Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Herr v. G. Obst, Pastor, denck ich, sey die
natürlichste Speis' in der Welt.
Vater. Es ist ein paradisches Eßen, ein
Manna, das noch vom Himmel fält, wor-
nach alle Kinder einen Erbgeschmack mit auf
die Welt bringen.
Herr v. G. Obst ist die gesundeste Speise
unter allen. Nach Obst, Milch und Honig. --
Pastor. Ich bin nicht von denen, die
schon das liebe Brod in der Welt zu gekün-
stelt finden, und sich auf die allererste Natur-
elementen reduciren wollen. Wer mir aber
Obst verachtet --
Herr v. G. Ist ein verderbter unnatür-
licher Mensch. Er hat seine Unschuld ver-
lohren, und trägt davon das Mahlzeichen
an sich. -- Pastor, ein Glas Wein aus den
Händen eines Frauenzimmers --
Pastor. So wie ein Glas Waßer und al-
ler Tranck aus ihren Händen. Der Tranck
ist mehr der Kunst entgangen, als die Spei-
sen, und aus Gottes Händen ziemlich un-
verfälscht auf uns gekommen. Ein Glas
Wein bey der Quelle.
Wie bange mir bey dem Worte Quelle ward,
können sich meine Leser nicht vorstellen. Ich ha-
be wenigstens ein Quartblat dicht geschrieben,
drü-
Herr v. G. Obſt, Paſtor, denck ich, ſey die
natuͤrlichſte Speiſ’ in der Welt.
Vater. Es iſt ein paradiſches Eßen, ein
Manna, das noch vom Himmel faͤlt, wor-
nach alle Kinder einen Erbgeſchmack mit auf
die Welt bringen.
Herr v. G. Obſt iſt die geſundeſte Speiſe
unter allen. Nach Obſt, Milch und Honig. —
Paſtor. Ich bin nicht von denen, die
ſchon das liebe Brod in der Welt zu gekuͤn-
ſtelt finden, und ſich auf die allererſte Natur-
elementen reduciren wollen. Wer mir aber
Obſt verachtet —
Herr v. G. Iſt ein verderbter unnatuͤr-
licher Menſch. Er hat ſeine Unſchuld ver-
lohren, und traͤgt davon das Mahlzeichen
an ſich. — Paſtor, ein Glas Wein aus den
Haͤnden eines Frauenzimmers —
Paſtor. So wie ein Glas Waßer und al-
ler Tranck aus ihren Haͤnden. Der Tranck
iſt mehr der Kunſt entgangen, als die Spei-
ſen, und aus Gottes Haͤnden ziemlich un-
verfaͤlſcht auf uns gekommen. Ein Glas
Wein bey der Quelle.
Wie bange mir bey dem Worte Quelle ward,
koͤnnen ſich meine Leſer nicht vorſtellen. Ich ha-
be wenigſtens ein Quartblat dicht geſchrieben,
druͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0482" n="468"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Ob&#x017F;t, Pa&#x017F;tor, denck ich, &#x017F;ey die<lb/>
natu&#x0364;rlich&#x017F;te Spei&#x017F;&#x2019; in der Welt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker>
            <p>Es i&#x017F;t ein paradi&#x017F;ches Eßen, ein<lb/>
Manna, das noch vom Himmel fa&#x0364;lt, wor-<lb/>
nach alle Kinder einen Erbge&#x017F;chmack mit auf<lb/>
die Welt bringen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>Ob&#x017F;t i&#x017F;t die ge&#x017F;unde&#x017F;te Spei&#x017F;e<lb/>
unter allen. Nach Ob&#x017F;t, Milch und Honig. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker>
            <p>Ich bin nicht von denen, die<lb/>
&#x017F;chon das liebe Brod in der Welt zu geku&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;telt finden, und &#x017F;ich auf die allerer&#x017F;te Natur-<lb/>
elementen reduciren wollen. Wer mir aber<lb/>
Ob&#x017F;t verachtet &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker>
            <p>I&#x017F;t ein verderbter unnatu&#x0364;r-<lb/>
licher Men&#x017F;ch. Er hat &#x017F;eine Un&#x017F;chuld ver-<lb/>
lohren, und tra&#x0364;gt davon das Mahlzeichen<lb/>
an &#x017F;ich. &#x2014; Pa&#x017F;tor, ein Glas Wein aus den<lb/>
Ha&#x0364;nden eines Frauenzimmers &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker>
            <p>So wie ein Glas Waßer und al-<lb/>
ler Tranck aus ihren Ha&#x0364;nden. Der Tranck<lb/>
i&#x017F;t mehr der Kun&#x017F;t entgangen, als die Spei-<lb/>
&#x017F;en, und aus Gottes Ha&#x0364;nden ziemlich un-<lb/>
verfa&#x0364;l&#x017F;cht auf uns gekommen. Ein Glas<lb/>
Wein <hi rendition="#fr">bey der Quelle.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <stage>Wie bange mir bey dem Worte <hi rendition="#fr">Quelle</hi> ward,<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ich meine Le&#x017F;er nicht vor&#x017F;tellen. Ich ha-<lb/>
be wenig&#x017F;tens ein Quartblat dicht ge&#x017F;chrieben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dru&#x0364;-</fw><lb/></stage>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0482] Herr v. G. Obſt, Paſtor, denck ich, ſey die natuͤrlichſte Speiſ’ in der Welt. Vater. Es iſt ein paradiſches Eßen, ein Manna, das noch vom Himmel faͤlt, wor- nach alle Kinder einen Erbgeſchmack mit auf die Welt bringen. Herr v. G. Obſt iſt die geſundeſte Speiſe unter allen. Nach Obſt, Milch und Honig. — Paſtor. Ich bin nicht von denen, die ſchon das liebe Brod in der Welt zu gekuͤn- ſtelt finden, und ſich auf die allererſte Natur- elementen reduciren wollen. Wer mir aber Obſt verachtet — Herr v. G. Iſt ein verderbter unnatuͤr- licher Menſch. Er hat ſeine Unſchuld ver- lohren, und traͤgt davon das Mahlzeichen an ſich. — Paſtor, ein Glas Wein aus den Haͤnden eines Frauenzimmers — Paſtor. So wie ein Glas Waßer und al- ler Tranck aus ihren Haͤnden. Der Tranck iſt mehr der Kunſt entgangen, als die Spei- ſen, und aus Gottes Haͤnden ziemlich un- verfaͤlſcht auf uns gekommen. Ein Glas Wein bey der Quelle. Wie bange mir bey dem Worte Quelle ward, koͤnnen ſich meine Leſer nicht vorſtellen. Ich ha- be wenigſtens ein Quartblat dicht geſchrieben, druͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/482
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/482>, abgerufen am 17.06.2024.