Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778. Pastor. Wer Fleisch und die davon er- preßte Suppe ißt, ißt den Kern, und nach- her die Schale. Genüßt den Saft und hin- ter her die Hülse. Herr v. W. Wenn Sie mir gleich nicht be- sondere Festtagsgerichte gestatten, National- speisen werden Sie mir wenigstens zugeben? -- Pastor. Gerne, und da ist beym Eng- länder Braten, bey den Deutschen Mehlspeise, beym Franzosen Kraut auf dem Felde. Die Deutschen sind Männer des Tisches. Sie sitzen lange dabey, ihr Tisch ist der beste. Kein Wunder, daß sie am längsten dabey weilen. Sie sind die gastfreysten, die mensch- lichsten Eßer und Trincker. -- Herr v. G. Katholicken kochen vortreff- lich Fische. -- Pastor. Noth lehrt beten. Wenn ich zu reformiren hätte, müßte das schöne Geschlecht, wenn es ja kochen soll, mit strenger Aus- schließung alles was Othem gehabt, sich auf Milchspeisen und Gemüse einschräncken. Kein Fleisch und Fische müßten sie kochen, son- dern blos natürliche Gerichte würden zu ihrem Departement gehören. Obst aus Frauenzimmerhänden ist beynahe wie vom Baum. Herr G g 3
Paſtor. Wer Fleiſch und die davon er- preßte Suppe ißt, ißt den Kern, und nach- her die Schale. Genuͤßt den Saft und hin- ter her die Huͤlſe. Herr v. W. Wenn Sie mir gleich nicht be- ſondere Feſttagsgerichte geſtatten, National- ſpeiſen werden Sie mir wenigſtens zugeben? — Paſtor. Gerne, und da iſt beym Eng- laͤnder Braten, bey den Deutſchen Mehlſpeiſe, beym Franzoſen Kraut auf dem Felde. Die Deutſchen ſind Maͤnner des Tiſches. Sie ſitzen lange dabey, ihr Tiſch iſt der beſte. Kein Wunder, daß ſie am laͤngſten dabey weilen. Sie ſind die gaſtfreyſten, die menſch- lichſten Eßer und Trincker. — Herr v. G. Katholicken kochen vortreff- lich Fiſche. — Paſtor. Noth lehrt beten. Wenn ich zu reformiren haͤtte, muͤßte das ſchoͤne Geſchlecht, wenn es ja kochen ſoll, mit ſtrenger Aus- ſchließung alles was Othem gehabt, ſich auf Milchſpeiſen und Gemuͤſe einſchraͤncken. Kein Fleiſch und Fiſche muͤßten ſie kochen, ſon- dern blos natuͤrliche Gerichte wuͤrden zu ihrem Departement gehoͤren. Obſt aus Frauenzimmerhaͤnden iſt beynahe wie vom Baum. Herr G g 3
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Paſtor. Wer Fleiſch und die davon er-
preßte Suppe ißt, ißt den Kern, und nach-
her die Schale. Genuͤßt den Saft und hin-
ter her die Huͤlſe.
Herr v. W. Wenn Sie mir gleich nicht be-
ſondere Feſttagsgerichte geſtatten, National-
ſpeiſen werden Sie mir wenigſtens zugeben? —
Paſtor. Gerne, und da iſt beym Eng-
laͤnder Braten, bey den Deutſchen Mehlſpeiſe,
beym Franzoſen Kraut auf dem Felde. Die
Deutſchen ſind Maͤnner des Tiſches. Sie
ſitzen lange dabey, ihr Tiſch iſt der beſte.
Kein Wunder, daß ſie am laͤngſten dabey
weilen. Sie ſind die gaſtfreyſten, die menſch-
lichſten Eßer und Trincker. —
Herr v. G. Katholicken kochen vortreff-
lich Fiſche. —
Paſtor. Noth lehrt beten. Wenn ich zu
reformiren haͤtte, muͤßte das ſchoͤne Geſchlecht,
wenn es ja kochen ſoll, mit ſtrenger Aus-
ſchließung alles was Othem gehabt, ſich auf
Milchſpeiſen und Gemuͤſe einſchraͤncken. Kein
Fleiſch und Fiſche muͤßten ſie kochen, ſon-
dern blos natuͤrliche Gerichte wuͤrden zu
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