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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Ritt. Herr v. W -- machte von diesem
Zeitpunckte Gebrauch, und befraget mei-
nen Vater, was der überhaupt von der
Musik dächte?
Pastor. Ich bin für die Musik der See-
len, so nenn ich die Poesie, für die Har-
monie der Spähren, die dem platonisch-
philosophischen Ohre hörbar ist. -- Was die
andere Musik betrift; so fält mir offt dabey
ein, wie Dionysius einen Musikus behan-
delte. Er versprach, ihn reichlich zu beloh-
nen, und da er den Lohn abforderte, ver-
wies er ihn aufs Gehör, um Null mit Null
aufgehen zu laßen.
Der Herr v. W -- fand diese Antwort
für einen Dionysius viel zu fein, und gewis
würde er die Waldhornisten, so höflich er übri-
gens war, anders abgefertiget haben. Aus
Angst und Roth (der natürliche Weg zum Wortspiel)
kam Herr v. W -- aufs Spiel, und
freute sich herzlich, da er das Intreße be-
merckte, das die Herren v. X. Y. Z -- an
diesem Worte nahmen.
Der Herr v. G. war über die Lage des
Herr v. W -- schalckhaft still vergnügt.

Pastor.
K k
Ritt. Herr v. W — machte von dieſem
Zeitpunckte Gebrauch, und befraget mei-
nen Vater, was der uͤberhaupt von der
Muſik daͤchte?
Paſtor. Ich bin fuͤr die Muſik der See-
len, ſo nenn ich die Poeſie, fuͤr die Har-
monie der Spaͤhren, die dem platoniſch-
philoſophiſchen Ohre hoͤrbar iſt. — Was die
andere Muſik betrift; ſo faͤlt mir offt dabey
ein, wie Dionyſius einen Muſikus behan-
delte. Er verſprach, ihn reichlich zu beloh-
nen, und da er den Lohn abforderte, ver-
wies er ihn aufs Gehoͤr, um Null mit Null
aufgehen zu laßen.
Der Herr v. W — fand dieſe Antwort
fuͤr einen Dionyſius viel zu fein, und gewis
wuͤrde er die Waldhorniſten, ſo hoͤflich er uͤbri-
gens war, anders abgefertiget haben. Aus
Angſt und Roth (der natuͤrliche Weg zum Wortſpiel)
kam Herr v. W — aufs Spiel, und
freute ſich herzlich, da er das Intreße be-
merckte, das die Herren v. X. Y. Z — an
dieſem Worte nahmen.
Der Herr v. G. war uͤber die Lage des
Herr v. W — ſchalckhaft ſtill vergnuͤgt.

Paſtor.
K k
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[511/0525] Ritt. Herr v. W — machte von dieſem Zeitpunckte Gebrauch, und befraget mei- nen Vater, was der uͤberhaupt von der Muſik daͤchte? Paſtor. Ich bin fuͤr die Muſik der See- len, ſo nenn ich die Poeſie, fuͤr die Har- monie der Spaͤhren, die dem platoniſch- philoſophiſchen Ohre hoͤrbar iſt. — Was die andere Muſik betrift; ſo faͤlt mir offt dabey ein, wie Dionyſius einen Muſikus behan- delte. Er verſprach, ihn reichlich zu beloh- nen, und da er den Lohn abforderte, ver- wies er ihn aufs Gehoͤr, um Null mit Null aufgehen zu laßen. Der Herr v. W — fand dieſe Antwort fuͤr einen Dionyſius viel zu fein, und gewis wuͤrde er die Waldhorniſten, ſo hoͤflich er uͤbri- gens war, anders abgefertiget haben. Aus Angſt und Roth (der natuͤrliche Weg zum Wortſpiel) kam Herr v. W — aufs Spiel, und freute ſich herzlich, da er das Intreße be- merckte, das die Herren v. X. Y. Z — an dieſem Worte nahmen. Der Herr v. G. war uͤber die Lage des Herr v. W — ſchalckhaft ſtill vergnuͤgt. Paſtor. K k

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/525>, abgerufen am 21.11.2024.