an einem wol-
beſetzten Tiſch, die Gerechtigkeit, lieber Pa-
ſtor!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |