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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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gen. Frisches, unvergiftetes Blut röthete
ihre Wangen, sie liebten ihre Weiber wie
Menschen, ihre Freunde wie Engel, wie star-
cke Geister. Sie waren beglaubt ohne Schwur.
Wolte Gott, daß ihre Kinder eine solche
Denckungsart nie unter das alte Eisen legen
möchten! --
Herr v. G. Wir feyren die seelige Zukunft,
da sich die Wißenschaften zu diesen deutschen
Eigenschaften wie Weib zum Manne gesellen,
und nichts soll dieses Paar scheiden! Jeder
der in Curland deutsch spricht, empfinde,
daß er ein deutscher Nachbar, ein Mitdeut-
scher sey!
(Mein Vater schien einwenden zu wollen; allein
es blieb beym Schein.)

Dieser Gedancke sey der verborgene Hebel, der
uns in Bewegung setze, deutsch zu seyn! --

Herr v. W. Damit wir uns dem Genie
einer Sprache bequemen, die zur Bescheiden-
heit und zur Höflichkeit, zum Unterschiede
zwischen Herr und Knecht gebohren ist. So
rauh auch unsre Vorfahren waren, so rauh
ihre Sprache auf uns gebracht worden, die
noch bis diesen Augenblick nicht über alle
Bothmäßigkeit des Vorwurfs erhaben ist;
so
gen. Friſches, unvergiftetes Blut roͤthete
ihre Wangen, ſie liebten ihre Weiber wie
Menſchen, ihre Freunde wie Engel, wie ſtar-
cke Geiſter. Sie waren beglaubt ohne Schwur.
Wolte Gott, daß ihre Kinder eine ſolche
Denckungsart nie unter das alte Eiſen legen
moͤchten! —
Herr v. G. Wir feyren die ſeelige Zukunft,
da ſich die Wißenſchaften zu dieſen deutſchen
Eigenſchaften wie Weib zum Manne geſellen,
und nichts ſoll dieſes Paar ſcheiden! Jeder
der in Curland deutſch ſpricht, empfinde,
daß er ein deutſcher Nachbar, ein Mitdeut-
ſcher ſey!
(Mein Vater ſchien einwenden zu wollen; allein
es blieb beym Schein.)

Dieſer Gedancke ſey der verborgene Hebel, der
uns in Bewegung ſetze, deutſch zu ſeyn! —

Herr v. W. Damit wir uns dem Genie
einer Sprache bequemen, die zur Beſcheiden-
heit und zur Hoͤflichkeit, zum Unterſchiede
zwiſchen Herr und Knecht gebohren iſt. So
rauh auch unſre Vorfahren waren, ſo rauh
ihre Sprache auf uns gebracht worden, die
noch bis dieſen Augenblick nicht uͤber alle
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[494/0508] gen. Friſches, unvergiftetes Blut roͤthete ihre Wangen, ſie liebten ihre Weiber wie Menſchen, ihre Freunde wie Engel, wie ſtar- cke Geiſter. Sie waren beglaubt ohne Schwur. Wolte Gott, daß ihre Kinder eine ſolche Denckungsart nie unter das alte Eiſen legen moͤchten! — Herr v. G. Wir feyren die ſeelige Zukunft, da ſich die Wißenſchaften zu dieſen deutſchen Eigenſchaften wie Weib zum Manne geſellen, und nichts ſoll dieſes Paar ſcheiden! Jeder der in Curland deutſch ſpricht, empfinde, daß er ein deutſcher Nachbar, ein Mitdeut- ſcher ſey! (Mein Vater ſchien einwenden zu wollen; allein es blieb beym Schein.) Dieſer Gedancke ſey der verborgene Hebel, der uns in Bewegung ſetze, deutſch zu ſeyn! — Herr v. W. Damit wir uns dem Genie einer Sprache bequemen, die zur Beſcheiden- heit und zur Hoͤflichkeit, zum Unterſchiede zwiſchen Herr und Knecht gebohren iſt. So rauh auch unſre Vorfahren waren, ſo rauh ihre Sprache auf uns gebracht worden, die noch bis dieſen Augenblick nicht uͤber alle Bothmaͤßigkeit des Vorwurfs erhaben iſt; ſo

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/508>, abgerufen am 24.11.2024.