Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.gehabt. Sie äußerte bei dieser Gelegenheit Wenn meine liebe Mutter den Eifer be- Erziehen sagte mein Vater heißt aufwe- disci- E
gehabt. Sie aͤußerte bei dieſer Gelegenheit Wenn meine liebe Mutter den Eifer be- Erziehen ſagte mein Vater heißt aufwe- diſci- E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="63"/> gehabt. Sie aͤußerte bei dieſer Gelegenheit<lb/> die Meinung daß das Ausziſchen ſich aus<lb/> dem Paradieſe herſchriebe, wo der Teufel<lb/> unſren erſten Eltern auf dieſe Art uͤbel be-<lb/> gegnet haͤtte nachdem die armen Betrogene<lb/> den letzten Biſſen Apfel genoſſen. Was den<lb/> todtgedruͤckten Rieſen betraf: fand ſie’s an-<lb/> ſtoͤßig, daß er nicht <hi rendition="#fr">Goliath</hi> hieße. Ich war<lb/> ſehr fuͤrs Todtdruͤcken der Rieſen, aber mein<lb/> Vater zeigte mir das Erhabene das Goͤttliche<lb/> bei der Geſchichte des Davids und ich lernte<lb/> neben her wie unrecht es ſei mehr Mittel und<lb/> waͤrs auch nur ein Graͤnlein anzuwenden,<lb/> als man Zweck hat.</p><lb/> <p>Wenn meine liebe Mutter den Eifer be-<lb/> merkte, der mir bei Erzaͤhlung vom Hercu-<lb/> les unter die Arme griff, ſo daß ich vor<lb/> ihren ſichtlichen Augen an Tiſch und Stuͤh-<lb/> len ein Exempel ſtatuiren wolte; pflegte ſie<lb/> mich zu ermahnen, meine Arme zum Kan-<lb/> zelſchlage zu ſchonen und ſie nicht an unſchul-<lb/> digen Stuͤhlen und Tiſchen zu entweihen.</p><lb/> <p>Erziehen ſagte mein Vater heißt aufwe-<lb/> cken vom Schlaf, mit Schnee reiben wo’s<lb/> erfroren iſt, abkuͤhlen, wo’s brennt. Wer<lb/> nie ein Kind unterrichtet hat wird nie uͤber<lb/> das Mittelmaͤßige hervorragen. <hi rendition="#aq">Docendo</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">diſci-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0071]
gehabt. Sie aͤußerte bei dieſer Gelegenheit
die Meinung daß das Ausziſchen ſich aus
dem Paradieſe herſchriebe, wo der Teufel
unſren erſten Eltern auf dieſe Art uͤbel be-
gegnet haͤtte nachdem die armen Betrogene
den letzten Biſſen Apfel genoſſen. Was den
todtgedruͤckten Rieſen betraf: fand ſie’s an-
ſtoͤßig, daß er nicht Goliath hieße. Ich war
ſehr fuͤrs Todtdruͤcken der Rieſen, aber mein
Vater zeigte mir das Erhabene das Goͤttliche
bei der Geſchichte des Davids und ich lernte
neben her wie unrecht es ſei mehr Mittel und
waͤrs auch nur ein Graͤnlein anzuwenden,
als man Zweck hat.
Wenn meine liebe Mutter den Eifer be-
merkte, der mir bei Erzaͤhlung vom Hercu-
les unter die Arme griff, ſo daß ich vor
ihren ſichtlichen Augen an Tiſch und Stuͤh-
len ein Exempel ſtatuiren wolte; pflegte ſie
mich zu ermahnen, meine Arme zum Kan-
zelſchlage zu ſchonen und ſie nicht an unſchul-
digen Stuͤhlen und Tiſchen zu entweihen.
Erziehen ſagte mein Vater heißt aufwe-
cken vom Schlaf, mit Schnee reiben wo’s
erfroren iſt, abkuͤhlen, wo’s brennt. Wer
nie ein Kind unterrichtet hat wird nie uͤber
das Mittelmaͤßige hervorragen. Docendo
diſci-
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/71>, abgerufen am 16.07.2024. |