Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778. Pastor. Wir sehen den May, so man- ches erste, so manches neue vom Jahr. -- Herr v. G. Deutschland -- wie ein Feuer- werck brandt es ab, Deutschland! Pastor. In deutschem Wein. Wer französischen Wein hatte, ließ sich zu Deutschlands ehre deutschen geben. Herr v. G. Wird euch auch so deutsch ums Herz als mir? Wir trancken noch einmal: Deutschland! und zum drittenmal: Deutschland! Wir feyren, fing Herr v. W -- an, als ob er den Faden gefunden hätte, den Herr v. G -- und mein Vater verloh- ren. Wir feyren das seelige Andencken unsrer in Gott ruhenden Vorväter, die, wenn gleich sie ein Glas über Durst trancken, dies und noch mehr in Ehren thaten, und Wein und ein Kuß in Eh- ren, soll Niemand wehren. -- Herr v. G. Sie gaben Gott, was Got- tes, dem Kayser, was des Kaysers, dem Freunde, was des Freundes, ihren Weibern, was der Weiber war. -- Pastor. Sie waren tapfer, ohne durch ein Aushängeschild ihren Muth zu verkündi- gen.
Paſtor. Wir ſehen den May, ſo man- ches erſte, ſo manches neue vom Jahr. — Herr v. G. Deutſchland — wie ein Feuer- werck brandt es ab, Deutſchland! Paſtor. In deutſchem Wein. Wer franzoͤſiſchen Wein hatte, ließ ſich zu Deutſchlands ehre deutſchen geben. Herr v. G. Wird euch auch ſo deutſch ums Herz als mir? Wir trancken noch einmal: Deutſchland! und zum drittenmal: Deutſchland! Wir feyren, fing Herr v. W — an, als ob er den Faden gefunden haͤtte, den Herr v. G — und mein Vater verloh- ren. Wir feyren das ſeelige Andencken unſrer in Gott ruhenden Vorvaͤter, die, wenn gleich ſie ein Glas uͤber Durſt trancken, dies und noch mehr in Ehren thaten, und Wein und ein Kuß in Eh- ren, ſoll Niemand wehren. — Herr v. G. Sie gaben Gott, was Got- tes, dem Kayſer, was des Kayſers, dem Freunde, was des Freundes, ihren Weibern, was der Weiber war. — Paſtor. Sie waren tapfer, ohne durch ein Aushaͤngeſchild ihren Muth zu verkuͤndi- gen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0507" n="493"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Paſtor.</hi> </speaker> <p>Wir ſehen den May, ſo man-<lb/> ches erſte, ſo manches neue vom Jahr. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#fr">Deutſchland</hi> — wie ein Feuer-<lb/> werck brandt es ab, <hi rendition="#fr">Deutſchland!</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Paſtor.</hi> </speaker> <p>In deutſchem Wein.</p> </sp><lb/> <stage>Wer franzoͤſiſchen Wein hatte, ließ ſich zu<lb/> Deutſchlands ehre deutſchen geben.</stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Wird euch auch ſo deutſch ums<lb/> Herz als mir?</p> </sp><lb/> <stage>Wir trancken noch einmal: <hi rendition="#fr">Deutſchland!</hi><lb/> und zum drittenmal: <hi rendition="#fr">Deutſchland!</hi><lb/> Wir feyren, fing Herr v. W — an, als<lb/> ob er den Faden gefunden haͤtte, den<lb/> Herr v. G — und mein Vater verloh-<lb/> ren. Wir feyren das ſeelige Andencken<lb/> unſrer in Gott ruhenden Vorvaͤter, die,<lb/> wenn gleich ſie ein Glas uͤber Durſt<lb/> trancken, dies und noch mehr in Ehren<lb/> thaten, und Wein und ein Kuß in Eh-<lb/> ren, ſoll Niemand wehren. —</stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Sie gaben Gott, was Got-<lb/> tes, dem Kayſer, was des Kayſers, dem<lb/> Freunde, was des Freundes, ihren Weibern,<lb/> was der Weiber war. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Paſtor.</hi> </speaker> <p>Sie waren tapfer, ohne durch<lb/> ein Aushaͤngeſchild ihren Muth zu verkuͤndi-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen.</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [493/0507]
Paſtor. Wir ſehen den May, ſo man-
ches erſte, ſo manches neue vom Jahr. —
Herr v. G. Deutſchland — wie ein Feuer-
werck brandt es ab, Deutſchland!
Paſtor. In deutſchem Wein.
Wer franzoͤſiſchen Wein hatte, ließ ſich zu
Deutſchlands ehre deutſchen geben.
Herr v. G. Wird euch auch ſo deutſch ums
Herz als mir?
Wir trancken noch einmal: Deutſchland!
und zum drittenmal: Deutſchland!
Wir feyren, fing Herr v. W — an, als
ob er den Faden gefunden haͤtte, den
Herr v. G — und mein Vater verloh-
ren. Wir feyren das ſeelige Andencken
unſrer in Gott ruhenden Vorvaͤter, die,
wenn gleich ſie ein Glas uͤber Durſt
trancken, dies und noch mehr in Ehren
thaten, und Wein und ein Kuß in Eh-
ren, ſoll Niemand wehren. —
Herr v. G. Sie gaben Gott, was Got-
tes, dem Kayſer, was des Kayſers, dem
Freunde, was des Freundes, ihren Weibern,
was der Weiber war. —
Paſtor. Sie waren tapfer, ohne durch
ein Aushaͤngeſchild ihren Muth zu verkuͤndi-
gen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/507 |
Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/507>, abgerufen am 16.02.2025. |