Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
so sehr unterscheidet sie sich von allen Spra- chen, wegen des in ihr liegenden Original- stofs zur Höflichkeit. Was schadet ein har- ter Ton, wenn die Kraft der Sprach ihn wi- derlegt? -- Hier entstand Krieg und Kriegsgeschrey. Endlich hatt' all Fehd ein End. Ein Frie- densartickel war, daß Herr v. W -- die- sen Tag, als Fest der Deutschen, auf Kin- deskind bringen würde. Omne trinum perfectum perorirte Herr Herrmann, dem es mit diesem lateinschen Brocken beßer ging, als mit dem Tempel der Diana. Fest der Deutschen, fuhr Herrmann fort, müt- terlicher Geburtstag (die Mutter des Herrn v. W -- hatt' an diesem Tage das Licht der Welt erblickt) vorläufiger Verlobungs- tag. -- Man dacht auf feyerliche Einwei- hung dieses Festes, und es ward ein Schäuer gebracht, welchen der Herr v. G -- zu leeren anfing und den er die Runde ge- hen lies. Herr v. W -- war außer sich wegen dieser feyerlichen Anstalten. Ich hätte dieses wissen sollen, sagt' er. An ihn kam der Schäuer zuletzt. Sein Danck war rührend. Der gute Mann jammerte mich, und, wie ich hoffe, wird er alle mei- Le- J i
ſo ſehr unterſcheidet ſie ſich von allen Spra- chen, wegen des in ihr liegenden Original- ſtofs zur Hoͤflichkeit. Was ſchadet ein har- ter Ton, wenn die Kraft der Sprach ihn wi- derlegt? — Hier entſtand Krieg und Kriegsgeſchrey. Endlich hatt’ all Fehd ein End. Ein Frie- densartickel war, daß Herr v. W — die- ſen Tag, als Feſt der Deutſchen, auf Kin- deskind bringen wuͤrde. Omne trinum perfectum perorirte Herr Herrmann, dem es mit dieſem lateinſchen Brocken beßer ging, als mit dem Tempel der Diana. Feſt der Deutſchen, fuhr Herrmann fort, muͤt- terlicher Geburtstag (die Mutter des Herrn v. W — hatt’ an dieſem Tage das Licht der Welt erblickt) vorlaͤufiger Verlobungs- tag. — Man dacht auf feyerliche Einwei- hung dieſes Feſtes, und es ward ein Schaͤuer gebracht, welchen der Herr v. G — zu leeren anfing und den er die Runde ge- hen lies. Herr v. W — war außer ſich wegen dieſer feyerlichen Anſtalten. Ich haͤtte dieſes wiſſen ſollen, ſagt’ er. An ihn kam der Schaͤuer zuletzt. Sein Danck war ruͤhrend. Der gute Mann jammerte mich, und, wie ich hoffe, wird er alle mei- Le- J i
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ſtofs zur Hoͤflichkeit. Was ſchadet ein har-
ter Ton, wenn die Kraft der Sprach ihn wi-
derlegt? —
Hier entſtand Krieg und Kriegsgeſchrey.
Endlich hatt’ all Fehd ein End. Ein Frie-
densartickel war, daß Herr v. W — die-
ſen Tag, als Feſt der Deutſchen, auf Kin-
deskind bringen wuͤrde. Omne trinum
perfectum perorirte Herr Herrmann, dem
es mit dieſem lateinſchen Brocken beßer
ging, als mit dem Tempel der Diana. Feſt
der Deutſchen, fuhr Herrmann fort, muͤt-
terlicher Geburtstag (die Mutter des Herrn
v. W — hatt’ an dieſem Tage das Licht der
Welt erblickt) vorlaͤufiger Verlobungs-
tag. — Man dacht auf feyerliche Einwei-
hung dieſes Feſtes, und es ward ein
Schaͤuer gebracht, welchen der Herr v. G —
zu leeren anfing und den er die Runde ge-
hen lies. Herr v. W — war außer ſich
wegen dieſer feyerlichen Anſtalten. Ich
haͤtte dieſes wiſſen ſollen, ſagt’ er. An
ihn kam der Schaͤuer zuletzt. Sein Danck
war ruͤhrend. Der gute Mann jammerte
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